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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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augenzwinkernd: »Es ist der Herzenswunsch von Nicolas Sarkozy, dass ihm keiner widerspricht. Aber den Gefallen kann ich ihm nicht tun.« Weiblich/männlich als Schema mag auch im Umgang mit dem einen oder anderen innerparteilichen Rivalen eine Rolle gespielt haben. Aber weniger auf ihrer Seite als auf der ihrer Konkurrenten, weil sie manche ihrer typisch männlichen Attribute im Rennen mit einer Frau nicht wie gewohnt einzusetzen wussten. Umgekehrt hat Merkel übrigens eingeräumt, eben diesen Andenpakt der ehrgeizigen Kerle in der CDU lange nicht richtig verstanden zu haben, vor allem das Männer-bündlerische daran. Damit ist das »Weibliche« rund um Angela Merkels Politik- und Machtstil aber schon auserzählt. Denn auch ihre engste Umgebung besteht aus Männern wie Frauen gleichermaßen.
    Viel relevanter ist: Merkels ent-emotionalisierter Polit-Pragmatismus ist ganz einfach geschlechtslos.
    Als Angela Merkel mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nächtens um Milliarden für die erste Bankenrettung pokert, ist das nicht Frau gegen Mann (oder umgekehrt), es ist Profi gegen Profi. »Herr Ackermann, in zwei Stunden öffnet die Börse in Tokio, wenn wir bis dahin keine Lösung haben, gibt es auch in Frankfurt ein Erdbeben«, sagt sie ihm am Telefon, so wird später in Berlin berichtet. Da rückt Ackermann noch eine Milliarde im Namen der Privatbanken heraus, aber Merkel weiß, dass er längst nicht an die Grenze des Möglichen gebracht wurde. Am Ende ziehen beide den Hut, nicht galant, sondern aus Respekt. Als sie beim NATO -Gipfel in Kehl mit dem türkischen Premier Tayip Erdogan um den neuen Generalsekretär des Bündnisses ringt, dann ist das nicht Frau gegen Mann, sondern Regierungschef gegen Regierungschef. Und es gewinnt, wer länger sitzen bleibt, die besseren Nerven hat. Als Angela Merkel Ende 2011 bei einem G-8-Treffen dem griechischen Premier Papandreou erstmals offen mit dem Euro-Rauswurf droht, ist das nicht weiblich oder männlich sondern eine wütend-verzweifelte Machtdemonstration. Gewiss, die Gegenüber sind immer Männer. Aber würde sie es mit Frauen anders machen?
    Und mit einem darf man auch noch rechnen: Wenn es am Schlusspunkt der Amtszeit einen Zapfenstreich für die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt, dann wird sie sich weit weniger »weiblich« zeigen als ihre beiden männlichen Vorgänger. Anders als Helmut Kohl und Gerhard Schröder werden ihr nicht die Tränen kommen.

Wofür steht Angela Merkel wirklich? Und warum verachtet sie die Konservativen?
    Eine kleine, bezeichnende Begebenheit vorweg: Angela Merkel ist gerade ein gutes Jahr Kanzlerin der großen Koalition mit der SPD , als sie Anfang 2007 aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft die sozialistische Fraktion im Europa-Parlament besucht. Deren Chef ist ein Deutscher, Martin Schulz, heute Präsident des Parlaments. Er begrüßt die CDU -Kanzlerin mit den Worten, »Willkommen, Genossin Merkel!« Antwort Merkel: »Ach, Sie machen aber auch immer Witze, Herr Schulz.« Nach einer halben Stunde ungefähr hat Merkel die Herzen der linken (bis extrem linken) Abgeordneten erobert, zum Abschied gibt es tosenden Beifall im Stehen.
    Merkel und die Sozialdemokraten, das passt. Ist sie in Wahrheit längst selber eine? Und wenn nicht, wofür steht sie dann? Unverwechselbar, unverrückbar?
    Wer vom Kern der Kanzlerin reden will, von Kompass und Charakter, der kommt an diesen Fragen nicht vorbei – und stößt auf Fragen. Denn Fragen mehr als Antworten und erst recht mehr als ewiggültige Antworten beherrschen das Denken Angela Merkels. Und zumindest theoretisch gilt: Auch Fragen können Kompass sein, dem eigenen politischen Handeln Flughöhe und Richtung geben. Der Haken: Das befriedigt Außenstehende deutlich weniger, Getreue und Wähler zumal. Die beklagen den grassierenden »Relativismus« der Kanzlerin, das schwammig »Mittige«, das wertelos Beliebige.
    Über den Kanzler Gerhard Schröder hat Angela Merkel im Interview-Buch mit Hugo Müller-Vogg vor zehn Jahren kurz und knapp gesagt: »Da regiert das Nichts.« Genau das sagen ihre Kritiker über sie seit zehn Jahren auch. Die Publizistin Gertrud Höhler langt noch härter hin. Wörtlich: »Wer Werte und Normen einer demokratischen Gesellschaft zur Manövriermasse macht wie Angela Merkel, der arbeitet am Zerfall der Demokratie.« Bezeichnenderweise kommt fast identische Kritik auch von links. Publizist Jakob Augstein wirft ihr regelmäßig alles Mögliche in Tateinheit mit

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