ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
gemeinsam zu feiern. Keines unserer Jahresfeste war berauschender, als dieses. Das noch zusammen mit einem Blutmond, dem roten Vollmond, war schier unbeschreiblich!
*
Claude konnte sich nur auf die Lippe beißen. Der Fluch, der ihm auf der Zunge lag, war sehr unfreundlich und sehr finster. Oh, bei Gott, er war bei genug Blutmond – Festen gewesen, um zu wissen, in was für Gelage das ausarten konnte. Und bei Kreaturen, wie diesen hier, die eine direkte Verbindung zum Mond hatten, würde das noch um einiges … intensiver .
Mark hob die Hand und sorgte wieder für Ruhe. „Da wir uns mit den anderen Rudeln jedes Jahr abwechseln, werden wir das diesjährige Fest abhalten. Hier auf Craven. Wir sind dran in der Reihenfolge. Aber das heißt auch, dass wir uns um die Vorbereitungen kümmern müssen. Es kommt eine Menge Arbeit und Planung auf uns zu. Wir werden jede helfende Hand brauchen, die wir kriegen können.“ Nun sah er direkt Angel an. Er schwieg einen Moment und Claude spürte, wie in ihm eherne Eifersucht aufbrandete, als dieser andere Mann sie ansah. Und das, obwohl er Mark mindestens genauso lange kannte, wie Belial. Oder Angel.
„Nun stellt sich mir nur noch die Frage ...“, begann er und bohrte seinen Blick tief in Angels. „... wirst du hier bleiben und mit uns feiern, Angel? So wie früher?“
Noch bevor sie etwas sagen konnte, wusste Claude um ihre Antwort. Das Funkeln in ihren Augen genügte ihm vollauf. Kein Werwolf konnte sich dem Blutmondfest entziehen. Es war wie ihr Hunger. Eine unüberwindliche, fest in ihren Genen verankerte Lust. Er spürte, wie in ihr die Erinnerungen an die letzten Feste aufstiegen. Auch an die, an die sich nur ihr Körper erinnerte. Sie würde bleiben.
„Ja“, sagte sie dann und lächelte. Ein wildes, betörendes Lächeln. „Ich bleibe.“
Claude fluchte leise.
*
Mark verteilte die Aufgaben, aber ich hörte ihm nicht zu. In mir tobte eine ungeahnte Freude. Dieses Fest würde unglaublich werden!
Doch, als Mark mich ansah, war meine gute Laune, wie weggewischt. Mein Lächeln erstarb und ich erwiderte stumm seinen Blick.
„So, ihr anderen geht jetzt bitte. Kümmert euch um die Aufgaben“, sagte er streng und alle erhoben sich vom Tisch. Ich blieb, wusste ich doch, dass er noch ein Wort für mich übrig hatte.
„Du bleibst.“ Sein Ton war befehlend und sein Blick galt Claude. Verwirrt sah ich zwischen den beiden Männern hin und her, als Claude sich wieder setzte. Stur blickte er auf seine gefalteten Hände.
„So“, sagte Mark wieder und lehnte sich mit seinem Weinglas in der Hand zurück, „Wir bleiben hier jetzt so lange sitzen, bis ihr zwei euch ausgesprochen habt.“
Bei seinen Worten fuhr Claude herum und starrte ihn wutentbrannt an. Mark aber bedachte ihn nur mit einem gleichgültigen Blick. Meine Verwirrung wuchs von Sekunde zu Sekunde.
„Ich will eigentlich nur wissen, wer er ist“, sagte ich leise. Kein Wort kam über Claude´s Lippen. Keine Antwort auf meine Frage. Mark musterte ihn abwartend, aber als er nichts sagte, ergriff er wieder das Wort.
„Du willst es ihr also immer noch nicht sagen?“, fragte er. Wieder wurde Claudes Blick unglaublich zornig, aber er presste fest die Lippen aufeinander. Mit einem tragischen Seufzer hob Mark die Schultern. „Dann tu ich es.“
Claude stand so schnell auf, dass sein Stuhl scheppernd auf die Fliesen fiel. „Wag es dich, Mark! Wehe dir, wenn du auch nur ein Wort sagst!“
Mark blieb völlig unbeeindruckt, er sah ihn nicht einmal an.
„Angel, Claude ist…“
„NEIN!“
„…dein Wächter.“
Stöhnend schlug Claude mit der Faust auf den Tisch, ehe er begann, in der Küche auf und ab zu laufen.
Ich saß da und wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Oder auch nur denken.
In meinem Kopf spulte sich all mein Wissen über Wächterdämonen und ihre Schützlinge ab.
Diese Tatsache erklärte alles. Es passte. Es war die Erklärung für beinah all meine offenen Fragen.
Er hatte gewusst, wo ich war, weil er meine Nähe durch den Wächterbund spüren konnte. Deshalb hatte er mich in Rom gefunden. Es erklärte auch, warum sich seine Nähe für mich so seltsam vertraut anfühlte. Wächter und ihre Schützlinge waren mit Geist und Körper verbunden. Jeder spürte alles, was der andere fühlte. Auch, dass ich unsterblich war, passte ins Bild. Nur besondere und außergewöhnliche Dämonen hatten Wächter. Wahrscheinlich besaß Robin dann auch einen.
Eine einzige Frage jedoch blieb
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