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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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feindliche Engel ein größeres Risiko darstellen als das, was er hier am Boden eingeht. Wenn er ihm wohlgesinnte Engel ausfindig machen würde, könnten sie ihn tragen, wohin immer er will, und er würde sehr viel schneller in ärztliche Behandlung kommen. Die Bedrohung muss also groß sein, wenn er eine solche Chance an sich vorbeiziehen lässt.
    Die Engel wenden und fliegen wieder über das Meer von Autos, als würden sie aus der Luft Beute wittern.
    Ich finde den Hummer kaum wieder, obwohl ich weiß, wo er angehalten hat. Obis Männer verstehen es wirklich, sich zu tarnen.
    Ich frage mich, für welche Mission sie es riskieren, gefangen genommen zu werden. Wir können es nicht sein. Ein solches Risiko wären wir nicht wert. Nicht dass sie wüssten zumindest. Also müssen sie glauben, dass sich irgendetwas Wichtiges in der Stadt abspielt. Wollen sie den Feind ausspionieren?
    Was auch immer die Engel suchen, sie finden es nicht. Sie schießen wieder hinauf in die Lüfte und verschwinden am Horizont. Die Luft, die während des Fliegens in ihren Ohren rauschen muss, beeinträchtigt vermutlich ihr Gehör. Wahrscheinlich haben sie deshalb so gute Ohren.
    Ich atme tief aus. Der Motor des Hummer unter uns geht endlich wieder an, und der Wagen schlängelt sich wieder den Weg nördlich zur Stadt hinauf.
    »Woher wussten sie, dass die Engel kommen?«, sagt Raffe eher zu sich selbst.
    Ich zucke die Achseln. Ich könnte natürlich ein paar willkürliche Vermutungen anstellen, aber ich sehe keinen Grund, sie mit ihm zu teilen. Wir sind schlaue Affen, vor allem, wenn es ums Überleben geht. Und im Silicon Valley sitzen ein paar der schlauesten, innovativsten Affen der Welt. Obwohl ich aus Obis Camp geflüchtet bin, empfinde ich einen Anflug von Stolz bei dem Gedanken, wozu meine Seite fähig ist.
    Raffe beobachtet mich vorsichtig, und ich frage mich, wie sehr man mir meine Gedanken wohl vom Gesicht ablesen kann.
    »Warum hast du sie nicht gerufen?«, frage ich.
    Jetzt ist es an ihm, die Schultern zu zucken.
    »Bis Sonnenuntergang wärst du in ärztlicher Behandlung gewesen«, hake ich nach.
    Er drückt sich vom Boden ab und klopft sich den Staub von der Kleidung. »Ja. Oder ich hätte mich wieder direkt in die Hände des Feinds begeben.«
    Brüsk wendet er sich ab und folgt der Straße. Ich hefte mich an seine Fersen.
    »Hast du sie erkannt?« Ich versuche, beiläufig zu klin gen. Ich wünschte, ich könnte ihn einfach direkt fragen, wie viele es von seiner Sorte eigentlich gibt, doch das könnte er nicht beantworten, ohne Militärgeheimnisse preiszugeben.
    Ohne jede weitere Erklärung schüttelt er den Kopf.
    »Nein, du kanntest sie nicht, oder nein, du hast sie nicht gut genug sehen können, um sie zu erkennen?«
    Er bleibt stehen und kramt das übrig gebliebene Katzenfutter aus seinem Rucksack hervor. »Hier. Stopf dir das in den Mund. Du kannst meinen Anteil haben.«
    So viel zum Thema »Informationen zutage fördern«. Schätze, ich werde nie ein Meisterspion wie Dideldei und Dideldum.

26
    »Kannst du eins von den Dingern fahren?«, fragt Raffe und deutet auf die Straße.
    »Ja«, antworte ich langsam.
    »Dann los.« Er wendet sich um und geht bergab Richtung Straße.
    »Ähm, ist das nicht gefährlich?«
    »Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass eine zweite Einheit in ein- oder zweistündigem Abstand zur ersten in dieselbe Richtung fliegt. Und wenn wir erst mal auf der Straße sind, sind wir auch vor Straßenaffen sicher. Sie werden glauben, dass wir zu Obis Truppe gehören und zu gut bewaffnet, zu gut genährt sind, als dass es ratsam wäre, uns anzugreifen.«
    »Wir sind keine Affen.« Hatte ich uns in Gedanken nicht gerade selbst »clevere Affen« genannt? Warum hat es mir dann einen solchen Stich versetzt, als er mich gerade so bezeichnet hat?
    Er ignoriert mich und geht weiter.
    Was habe ich erwartet? Eine Entschuldigung? Ich lasse es gut sein und folge ihm den Freeway hinunter.
    Als wir gerade einen Fuß auf den Asphalt setzen, packt mich Raffe am Arm und geht hinter einem Lieferwagen in Deckung. Ich kauere mich neben ihn und versuche ange strengt zu hören, was er hört. Nach ungefähr einer Minute begreife ich, dass ein Auto auf uns zukommt. Noch eins? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass nur zehn Minuten nach dem ersten Wagen ein weiterer dieselbe Straße entlangfährt?
    Bei diesem hier handelt es sich um einen schwarzen Laster mit Abdeckhaube auf der Ladefläche. Was auch immer sich darunter befindet, ist

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