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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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hervor. Eilig geht er die Schlüssel durch und probiert ein paar.
    »Du weißt nicht, welcher passt? Und da dachte ich, du wärst jemand, der immer alles vorbereitet.«
    »Das bin ich«, sagt er mit einem schelmischen Grinsen. »Aber diese hier gehören mir nicht.«
    »Diesen Taschendieb-Trick musst du mir wirklich mal zeigen.«
    Er blickt auf, um mir zu antworten, doch plötzlich nimmt sein Gesicht einen beunruhigten Ausdruck an. Ich drehe mich, um zu sehen, was er sieht.
    Schatten lösen sich aus der dunklen Gasse und kommen näher.
    Wie ein Wrestler, der sich auf einen Zusammenstoß vorbereitet, tritt Dei-Dum aus der Ecke heraus und nimmt eine Kampfposition ein. Ich überlege noch, ob ich wegrennen oder kämpfen soll, als sich auch schon vier Männer um uns herum aufstellen.
    Im Licht des Mondes, der immer wieder zwischen dunklen Sturmwolken hervorschaut, bekomme ich eine Ahnung von ihren herben, ungewaschenen Körpern, der zerlumpten Kleidung und ihren wilden Augen. Ich frage mich, wie sie in den abgesperrten Bereich um den Horst gelangt sind. Aber da könnte ich mich genauso gut fragen, wie Ratten irgendwohin gelangen. Sie tun es einfach.
    »Hotel-Abschaum«, sagt einer. Seine Augen registrieren unsere sauberen Kleider und frisch geduschten Körper. »Habt ihr was zu essen dabei?«
    »Ja«, fällt ein anderer ein. Er spielt mit schweren Ketten, wie man sie in Mechanikerwerkstätten hängen sieht. »Wie wär’s mit ein paar schicken Hors d’œuvres?«
    »Hey, wir sind hier alle im selben Team«, sagt Dei-Dum mit beruhigender Stimme. »Wir kämpfen für dieselbe Sache.«
    »Ey, Wichser«, sagt der Erste und schließt den Kreis enger um uns. »Wann warst du zum letzten Mal so richtig hungrig, hm? Selbes Team … dass ich nicht lache!«
    Der Typ mit den Ketten beginnt, sie wie ein Lasso zu schwingen. Bestimmt will er nur angeben, aber ganz sicher bin ich mir leider nicht, dass das alles ist, was er damit vorhat.
    Meine Muskeln wappnen sich für einen Kampf. Ich wünschte, ich hätte mit dem Schwert üben können, bevor es zum Einsatz kommt, aber es ist meine einzige Chance, die Ketten abzuwehren.
    Ich löse die Daumenschlaufe und ziehe das Schwert aus der Scheide.

35
    »Penryn?«
    Alle drehen sich nach dem Neuankömmling um.
    Eines der Knäuel in der Gasse löst sich auf und tritt aus den Schatten.
    Meine Mutter breitet die Arme weit aus, während sie auf mich zugelaufen kommt. Ihr Viehtreiber baumelt wie ein Bettelarmband für Irre von ihrem Handgelenk. Mir rutscht das Herz in die Hose. Ein breites Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, sie hat keine Ahnung, in welcher Gefahr sie schwebt.
    Ein fröhlicher gelber Pullover, den sie sich wie ein kurzes Cape um die Schultern gelegt hat, flattert hinter ihr im Wind. Sie geht an den Männern vorbei, als würde sie sie nicht sehen. Was sie vielleicht auch nicht tut. Sie umarmt mich stürmisch und wirbelt mich herum.
    »Ich hab mir solche Sorgen gemacht!« Sie streicht mir übers Haar, sucht mich nach Verletzungen ab und wirkt hocherfreut.
    Ich winde mich aus ihrer Umklammerung und frage mich, wie ich sie beschützen kann.
    Gerade will ich mein Schwert heben, als mir bewusst wird, dass die Männer zurückgewichen sind und der Kreis um uns größer wird. Auf einmal wirken sie nicht mehr bedrohlich, sondern ziemlich nervös. Die Kette, die der Typ gerade noch als Lasso benutzt hat, wird jetzt zu einem Rosenkranz, an dessen Gliedern er ängstlich herumfingert.
    »Entschuldigung, tut mir echt leid«, sagt der erste Kerl zu meiner Mutter. Kapitulierend hält er die Hände hoch. »Das wussten wir nicht.«
    »Ja«, sagt der Typ mit der Kette. »Wir haben es nicht böse gemeint. Wirklich.« Nervös weicht er in die Schatten zurück.
    Sie verstreuen sich in der Nacht und lassen mich und Dei-Dum verwundert zurück.
    »Wie ich sehe, hast du Freunde gefunden, Mom.«
    Finster blickt sie Dei-Dum an. »Geh weg.« Sie umfasst ihren Viehtreiber und deutet damit auf ihn.
    »Er ist in Ordnung. Er ist ein Freund.«
    Sie haut mir auf die Stirn, fest genug, um mir eine Beule zu verpassen. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Wo warst du? Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst niemandem vertrauen?«
    Ich hasse es, wenn sie das tut. Es gibt nichts Demütigenderes, als vor deinen Freunden von deiner verrückten Mutter geschlagen zu werden.
    Fassungslos starrt Dei-Dum uns an. Trotz seines harten Auftretens und seiner Taschendieb-Tricks stammt er ganz offensichtlich aus einer Welt, in der Mütter

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