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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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Raffe.
    Josiahs blutrote Augen werden schmal, während er Raffe unverwandt anstarrt.
    Dann weiten sich seine Augen. Schreck und Wiedererkennen liegt in ihnen.
    Er wirbelt herum, um Raffe anzusehen. Ungläubigkeit mischt sich mit Verwirrung, Freude und Beunruhigung. Ich hatte keine Ahnung, dass man all das gleichzeitig empfinden kann, geschweige denn, dass es sich alles gleichzeitig auf einem Gesicht abzeichnen kann.
    Er versucht, wieder einen coolen und kontrollierten Gesichtsausdruck anzunehmen, aber es sieht aus, als würde ihn das einige Anstrengung kosten.
    »Kenne ich dich?«, fragt Josiah.
    »Ich bin’s, Josiah«, sagt Raffe und tritt einen Schritt näher.
    Josiah weicht entlang der marmornen Armaturen zurück. »Nein.« Er schüttelt den Kopf. Seine roten Augen sind weit aufgerissen. Wiedererkennen spricht aus ihnen. »Ich glaube nicht, dass ich dich kenne.«
    Raffe sieht verwirrt aus. »Was ist los, Josiah? Ich weiß, es ist lange her …«
    »Lange her?« Josiah haucht ein unbehagliches Lachen. Noch immer weicht er Zentimeter um Zentimeter zurück, als hätte Raffe die Pest. »Ja, das könnte man sagen.« Seine Lippen verziehen sich zu einem angestrengten Lächeln, weiß auf weiß. »Lange her, das ist lustig, ja …«
    Raffe starrt ihn an, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Hör mal«, sagt Josiah. »Ich muss gehen. Folge … Folge mir nicht raus, okay? Bitte. Bitte. Ich kann es mir nicht leisten, mit … mit Fremden gesehen zu werden.« Zittrig atmet er ein und macht einen entschlossenen Schritt Richtung Tür.
    Raffe hält ihn auf, indem er ihm eine Hand auf die Brust legt. »Wir sind uns nicht mehr fremd, seit ich dich aus dem Sklavenquartier geholt habe, um dich zum Krieger auszubilden.«
    Der Albino weicht vor Raffes Berührung zurück, als habe er sich verbrannt. »Das war ein anderes Leben, eine andere Welt.« Wieder saugt er zittrig die Luft ein. Seine Stimme senkt sich zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Du solltest nicht hier sein. Es ist zu gefährlich für dich.«
    »Ach, wirklich?« Raffe klingt gelangweilt.
    Josiah dreht sich um und geht wieder zu der Waschbeckenkonsole zurück. »Vieles hat sich verändert. Es ist komplizierter geworden.« Obwohl die Nervosität allmählich aus seiner Stimme verschwindet, registriere ich unweigerlich, dass er sich so weit von Raffe entfernt wie nur möglich.
    »So kompliziert, dass mich meine eigenen Leute vergessen haben?«
    Josiah geht in eine Kabine und betätigt die Spülung. »Oh, niemand hat dich vergessen.« Ich kann ihn über das Rauschen des Wassers hinweg kaum hören, also bin ich mir ziemlich sicher, dass auch draußen niemand etwas mitbekommt. »Ganz im Gegenteil. Du bist das Gesprächsthema im Horst.« Er geht in eine andere Kabine und spült. »Es gibt quasi so etwas wie eine Anti-Raphael-Kampagne.«
    Raphael? Meint er Raffe?
    »Warum? Wer würde sich die Mühe machen?«
    Der Albino zuckt die Achseln. »Ich bin nur ein Krieger. Die Machenschaften der Erzengel sind mir zu hoch. Aber wenn ich gezwungen wäre zu raten … Jetzt, da Gabriel erschossen wurde …«
    »Es gibt ein Machtvakuum. Wer ist jetzt der Bot schafter?«
    Josiah betätigt eine weitere Spülung. »Niemand. Es ist eine Pattsituation. Wir hatten uns alle auf Michael geeinigt, aber er will nicht. Ihm gefällt sein Leben als General, und er gibt das Militär auf keinen Fall auf. Uriel hingegen will den Posten so sehr, dass er uns quasi eigenhändig die Federn kämmt, um die absolute Mehrheit zu bekommen, die er braucht.«
    »Das erklärt die Non-Stop-Party und die Frauen. Ein gefährlicher Weg, den er da beschreitet.«
    »Im Moment weiß keiner von uns, was in Gottes Namen vor sich geht und warum wir hier sind. Wie gewöhnlich hat Gabriel uns nichts erzählt. Du kennst doch seinen Hang zum Dramatischen. Wir haben immer nur das Aller nötigste erfahren, und man konnte schon von Glück sagen, wenn man überhaupt etwas aus ihm rausgebracht hat, das nicht vollkommen kryptisch war.«
    Raffe nickt. »Also, was hält Uri davon ab, die Unterstützung zu bekommen, die er braucht?«
    Der Albino spült ein weiteres Mal. Trotz des donnernden Wasserschwalls deutet er nur auf Raffe und formt mit seinen Lippen das Wort du .
    Raffe zieht eine Augenbraue hoch.
    »Sicher«, sagt Josiah. »Es gibt Leute, denen die Vorstellung nicht gefällt, dass Uri der Botschafter werden könnte, wegen seiner zu engen Verbindungen zur Hölle. Er erklärt in einem fort, es sei Teil seiner Aufgabe, das Höllenloch

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