Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
verzieht das Gesicht. Mich verlässt der Mut. Ich fasse es nicht. Nicht nur, was er gesagt hat, sondern wie . Offenbar kann er es selbst auch nicht fassen.
«Ich …», setzt er an, doch seine Stimme versagt; der Schock macht ihn sprachlos. Er schlägt die Hände vors Gesicht.
«Matt, es …» Was? Es tut es mir leid? «Es sollte nicht so sein.»
Er setzt sich wieder aufs Bett. «Tja, so ist es aber», erwidert er müde.
Ich setze mich auf meinen Schreibtischstuhl und sehe ihn vorsichtig an. «Du täuschst dich in Luc», erkläre ich. Ich muss es sagen, auch wenn es nicht unbedingt der beste Zeitpunkt dafür ist. «Er ist jetzt sterblich. Genau wie ich.»
Matt seufzt schwer. «Er wird niemals so sein wie du.»
«Du täuschst dich. Luc liebt mich. Er ist ein Mensch. Er würde mir niemals wehtun.»
«Vielleicht», räumt Matt ein und lächelt schwach. «Aber er kann dich auch nicht beschützen.»
«Tja, mag sein. Trotzdem – kannst du nicht mal lockerlassen? Ein bisschen Nachsicht mit ihm üben?»
Er seufzt erneut und sieht mir in die Augen. «Wenn er es verdient. Ich hoffe nur, dass ich das nicht eines Tages bereue.»
Ich verdrehe die Augen. «Wenn du deinen Job als Schutzengel gut machen willst, musst du langsam mal kapieren, wer der Feind ist. Es ist nicht Luc.»
«Denkst du . Aber du vergisst, dass ich der Profi bin. Ich glaube, ich habe ein bisschen mehr Einblick in den Charakter eines Menschen als du.»
Ich verdrehe noch einmal die Augen, muss jedoch lächeln. «Darf ich dich jemand anderem zuweisen?»
In seinen Augen blitzt etwas auf, und für einen Moment sieht es so aus, als werde er ja sagen. Er steht auf. «Nein.»
«Ich glaube wirklich, Taylor braucht dich mehr als ich.»
Matt schaut zum Fenster. «Du musst etwas für mich tun.» Er wendet sich vom Fenster ab, und in seinem Gesichtsausdruck liegt etwas Verzweifeltes, ja beinahe Wildes.
«Ja?», frage ich behutsam.
Er schaut abrupt auf und verschwindet, bevor sich die Tür öffnet und Taylor im Bademantel meiner Schwester aus dem Bad kommt, die Haare in ein Handtuch gewickelt. Sie sieht immer noch aus wie der Tod: müde und mager, große, dunkle Ringe unter den stumpfen grauen Augen, die Haut grau wie Asche.
«Schaffst du es?», frage ich und stehe auf.
«Vielleicht», antwortet sie mürrisch.
Ich schließe sie in die Arme, obwohl das normalerweise nicht unser Ding ist. «Ich lasse nicht zu, dass er dir noch mal wehtut.»
Sie löst sich und starrt mich wütend an. Dann schnappt sie sich ihre Klamotten vom Boden. «Wenn du meinst.»
«Geht’s dir so weit gut, dass du es nach Hause schaffst? Du kannst heute auch gern noch hierbleiben.»
«Mir geht’s gut.» Sie zerrt sich das T-Shirt über den Kopf.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es geht ihr eindeutig nicht gut, aber ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll.
«Ganz bestimmt?»
«Lass mich einfach in Ruhe, Frannie!», fährt sie mich mit hasserfüllter Miene an.
Ich starre sie überrascht an.
«Ich habe es satt, dass du die Heilige spielst. Als wärst du perfekt oder so.»
«Tay, ich will dir doch nur helfen.»
«Na, dann hilf mir, indem du mich zum Teufel noch mal in Ruhe lässt.» Sie zieht den Rock hoch und fällt dabei beinahe um. Als ich sie stützen will, fährt sie vor mir zurück. «Ich verschwinde.»
«Tay …»
Sie dreht sich auf dem Weg zur Tür noch einmal um und starrt mich an. «Lass. Mich. In. Ruhe!»
Plötzlich werde ich wütend. «Du hast ja keine Ahnung, was Luc und ich riskiert haben, um dich da rauszuholen.»
«Ich habe euch nicht darum gebeten. Ich habe es nicht gewollt.»
«Du kapierst einfach nicht, was er für einer ist, Tay.»
Ihr Blick verfinstert sich, ihr Gesicht ist wutverzerrt. «Ich kapier das sehr wohl. Lass uns in Frieden!»
«Auf keinen Fall.»
Sie wendet sich ab und hastet auf zittrigen Beinen zur Treppe. «Verpiss dich!»
«Schön! Weißt du was? Fahr doch zur Hölle!», schreie ich hinter ihr her.
Als die Haustür hinter Taylor zugefallen ist, verhallen meine Worte in ohrenbetäubender Stille. Meine Mutter taucht am Fuß der Treppe auf und sieht mich fragend und besorgt an. Ich schüttele nur den Kopf und kehre in mein Zimmer zurück, wo ich mich aufs Bett werfe und an die Decke starre. Tränen laufen über meine Wangen, als mir bewusst wird, was für eine Idiotin ich doch bin. Taylor kann nicht klar denken. Sie braucht meine Hilfe.
Gott, ich wünschte, Gabe wäre hier! Er wüsste, was zu tun ist. Und plötzlich rieche
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