ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
erinnern konnte.
„Ich würde hier nicht weg wollen“, sagte sie schließlich. Eine Gewissheit in der Stimme, die unerschütterlich war, wie ein Bergmassiv. Er nickte nur leicht. „Ich auch nicht.“ Jetzt nicht mehr, seit er wusste, dass es sie gab.
Lange hielt sich die Stille nun zwischen ihnen. Bis es eine Ewigkeit zu sein schien. Ira war sich hinterher nicht einmal sicher, wie lange sie dort so schweigend gesessen hatten. Stunden. Oder nur Minuten.
Irgendwann jedoch unterbrach sie das Licht des neuen Morgens. Es war jedoch nicht Ira, der das Beisammensitzen abbrach, obwohl ihm das Licht stets Unbehagen und Übelkeit bereitete. Für sie hätte er auch einen Ausflug in die Sahara unternommen.
„Willst du lieber rein gehen?“, fragte Angel leise, als sich der fahle, rosafarbene Lichtschein bis kurz vor ihre Füße herangetastet hatte. Ira nickte und stand auf. „Wenn es dir nichts ausmacht.“
Er zögerte einen Moment, weil er das, was ihm auf der Zunge lag eigentlich nicht sagen wollte. „Wenn du möchtest, kann ich dich aber auch von Oscar nach Hause fahren lassen ...“
Lächelnd stand sie auf und hakte sich bei ihm unter. „Um ehrlich zu sein, würde ich lieber noch bleiben. Wenn es dir nichts ausmacht?“
Ira erwiderte ihr Lächeln und wandte sich Richtung Haus. „Ganz im Gegenteil.“
Sie machten sich auf den Rückweg. Arm in Arm. „Aber meine Brüder werden gleich zurück sein.“
„Das ist schon okay“, kicherte sie und ließ sich widerstandslos von ihm ins Haus und hinauf in den ersten Stock führen.
*
Ich hatte ihn geküsst.
Und das Schlimme war, dass es sich wunderbar angefühlt hatte. Seine Lippen auf Meinen zu spüren … Das hatte etwas so Gewaltiges in mir ausgelöst, dass ich mich nur mit all meiner Willenskraft auf meinem Platz halten konnte.
Bei Gott! , ich wollte ihn wirklich, und als er mir sagte, dass er mich begehrte ... ich musste einfach aufstehen! Sonst wäre ich über ihn hergefallen, wie eine rollige Katze ... Und diese Blöße wollte ich mir einfach nicht geben.
Mir war nicht einmal unwohl, als er mich mit hinauf zu seinem Zimmer nahm. Meine Phantasie fütterte meinen Verstand auf dem Weg durchs Haus mit den herrlichsten, farbenfrohsten Bildern davon, was Ira so alles mit mir anstellen könnte, dort oben allein in seinem Zimmer. Doch auch, wenn ich ihn durchaus gewollt hätte, und um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie einen Mann so begehrt, wie ihn jetzt, würde ich mich ihm nicht so einfach hingeben. Zu frisch war noch die Wunde, die Claude hinterlassen hatte ...
„Kann ich dir noch etwas Gutes tun?“, fragte er jetzt, da ich in seinem Zimmer auf der Couch saß, „Möchtest du noch etwas trinken?“
Er war wirklich ein Gentleman , dachte ich bei dir und verneinte kopfschüttelnd.
„Danke.“
„Okay ...“, sagte Ira und hob die Schultern. Er sah ein wenig unsicher aus, wie er da so mitten im Zimmer stand, als wüsste er nicht, wo er jetzt hin sollte und das passte irgendwie überhaupt nicht zu ihm.
„Was hast du?“, fragte ich ihn leise und versuchte in seinen Augen zu lesen, was in ihm vorging, aber mehr als Unbehagen fand ich dort nicht. Er brauchte einen langen Moment, ehe er mir Antwort gab.
„Wenn … Wenn es dir unangenehm ist, hier zu sein … Wir können auch gerne …“
Ich hob die Hand und fiel ihm direkt ins Wort. „Ira, es ist schon okay. Ich fühle mich wohl hier, wo ich jetzt bin.“ Das Oder in deine Nähe blieb ungesagt.
Er sah mich an und schien mir nicht recht glauben zu wollen. Demonstrativ lehnte ich mich zurück und zog die Beine unter mich, machte es mir richtig bequem auf seiner Couch.
„Es ist wirklich alles in Ordnung“, lächelte ich, während ich mit der Hand neben mir auf das Polster klopfte. Warum nur war er plötzlich so unruhig? Die Spannung, die seine Muskeln straffte und seinen Herzschlag beschleunigte, konnte ich fast körperlich spüren.
„Du kannst dich ruhig setzen. Es ist immerhin dein Sofa.“
Das brachte ihn zum Lächeln und er setzte sich endlich zu mir. Ich drehte mich etwas herum, lehnte meinen Rücken an die Armlehne und sah ihn an. Ihm schien tatsächlich immer noch nicht ganz wohl in dieser Situation zu sein. Irgendwie gefiel mir das an ihm. Es gab mir das Gefühl, das ihm mein Wohlwollen und mein Wohlgefühl in seiner Nähe wichtig waren. Das tat gut. Und ob ich es nun wollte oder nicht, es ließ mich ihm vertrauen.
Als ich dann das nächste Mal einen Blick auf die Uhr
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