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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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lassen.
    Frannie und ich steigen ein und schließen die Wagentüren. Ich gebe Gas, und wir fahren mit quietschenden Reifen davon.
    Frannie vergräbt das Gesicht in den Händen und schluchzt.
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals, denn ich weiß, dass sie sich die Schuld gibt. Dabei weiß sie das Schlimmste noch gar nicht.
    Und von mir wird sie es auch nicht erfahren.
Matt
    Wir bringen Taylor in Lucs Wohnung, wo er mich zur Seite nimmt. «Sie darf das von Taylor nicht wissen», sagt er mit warnendem Blick. Frannie führt Taylor gerade ins Bad.
    «Sie muss es erfahren. Wenn sie weiter darauf beharrt, sie zu retten, bringt sie sich nur in Gefahr.»
    «Du meinst also, wenn sie erfährt, dass Taylor markiert ist, wird sie nicht versuchen, sie zu retten? Das macht es nur noch schlimmer. Denn dann wird sie sich auch noch die Schuld dafür geben.»
    «Du musst es ihr sagen», fahre ich auf.
    Taylor erbricht sich in die Toilette.
    «Noch nicht.»
    «Aber bald», halte ich dagegen.
    Lili tritt hinter Luc. «Frannie hilft Taylor.» Sie zeigt in Richtung Bad und verzieht das Gesicht. «Und ich hab’s nicht so mit Kotze, also verschwinde ich mal.»
    «Ich begleite dich bis zu deiner Tür», sage ich.
    «Das sind nur zehn Meter. Ich glaube, das schaffe ich auch allein.»
    «Ich komme mit», beharre ich.
    Luc schaut finster hinter mir her und geht ins Bad.
    Im Flur frage ich Lili: «Hast du den Typen gesehen? War er da?»
    Sie schüttelt den Kopf und schließt die Wohnungstür auf. «Ich hab nicht darauf geachtet.»
    «Von diesen Typen musst du dich fernhalten. Gib mir deine Handynummer.»
    Sie senkt den Blick und scharrt mit dem Fuß über einen Kaugummi, der auf dem Linoleum klebt. «Kann mir kein Telefon leisten.»
    Panik durchfährt mich. Sie werden nicht begeistert sein über heute Abend, und sie sind eh schon hinter Lili her. Sie ist das schwächste Glied. Eine Sterbliche, die bereits für die Hölle markiert ist. Sie werden sie nicht einfach in Ruhe lassen. «Ich will wissen, ob sie irgendwo in deiner Nähe auftauchen – auf der Arbeit, wo auch immer.»
    Sie schaut den Flur hinunter, bevor sie durch die Tür tritt.
    Ich folge ihr. «Das hier ist keine besonders sichere Wohnung, weißt du.»
    Sie dreht sich um und sieht mich an. «Etwas anderes kann ich mir nicht leisten.»
    «Niemand unterstützt dich?»
    «Ich bin schon eine Weile allein. Und ich muss das College finanzieren. Ich bekomme ein kleines Stipendium und finanzielle Hilfe für die Studiengebühren, aber was mein Job im KwikMart abwirft, geht für Miete und so weiter drauf.»
    Ich beobachte, wie sie sämtliche Riegel vorschiebt und dann zwei Coladosen aus dem Kühlschrank holt. Ich öffne eine und setze mich aufs Sofa. «Was ist mit deiner Familie?», frage ich.
    Als sie sich neben mich setzt und sich an mich schmiegt, durchfährt mich ein Prickeln. «Es gibt niemanden, an dem mir was liegt. Meine Mutter kenne ich nicht, und mein Vater …» Ihr gesamter Körper spannt sich an.
    Mir ist, als würde ich innerlich zerreißen. Ich würde ihr so gern helfen, aber ich weiß nicht, wie. Ich lege ihr den Arm um die Schulter und streiche ihr übers Haar.
    Als sie anfängt zu weinen, möchte ich ihr am liebsten die Tränen fortküssen. Aber ich tue es nicht. Sie vergräbt das Gesicht an meiner Schulter. Als die Tränen langsam versiegen, frage ich: «Willst du darüber reden?»
    Sie hebt den Kopf. «Ich glaube, das kann ich nicht.»
    «Also, falls du reden willst, ob jetzt oder später, ich habe große Ohren und einen kleinen Mund.»
    Sie lächelt zaghaft. «Deine Ohren sind wirklich ein bisschen groß, aber dein Mund kommt mir nicht zu klein vor.» Als sie sich vorbeugt und unsere Lippen einander berühren, möchte ich schwören, dass ich von einem Höllenfeuer verschlungen werde, solch eine Hitze schießt durch meine menschliche Gestalt.
    Was soll ich bloß tun? Gott weiß, dass ich mir das hier gewünscht habe. Soll ich sie an mich ziehen oder wegstoßen? Nein, ich kann sie nicht wegstoßen, das bringe ich einfach nicht über mich. Ich erwidere ihren Kuss. Obwohl ich mich fürchte, wird das Feuer unter meiner Haut zu einem warmen Glühen, während ich mit ihr verschmelze. Ich küsse sie heftiger, will sie noch inniger spüren. Das hier – mein erster Kuss mit meiner ersten Freundin – soll niemals enden.
    Als sie sich von mir löst, rechne ich im ersten Moment damit, dass Rächer vom Himmel herabstürzen und mir meine Flügel rauben werden. Doch nichts geschieht. Vor

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