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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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werden wiederkommen?», fragt Frannie.
    «Keine Ahnung, aber wenn, werden wir jede erdenkliche Hilfe brauchen.» Seufzend legt Frannie sich die Kette um.
    «Luc», beginnt sie nach einer Weile. «Warum geschieht das alles?»
    «Das weiß ich leider selbst nicht ganz genau.»
    «Ich will das nicht», stößt sie hervor. «Das, was Gabe behauptet – ich will das nicht sein.»
    Ich zucke mit den Schultern. «Dir bleibt keine andere Wahl, fürchte ich. Mit der Macht der Herrschaft wurdest du geboren, ebenso wie mit den blauen Augen und dem blonden Haar.»
    «Also habe ich doch eine Wahl. Ich kann ja auch meine Augen- und Haarfarbe ändern. Mit Kontaktlinsen und Färbemittel beispielsweise.»
    «Aber in Wahrheit hättest du immer noch blaue Augen und blonde Haare. Und was die Macht der Herrschaft betrifft, die lässt sich nicht so ohne weiteres kaschieren.»
    Frannie sackt in sich zusammen. «Ich will einfach in Ruhe gelassen werden.»
    «Das wird nicht gehen, Frannie. Solange du nicht markiert bist, werden immer irgendwelche Abgesandte der Hölle nach dir suchen.»
    Stöhnend schlägt sie die Hände vors Gesicht. «Ich will doch nur ich sein und mein eigenes Leben führen.»
    Beruhigend drücke ich ihre Schulter. «Wir werden einen Ausweg finden, Frannie, das verspreche ich dir.» Dummerweise habe ich keinen Schimmer, wie dieser Ausweg aussehen könnte. Klar, ich könnte zulassen, dass Gabriel Frannie markiert. Wenn mir nichts Besseres einfällt, ist es vermutlich die einzige Lösung. «Frannie?»
    Frannie lässt die Hände sinken. «Was ist?»
    Nach kurzem Zögern nehme ich meinen Mut zusammen. «Warum erzählst du mir nicht, was damals mit dir und deinem Bruder passiert ist?»
    Frannie schluckt. «Warum?»
    «Weil ich gesehen habe, wie sehr es dich quält.»
    Frannie wird blass. «Da gibt es nichts zu erzählen. Ich habe ihn getötet. Punkt.»
    «Das glaube ich nicht.»
    Frannie verschränkt die Arme vor der Brust. «Ist aber so.»
    «Komm, Frannie, erzähl mir, was passiert ist.»
    «Nein.» Mit verbissener Miene schaut sie geradeaus.
    «Bitte, Frannie.»
    Ich greife nach ihrem Arm. Sie reißt ihn fort und sieht mich aufgebracht an. «Hör jetzt endlich auf damit.» Scharfer Pfeffergeruch erfüllt den Wagen.
    «Ist ja gut», seufze ich. «Aber manchmal hilft es, darüber zu reden.»
    «Wie soll mir das denn helfen?», fährt sie mich an. «Er ist tot.»
    Ich fahre an den Straßenrand. Frannie langt nach dem Türgriff. Ich beuge mich vor und halte ihre Hand fest.
    «Fass mich nicht an!» Tränen der Wut laufen über ihre Wangen.
    «Ich will dir doch nur helfen.»
    Frannie versetzt mir einen Stoß vor die Brust.
    «Ich hasse dich», schluchzt sie, klingt aber nicht sehr überzeugend. Unglücklich birgt sie das Gesicht in den Händen. Ich streiche ihr über den Rücken. Nach einer Weile hebt sie ihr Gesicht und wischt die letzten Tränen fort.
    «Wir waren auf einem Baum», beginnt sie stockend. «Matt ist so gern auf Bäume geklettert, weißt du – und dann –», sie schluchzt wieder. «Er ist so schnell nach oben gestiegen – ich konnte nicht mithalten.» Leise wimmernd krümmt sie sich. Dann stöhnt sie, schließt die Augen und umschlingt ihren Oberkörper.
    «Und dann ist er vom Baum gefallen?», frage ich nach einer Weile.
    «Ich war wütend», murmelt sie. «Und da –» Ihre Stimme bricht. Lautlos fängt Frannie an zu weinen.
    Vorsichtig lege ich einen Arm um ihre Schultern und ziehe sie zu mir heran. Ihr Kopf sinkt an meine Brust. Ich lasse ihr Zeit. «Ich wollte nicht, dass er schneller ist», flüstert sie schließlich kaum hörbar. «Deshalb habe ich sein Bein gepackt.» Ich drücke sie fest an mich. «Ich bin zu meiner Mutter gerannt, aber –» Ihre Stimme versiegt. «Er war mein Zwilling, meine andere Hälfte. Und ich habe ihn umgebracht.»
    Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich tiefes Mitleid mit einem Menschen. «Es tut mir so leid», flüstere ich an ihrem Haar. «Aber damals warst du erst sieben, Frannie. Wie kannst du denn glauben, dass du an seinem Tod schuld bist?» Zärtlich streiche ich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht und wünschte, ich könnte ihr helfen. Aber gegen solche persönlichen Dämonen richtet selbst meine Macht nichts aus. Ich kann Frannie nur in den Armen halten und zusehen, wie sie weint.
    Und so sitze ich da, halte sie fest und spüre, wie ihr Körper unter ihren Schluchzern erbebt. Angeblich kann Liebe ja Berge versetzen. Ich hoffe sehr, das stimmt, denn sonst

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