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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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anzuziehen.«
    Das Jackett hat hinten zwei parallel verlaufende Schlitze, die etwas von Raffes Flügeln sehen lassen.
    Okay. Das Jackett. Die Flügel. »Sollen die Flügel aus dem Jackett herausschauen?«
    »Nein, stell einfach nur sicher, dass man die Riemen und den Rucksack nicht sieht.«
    Die Flügel sehen aus, als wären sie sicher an den Rucksack geschnallt. Behutsam arrangiere ich die Vorrichtung so, dass die Federn die Riemen bedecken. Sie vibrieren noch immer vor Leben, obwohl sie etwas welker aussehen als noch vor ein paar Tagen, als ich sie zum ersten Mal berührt habe. Ich widerstehe dem Drang darüberzustreichen, auch wenn Raffe es nicht spüren würde.
    Die Flügel schmiegen sich genauso an seinen Rucksack, wie sie sich auch an seinen Rücken legen würden. Bei einer so großen Spannweite ist es erstaunlich, wie eng sie sich in gefaltetem Zustand an seinen Körper drücken. Ich habe mal gesehen, wie ein zwei Meter langer Schlafsack zu einem winzig kleinen Würfel zusammengepresst wurde, aber die Volumenänderung war nicht annähernd so beeindruckend wie das hier.
    Ich drapiere den Stoff zwischen den Flügeln und an den Seiten drumherum. Die schneeweißen Schwingen schauen als Streifen aus den beiden Schlitzen in dem dunklen Material hervor. Vom Rucksack und von den Riemen ist nichts mehr zu sehen. Das Jackett ist groß genug, um ihn allenfalls ein bisschen bullig wirken zu lassen, doch nicht so sehr, dass es irgendjemandem auffallen würde, es sei denn, man weiß genau, wie Raffe gebaut ist.
    Er beugt sich vor, damit seine Flügel nicht gegen die Rückenlehne gedrückt werden.
    »Wie sieht es aus?« Seine wunderschönen breiten Schultern und die klare Linie seines Nackens werden durch die Schwingen noch mehr betont. Er hat sich eine silberne Fliege mit roten Kringeln um den Hals gebunden, die zu meinem Kleid und dem Kummerbund um seine Taille passt. Abgesehen von ein bisschen Schmutz an seinem Kiefer sieht er aus, als sei er gerade einem Hollywood-Hochglanz magazin entstiegen.
    Dafür, dass sein Jackett nicht für Flügel angefertigt wurde, sieht die Form seines Rückens ganz okay aus. Plötzlich sehe ich seine ausgebreiteten Flügel wieder in ihrer ganzen Herrlichkeit vor mir, wie damals bei unserer ersten Begegnung, als er seinen Feinden gegenüberstand. Ein bisschen bekomme ich ein Gefühl dafür, was dieser Verlust für ihn bedeuten muss.
    Ich nicke. »Sieht echt aus. Du siehst gut aus.«
    Er begegnet meinem Blick. Ich sehe eine Andeutung von Dankbarkeit in seinen Augen, aber auch eine Andeutung von Verlust. Von Sorgen.
    »Nicht, dass du … vorher nicht gut ausgesehen hättest. Ich meine, du … siehst immer großartig aus.« Großartig? Ich verdrehe die Augen. Was für ein Käse. Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe. Ich räuspere mich. »Können wir gehen?«
    Er nickt. Er verkneift sich ein Grinsen, aber ich kann es in seinen Augen sehen.
    »Fahr an der Menge vorbei und rüber zum Checkpoint.« Er deutet nach links, wo es aussieht, als würde es etwas umsonst geben. »Wenn die Wachen dich aufhalten, sag ihnen, du willst zum Horst. Sag, du hättest gehört, dass Frauen ab und an eingelassen werden.«
    Er klettert auf den Rücksitz, kauert sich im Schatten zusammen und zieht eine Decke über sich, die, in die ich seine Flügel eingewickelt hatte.
    »Ich bin nicht da«, sagt er.
    »Okay … Erklär mir doch mal, warum du dich hier ver steckst, anstatt einfach mit mir durch das Tor zu gehen?«
    »Engel passieren keinen Checkpoint. Sie fliegen direkt in den Horst.«
    »Kannst du nicht einfach sagen, dass du verletzt bist?«
    »Himmel noch mal, du bist wie ein kleines Mädchen, das einen während einer Geheimoperation ständig mit Fragen löchert. ›Daddy, warum ist der Himmel blau? Kann ich den Mann mit dem Maschinengewehr fragen, wo die Toilette ist?‹ Wenn du nicht die Klappe hältst, lass ich dich hier sitzen, klaro? Du musst tun, was ich sage, und du musst es tun, wenn ich es dir sage. Keine Fragen und kein Zaudern. Wenn dir das nicht passt, kannst du gerne jemand anderen so lange nerven, bis er dir hilft.«
    »Okay, okay, ich hab’s kapiert. Mannomann, du bist echt mies drauf.«
    Ich lasse den Motor an und manövriere das Auto aus der Parklücke. Die Obdachlosen maulen, einer haut im Runterrutschen mit der Faust auf die Haube.

27
    Ich fahre ungefähr halb so schnell durch die Menge auf der Montgomery Street, wie ich normalerweise zu Fuß laufen würde. Die Leute machen nur widerstrebend und

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