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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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lernen ihn heute Abend kennen, dann werden wir ja sehen.»
Matt
    So ungern ich es zugebe, aber ich glaube, der widerliche Dämon meiner Schwester hat recht. Ich bringe nicht mehr die nötige Konzentration auf. Es ist besser, wenn ich unsichtbar bleibe, Frannies Schatten.
    Seit ich es vor drei Tagen wegen der Party vermasselt habe, bin ich ihr schweigend gefolgt, ganz der pflichtbewusste Schutzengel.
    Ich hätte ja im Traum nicht gedacht, dass es so schwer ist, ein Schutzengel zu sein. Gabriel hatte mir erklärt, es gebe Versuchungen und es sei eine echte Herausforderung. Doch er hat auch gesagt, ich sei dazu bestimmt – von Geburt an. Und ich habe ihm geglaubt.
    Aber es ist viel mehr als eine Herausforderung. Es ist die reinste Folter.
    Zum einen bin ich gezwungen, untätig zuzusehen, wie meine Schwester ihr Leben ruiniert, indem sie sich mit einem Dämon zusammentut. Doch das ist längst nicht das Schlimmste.
    Das Schlimmste ist, dass ich deutlich spüre, was mir entgeht.
    Frannie zuzusehen, wie sie ihr Leben lebt, ein Leben das auch mein Leben hätte sein können, wenn die Sache anders gelaufen wäre … Ich kann nicht anders, als mir all das auch zu wünschen: dass Großvater mir auf den Rücken klopft; einen besten Freund, der mich nervt; und eine erste Freundin, die mich küsst. Doch diese Chance wurde mir vor zehn Jahren genommen.
    Meine Realität sieht stattdessen so aus: Ich sitze im Flur herum und überlege, was ich Frannie antworten soll, wenn sie mich fragt, warum ich mit Lili und Taylor zu der Party gegangen bin.
    Wie konnte ich nur glauben, Frannie würde es nicht erfahren? Dann ich erinnere mich an das Pochen in meinen Lenden und begreife, dass ich nicht mit dem richtigen Körperteil gedacht habe – aber das kann ich meiner Schwester unmöglich erklären.
    Während ich im Flur darauf warte, dass Frannie und Luc mit dem fertig werden, was immer sie in Lucs Wohnung tun, kommt Lili die Treppe herauf. Sie weint.
    Mein Inneres versteinert, als ich beobachte, wie sie die Tür aufschließt. Ich weiß, dass ich gerade beschlossen habe, mich ganz auf meinen Auftrag zu konzentrieren, doch plötzlich möchte ich ihr unbedingt helfen. Ich transferiere mich zur Haustür und werde sichtbar, während ich die Treppe hinaufstürme und vor Lucs Tür stehen bleibe. Lili will gerade in ihre Wohnung huschen.
    «Lili? Geht’s dir gut?»
    Sie sieht mich mit großen, verletzten Augen an, und bevor mir bewusst wird, was ich da tue, habe ich sie bereits in die Arme geschlossen.
    «Was ist passiert?»
    Sie löst sich aus meiner Umarmung und schaut zu Boden. «Nichts.»
    Ich wische ihr die Tränen von der Wange. «Das ist aber nicht ‹nichts›», sage ich leise und halte ihr meinen nassen Finger vor die Nase. Eine Sauwut auf den, der sie verletzt hat, lastet wie ein Felsblock auf meiner Brust. Dennoch lasse ich mich in ihren Blick hineinziehen. Überdeutlich spüre ich ihren Körper, und es durchströmt mich warm, bis es sich anfühlt, als würden wir miteinander verschmelzen. Unwillkürlich beuge ich mich zu ihr hinunter, um sie küssen, aber sie weicht zurück.
    «Es ist nur … Ach, vergiss es einfach!»
    Sie will in ihre Wohnung huschen und die Tür schließen, doch ich schiebe den Fuß dazwischen. «Red mit mir, Lili!»
    Sie sieht mich an, und wieder treten ihr Tränen in die Augen. «Es ist nichts. Ich bin nur dumm.»
    «Erzähl es mir!»
    Sie senkt den Blick. «Es war nur dieser Typ. Er ist mir gefolgt, und ich habe Angst bekommen.»
    Mein Magen verkrampft sich zu einem schmerzhaften Knoten. «Was hat er gemacht?»
    Sie schüttelt nur den Kopf, und frische Tränen laufen ihr über die Wangen.
    «Hat er dir wehgetan?»
    Sie schüttelt den Kopf energischer. «Nein, aber …»
    Ich ziehe sie wieder in meine Arme, und diesmal wehrt sie sich nicht. «Hier kann dir nichts passieren. Ich pass auf dich auf.» Es knistert zwischen uns, Funken springen über. «Wer war es? Hast du ihn erkannt?»
    «Nein», antwortet sie. Dann hebt sie den Kopf und sieht mich an. «Warte … vielleicht. Kann sein, dass er neulich auf der Party war.»
    Ich spüre, wie heftig ihr Herz pocht, und bin überzeugt, wenn ich ein Herz hätte, würde meines ebenfalls rasen. Schließlich löse ich mich von ihr. Ich weiß, was ich zu tun habe. «Bleib in deiner Wohnung, und schließ gut ab.»
    Sie macht große Augen. «Was hast du vor?»
    «Bleib in der Wohnung.» Ich nehme ihr Gesicht in beide Hände und wische ihr mit den Daumen die Tränen fort. Sie

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