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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
Vom Netzwerk:
Begründer der Widerstandsbewegung haben uns gewarnt, dass diese Zeit kommen würde. Sie haben uns gesagt, wo wir hinmüssen, um zu überleben, sie haben uns wachgerüttelt, als der Rest der Welt dabei war, zu zerfallen. Wir schulden dem Widerstand alles. Er ist unsere größte Hoffnung, dieses Massaker zu überleben.«
    »Gibt es denn noch mehr Camps als dieses hier?«
    »Es ist ein Netzwerk, das auf der ganzen Welt im Entstehen begriffen ist. Wir haben gerade erst erfahren, dass es noch andere gibt und dass sie versuchen, sich zu organisieren und zu koordinieren.«
    »Na super«, sagt Raffe. »Heißt das, wir müssen so lange hierbleiben, bis wir vergessen, dass wir je von dieser Widerstandsbewegung gehört haben?«
    »Im Gegenteil, genau diese Info sollt ihr weitertragen«, antwortet Obi. »Über den Widerstand Bescheid zu wissen erzeugt Hoffnung und Gemeinschaftsgefühl. Und davon können wir alle so viel wie möglich brauchen.«
    »Machst du dir denn keine Sorgen, dass die Engel die Bewegung einfach zerstören, wenn sich das rumspricht?«
    »Diese komischen Tauben könnten uns gar nicht umbringen, und wenn sie uns ihre ganze gurrende Schar auf den Hals hetzen«, spottet Boden. Er ist rot im Gesicht und sieht aus, als könne er es nicht erwarten, in den Kampf zu ziehen. »Das sollen sie nur mal probieren.« Es macht mich ein wenig nervös, wie fest er sein Gewehr umklam mert und wie weiß seine Fingerknöchel dabei hervor treten.
    »Seit den Überfällen der Kannibalen mussten wir jede Menge Leute bei uns festhalten«, sagt Obi. »Ihr beide seid die Einzigen, die es geschafft haben, sich zu befreien. Es könnte hier einen Platz für euch geben. Einen Platz mit Mahlzeiten und Freunden, ein Leben, das Sinn und Zweck hat. Momentan sind wir uneins untereinander. Herrgott noch mal, jetzt bringen sie uns schon dazu, uns gegenseitig aufzufressen! Wenn wir einander eins über den Schädel braten und uns für Hundefutterdosen umbringen, können wir natürlich schlecht Widerstand leisten.«
    Mit ernster Miene beugt er sich zu uns vor. »Dieses Camp ist erst der Anfang. Wenn wir auch nur den Hauch einer Chance haben wollen, uns unsere Welt von den Engeln zurückzuholen, müssen alle mit anpacken. Leute wie euch können wir gut gebrauchen. Leute, die die Entschlossenheit und das Zeug dazu haben, die größten Helden der Menschheit zu werden.«
    Boden schnaubt. »So gut können die nicht sein. Sie sind wie die Idioten in einem Halbkreis um das Gelände gestolpert. Wie erfahren sollen sie da bitte sein?«
    In einem hat er recht: Es war ganz schön idiotisch, uns von jemandem wie ihm fassen zu lassen.
    Wie sich herausstellt, verdonnern sie mich nicht wirklich zum Latrinendienst. Diese Ehre wird lediglich Raffe zuteil. An mir bleibt die Wäsche hängen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das so viel besser ist. Noch nie in meinem Leben habe ich so hart gearbeitet. Den Weltuntergang erkennt man daran, dass Handarbeit in Amerika billiger und einfacher wird als die Benutzung von Maschinen. Wenn die Männer draußen im Wald unterwegs sind, schaffen sie es echt immer wieder, ihre Jeans und andere schwere Kleidung so richtig einzusauen. Von ihrer Unterwäsche mal ganz zu schweigen.
    Im Verlauf des Tages erlebe ich eine ganze Reihe »Iiiieeeh«-Momente. Aber immerhin erfahre ich ein bisschen was von den anderen Waschfrauen.
    Nach einer langen, argwöhnischen Stille beginnen die Frauen zu sprechen. Zwei von ihnen sind erst seit ein paar Tagen im Camp. Noch immer scheinen sie misstrauisch und überrascht zu sein, dass man sie nicht verletzt oder belästigt hat. Doch in der Art, wie ihre Blicke die Umgebung absuchen und wie sie die Stimme senken, liegt ein Argwohn, der mich sogar dann noch am Entspannen hindert, als sie irgendwann munter anfangen zu tratschen.
    Während wir uns den Arsch aufreißen – oder besser gesagt, uns die Arme und den Rücken kaputt machen – erfahre ich, dass Obi der absolute Liebling bei den Frauen ist. Und dass man Boden und seinen Kumpels lieber aus dem Weg geht. Obi leitet das Camp, aber nicht die gesamte Widerstandsbewegung. Anscheinend finden alle – zumindest alle Frauen –, dass er hervorragend zum Anführer der Freiheitskämpfer taugen würde, und zwar weltweit.
    Mir gefällt die Idee von einem Anführer, der dazu ausersehen ist, uns aus diesen finsteren Zeiten herauszuführen. Ich liebe das Romantische daran, Teil von etwas Gutem, Richtigem zu sein, angeführt von einer Gruppe von Leuten, die

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