ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
von ihrem Schreibtisch und machte die wenigen Angaben, über die ich verfügte. Name. Aktuelle Anschrift. Rasse. Geschlecht. Weder meine Eltern, noch mein Alter oder mein Herkunftsland konnte ich angeben.
Mit finsterer Miene legte ich den Zettel neben ihren Ellbogen. Kurz sah Tracey auf, und als sie die vielen leeren Zeilen sah, warf sie mir einen ärgerlichen Blick zu. „Ausfüllen, sagte ich. Meinst du, ich gehe mit deinen Daten nicht vertraulich um?“
„Das ist alles, was ich über mich weiß. Tut mir leid“, sagte ich trocken und lehnte mich zurück.
Traceys Augen wurden groß. „Oh“, machte sie und wandte sich wieder ihrer Blutprobe zu. „Das erklärt vielleicht einiges“, murmelte sie nach einem Moment. Verwirrt sah ich sie an.
„Was soll das heißen? Lässt sich mit meinem Blut nicht feststellen, woher es stammt?“
Tracey seufzte und setzte sich auf. Langsam drehte sie sich auf ihrem Stuhl herum und fasste mich ins Auge. Wieder schwieg sie eine kleine Ewigkeit. Gerade, als es mir zu viel wurde, erhob sie die Stimme.
„Du bist in der Tat unsterblich“, sagte sie leise. Mir entfuhr ein hartes Lachen. „Stell dir vor, das habe ich auch schon gemerkt!“
Tracey runzelte nur die Stirn. „Du hast recht, ich kann dein Blut keinem uns bekannten Stamm zuordnen. Es gibt, wie du sicher weißt, einundzwanzig Stammfamilien unter den Werwölfen. Sie allein basieren auf reinem, unvermenschlichtem Erbgut und jede hat ihren eigenen genetischen Code.“
Ich nickte und wartete angespannt, dass sie weitersprach, aber sie schwieg. Keine drei Sekunden hielt ich ihr Schweigen aus.
„Oh, verdammt! Kannst du jetzt mal zum Punkt kommen!“
„Ich kann dein Blut keiner dieser Familien zuordnen“, sagte sie ohne meinen Blick loszulassen. Verdattert starrte ich sie an, doch, noch ehe ich etwas erwidern konnte, sagte sie: „Dein Blut weißt Merkmale aller Familien auf.“
*
Weder hörte ich die laute Musik, noch schmeckte ich den Rotwein. Seit wir Traceys Labor verlassen hatten, fühlte sich mein ganzer Körper taub an. Ich verstand einfach nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Mir war, als läge jede Information, die ich brauchte, nur um Haaresbreite außerhalb meiner Reichweite. Verborgen hinter der eisernen Wand, die all meine Erinnerungen verbarg.
Ich seufzte und ließ den Kopf in die Hand sinken und warf Robin, die neben mir auf einem Barhocker saß, einen müden Blick zu. Sie hatte sich mit dem Rücken an die Theke gelehnt und die Ellbogen darauf gestützt. Mit Argusaugen beobachtete sie die Menge tanzender Menschen. Das Lächeln auf ihren Lippen war hungrig.
Warum ich mich von ihr hatte überreden lassen, hierher zu kommen, war mir immer noch schleierhaft. Nach den Ergebnissen bei Tracey war mir mehr nach Alleinsein, denn nach Party, aber irgendetwas hatte Robin an sich, dass ich ihr keinen Wunsch abschlagen konnte.
Als saß ich hier, inmitten von Menschen und Lärm und trank billigen Rotwein. „Weißt du, was ich echt merkwürdig finde?“, erklang Robins Stimme nun nahe an meinem Ohr. Sie hatte sich herumgedreht und lächelte mich an. „Als Tracey mein Blut damals getestet hat, kam dasselbe Ergebnis heraus.“
Ich hob fragend die Augenbrauen und Robin nickte eilig. „Mein Blut umfasst ebenso, wie deins, alle Stammgruppen. Ist doch echt seltsam oder? Beide sind wir unsterblich, Beide wissen wir nicht, woher wir stammen und sogar unser Blut ähnelt sich.“ Sie grinste und entblößte spitze Eckzähne. „Vielleicht sind wir verwandt und wissen es nur nicht!“
Ich hob die Hand und tippte mit dem Fingernagel gegen einen ihrer blütenweißen Fänge. „Niemals“, sagte ich und grinste. „Ich hab nicht so bescheuerte Zähne.“
Robin lachte schallend auf. „Okay, da ist was dran. Dafür verändern meine Augen wenigstens nicht dauernd die Farbe.“
Ich kicherte, wurde aber fast sofort wieder ernst. Irgendwie war ja schon etwas dran an Robins Worten. Uns umgaben schon einige seltsame Gemeinsamkeiten. Mehr, als ich sie dem Zufall zutrauen würde.
Sie hatte mir kurz nach unserem Kennenlernen erzählt, dass auch sie keine Ahnung mehr hatte, woher sie stammte oder wer ihre Familie war. Zwar erinnerte sie sich an gute hundert Jahre mehr, als ich, aber auch ihr fehlte ihre Vergangenheit.
„Mhm, du bist aber ein Leckerchen“, wisperte eine bittersüße Stimme, als Robin einer Schlange gleich von ihrem Hocker glitt, „Ich bin gleich wieder da. Lauf nicht weg, Angel.“
Schon tauchte sie
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