Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
Vom Netzwerk:
die Tatsache, dass du Paiges Rollstuhl zurücklassen musstest, ja wohl gar nicht mehr auf deinem Radar erscheinen, oder?«
    Fast wäre ich über einen am Boden liegenden Ast gestolpert. »Du machst wohl Witze?!«
    »Über meinen Status als kriegerischer Halbgott mache ich niemals Witze.«
    »Oh. Mein. Gott.« Ich habe vergessen zu flüstern und senke meine Stimme gleich wieder. »Okay, du hast ein paar Muskeln, das muss ich zugeben. Aber weißt du, ein Vogel ist auch nichts weiter als eine schlecht entwickelte Echse. Das bist du.«
    Er lacht leise. »Evolution.« Er beugt sich zu mir hinüber, wie um mir ein Geheimnis anzuvertrauen. »Ich muss dir leider sagen, dass ich schon von Anbeginn der Zeit so perfekt war.« Er ist ganz nah, sein Atem streicht sanft über mein Ohr.
    »Oh bitte. Bald schwillt dir der Kamm so sehr an, dass du nicht mehr in den Wald passt. Du wirst bei dem Versuch, zwischen zwei Bäumen durchzugehen, stecken bleiben. Und dann muss ich dich retten.« Gelangweilt blicke ich ihn an. »Schon wieder.«
    Ich lege einen Zahn zu, um seiner schlagfertigen Antwort, die ohne Zweifel kommen wird, zu entgehen.
    Doch sie bleibt aus. Kann es sein, dass er mir tatsächlich das letzte Wort lässt?
    Als ich zurückblicke, hat Raffe ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht. Im selben Moment begreife ich, dass er mich manipuliert hat, damit ich mich besser fühle. Stur versuche ich, ihm zu widerstehen, doch es ist zu spät.
    Ich fühle mich wirklich ein kleines bisschen besser.
    Von der Landkarte her weiß ich noch, dass der Skyline Boulevard eine Hauptverkehrsader ist, die durch die Wälder nach South San Francisco oder dort in die Nähe führt. Von uns aus gesehen liegt der Skyline Boulevard bergaufwärts. Raffe hat mir zwar nicht verraten, wo sich der Horst befindet, aber er hat gesagt, dass wir nach Norden müssen. Also durch San Francisco hindurch. Wenn wir einfach bergauf gehen und dann den Boulevard entlang bis in die Stadt laufen, können wir dichter besiedelte Gegenden so lange wie möglich meiden. Bis sie sich nicht mehr umgehen lassen.
    Jetzt, da ich kapiert habe, dass ich möglichst viele Informationen über die Engel sammeln sollte, habe ich noch jede Menge Fragen an Raffe. Doch die Kannibalen haben Vorrang, also beschränken wir unsere Unterhaltung auf ein geflüstertes Minimum.
    Ich dachte, es würde den ganzen Tag dauern, bis wir am Skyline Boulevard ankommen, doch wir sind schon gegen Nachmittag da, und das ist auch gut so, denn ich glaube, noch eine Katzenfuttermahlzeit würde ich nicht ertragen. Wir haben jede Menge Zeit, um die Häuser am Skyline Boulevard nach einem Abendessen zu durchsuchen, bevor es dunkel wird. Sie stehen nicht annähernd so dicht beieinander wie in den Vororten, trotzdem tauchen sie in regelmäßigen Abständen am Straßenrand auf. Die meisten liegen hinter Mammutbäumen versteckt, was sehr praktisch ist, wenn man heimlich nach Vorräten sucht.
    Ich frage mich, wie lange wir auf meine Mutter warten sollen und ob wir sie wohl jemals wiederfinden. Sie wusste, dass sie hoch in die Hügel kommen sollte, doch abgesehen davon hatten wir keinen Plan. Genau wie bei allem anderen in meinem Leben kann ich nur auf das Beste hoffen.
    Der Skyline Boulevard ist eine wunderschöne Straße, die über die Kuppe des Gebirgszugs führt, der das Silicon Valley vom Ozean trennt. Es ist ein zweispuriger Highway, der auf einer Seite den Blick auf das Tal freigibt, während auf der anderen das Meer sichtbar wird. Seit den Angriffen ist dies die einzige Straße, die ich entlanggelaufen bin, ohne dass sie mir in ihrer Verlassenheit komisch vorkommt. Mit den Mammutbäumen zu beiden Seiten und dem Geruch nach Eukalyptus käme mir jede Art Straßenverkehr vollkommen unangebracht vor.
    Doch nicht lange, nachdem wir den Skyline Boulevard erreicht haben, taucht plötzlich ein ganzer Haufen Autos vor uns auf, die quer zur Straße stehen und so jeden eventuell aufkommenden Verkehr blockieren. Ganz offensichtlich war das hier kein Unfall. Die Autos liegen im 90-Grad-Winkel zur Straße, jedes einzelne um mehrere Autolängen versetzt, wahrscheinlich für den Fall, dass jemand beschließt, in sie hineinzufahren. Hier lebt eine Gemeinschaft. Und Fremde sind nicht willkommen.
    Der Engel, der jetzt wieder sehr menschlich aussieht, lässt den Anblick auf sich wirken. Wie ein Hund, der etwas in der Ferne hört, neigt er den Kopf. Sein Kinn weist kaum merklich nach vorne und dann nach links zur Straße hin.
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher