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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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gedauert.
    Jetzt kann ich nur eines tun. Ich sehe Frannie fortgehen. Ich stoße mich von der Wand ab, doch bevor ich mich zurück in mein Hotelzimmer transferiere, summt mein sechster Sinn, und eine Hand legt sich schwer auf meine Schulter. Dann hört das Summen auf, und Gabriel ist fort.
    Ich hänge das «Bitte nicht stören»-Schild an die Tür meines dunklen, engen Zimmers und schiebe den Riegel vor. Der Geruch von abgestandenem Rauch und Schimmel überlagert eine ranzige Note, und meine Verzweiflung wächst. Um die Stille zu vertreiben, schalte ich das billige Radio auf dem Nachttisch ein und werfe mich aufs Bett.
    Stunden-, vielleicht sogar tagelang starre ich an die Decke. Ich habe keine Ahnung. Da noch niemand an meine Tür geklopft und Geld verlangt hat, dauert es wohl noch keine volle Woche.
    Ich möchte sterben. Warum können Dämonen nicht sterben?
    Ich überlege, ob es möglich wäre, mich ins ewige Nichts zu transferieren – das dämonische Pendant zu Selbstmord –, als ein stechender Schwefelgeruch in meine Nase dringt.
    «Wie lange liegst du hier schon, Lucifer? Ich lauere schon seit Tagen draußen, vor deiner Tür.» Rhenanians Augen glühen rot, als er sich in einer Ecke an die Wand lehnt, die Hände in die Taschen seiner Jeans schiebt und die Beine verschränkt.
    Ich richte den Blick von neuem an die Decke. «Dann lautet die Antwort wohl: seit Tagen. Ich dachte, ich hätte dich abgeschüttelt. Wie hast du mich gefunden?»
    «Dieser lächerliche himmlische Schutzschild verbirgt nur dich, du Dummkopf. Als du deine Macht eingesetzt hast, konnten wir es alle erkennen. Ich war zufällig am nächsten dran.» Er lächelt sarkastisch. «Ich weiß, wie du tickst. Mir war klar, dass du dicht an deinem Menschen bleiben würdest.»
    Perfekt. Ich habe so gut wie keine Macht, und in dem Augenblick, in dem ich sie einsetze, bin ich schon geoutet. Doch die traurige Wahrheit ist, dass ich ohnehin wusste, dass er hier ist. Rhenanians Gedankengänge sind in meinem Kopf – genau wie in alten Zeiten. Ich hatte gehofft, ich würde mir das nur einbilden. Aber dem ist nicht so, unsere Teufelsseelen sind wieder miteinander verbunden.
    Er tritt ans Bett. «Nicht dass es noch eine Rolle spielt, aber wie hat sie es gemacht?»
    Erstaunt registriere ich, dass er «sie» gesagt hat. Er weiß es. «Wie bitte?»
    «Du warst ein Mensch. Jetzt bist du keiner mehr. Wie macht sie das?»
    «Sie war das nicht.»
    Er reißt mich am T-Shirt vom Bett hoch und donnert mich gegen die Wand. «Lüg mich nicht an!»
    «Ich lüge nicht», lüge ich und reibe mir den Hinterkopf. «Sie hat nichts damit zu tun. Es war der Engel.»
    Seine Augen flammen rot auf. «Er hat behauptet, er wäre es nicht gewesen.»
    Plötzlich ist mir trotz meiner dämonischen Hitze eiskalt. Ist Matt in der Hölle? Arbeitet er mit ihnen zusammen, genauer gesagt, mit uns ? Wenn ja, dann ist Frannie in größerer Gefahr, als ich dachte. Ich bemühe mich um eine ruhige Stimme. «Und du hast ihm geglaubt?»
    «Engel können nicht lügen.»
    Und dann geht mir die Wahrheit auf: Matt hat mit Rhen unter einer Decke gesteckt … «Bevor er gefallen ist», sage ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
    Er presst mich fest gegen die Wand, und ein träges Lächeln spielt um seine Lippen. «Sagen wir einfach, er war kein großer Fan von dir.»
    Dass Matt bereit war, so weit zu gehen, um mich loszuwerden, macht mich eher traurig als wütend. Ich gebe jeden Widerstand auf.
    Er starrt mich noch einen Moment an, bevor er mich loslässt. «Na, ist ja auch egal. Jetzt hindert dich jedenfalls nichts mehr daran, dich mit mir zurückzutransferieren.» Er schüttelt den Kopf. «Es sieht nicht gut aus, Lucifer. Du hast es nicht bloß vermasselt. Das ist Verrat.»
    «Ich weiß.» Ich trete vor, die Hände in der Luft, als wollte ich mich ergeben.
    «Du willst nicht kämpfen?» Er zieht ein enttäuschtes Gesicht, was mich nicht überrascht, schließlich ist er ein Geschöpf des Zorns und Kämpfen sein Metier. «Was zum Teufel ist aus dir geworden?»
    Frannies Gesicht taucht vor mir auf. Alles … «Nichts.»
    «Dann wirst du mich begleiten, einfach so?»
    Während ich noch an die Wand starre, löst Frannies Gesicht sich auf. Sie will mich nicht. Obwohl ich mir genau das gewünscht habe, versetzt der Gedanke mir einen Stich in mein Herz aus Schwefel.
    Mag ja sein, dass ich nicht Selbstmord begehen kann, aber ich weiß etwas, was beinahe genauso gut ist. «Gehen wir!»

    Die Hölle hat sich nicht

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