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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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Badezimmertür und trägt nichts als ein Handtuch, das er locker um die Hüften geschlungen hat. Wasserperlen haften an ihm wie Diamanten. Er ist ein Traum. In dem weichen Licht, das von hinten aus dem Badezimmer fällt, und dem Dampf, der seine Muskeln umwabert, sieht er wie ein mythischer Wassergott aus, der unsere Welt bereist.
    »Du kannst übrigens alles haben.«
    Ich blinzle ein paarmal und versuche zu begreifen, was er sagt. »Ich dachte, wir könnten unsere Portionen ruhig verdoppeln, solange wir noch Gelegenheit dazu haben.« Es klopft an der Tür. »Das müsste meine Bestellung sein.« Er verschwindet im Wohnzimmer.
    Er meint, alle beiden Portionen gehören mir? Okay. Natürlich will er ein warmes Abendessen. Warum sollte er seins kalt werden lassen, während er duscht? Er muss erst meins bestellt haben und dann, kurz bevor ich aus dem Badezimmer gekommen bin, seins. Natürlich.
    Ich lenke meine Aufmerksamkeit wieder auf das Essen und versuche mich daran zu erinnern, wie sehr ich gerade noch danach gegiert habe. Das Essen. Ja, richtig, das Essen. Ich stecke mir einen Riesenhappen von dem Rinder steak in den Mund. Die cremige Sauce erinnert mich an rare Luxusgüter, die ich einst für so selbstverständlich hielt.
    Ich gehe ins Wohnzimmer und sage mit vollem Mund: »Das war echt genial, dass du so viel Essen bestellt …«
    Josiah, der Albino, kommt herein, mit der schönsten Frau, die ich je gesehen habe. Endlich sehe ich einen weiblichen Engel aus der Nähe. Ihre Gesichtszüge sind so fein und so zart, dass es unmöglich ist, sie nicht anzustarren. Sie sieht aus, als sei Venus, die Göttin der Liebe, nach ihrem Vorbild modelliert worden. Beim Gehen glänzt ihr taillenlanges Haar im Licht. Es passt perfekt zum goldenen Federkleid ihrer Schwingen.
    Ihre kornblumenblauen Augen wären der Inbegriff von Unschuld und Balsam für die Seele, wenn sich nicht etwas dahinter verbergen würde. Etwas, das darauf hindeutet, dass sie das Aushängeschild einer überlegenen Spezies darstellt.
    Ihre Augen mustern mich abschätzig – vom Scheitel meiner nassen, strähnigen Haare bis zu meinen nackten Zehenspitzen. Mir ist nur allzu bewusst, dass ich mir das Fleisch etwas zu enthusiastisch in den Mund geschaufelt habe. Meine Backen wölben sich nach außen, und ich schaffe es kaum, den Mund geschlossen zu halten, während ich so schnell kaue, wie ich nur kann. Rinderfleisch ist leider nichts, was ich am Stück runterschlucken könnte. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mein Haar zu kämmen oder es auch nur zu trocknen, bevor ich nach der Dusche in das Festmahl eingetaucht bin. Es hängt immer noch schlaff herunter und tropft auf mein rotes Kleid. Ihre hellen Augen sehen alles, und sie verurteilen mich.
    Raffe blickt mich an und streicht sich mit dem Finger über die Wange. Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht. Danach ist sie voller Fleischsauce. Na großartig.
    Die Frau wendet sich Raffe zu. Ich bin entlassen. Auch ihm wirft sie einen langen, aber wohlwollenden Blick zu und saugt seinen halb nackten Körper, seine muskulösen Schultern und das nasse Haar in sich auf. Mit einem raschen, anklagenden Blick wandern ihre Augen zu mir.
    Dann tritt sie näher an Raffe heran und fährt ihm mit den Fingern über die glitzernde Brust.
    »Du bist es also wirklich.« Ihre Stimme ist so zart schmelzend wie Eiscreme. Wie Eiscreme mit versteckten Glassplittern. »Wo warst du die ganze Zeit, Raffe? Und was hast du angestellt, dass man dir die Flügel abgeschnitten hat?«
    »Kannst du sie mir wieder annähen, Laylah?«, fragt Raffe steif.
    »Du kommst direkt zur Sache, was?«, sagt Laylah, während sie zu dem Panoramafenster hinüberschlendert. »Ich schaufle mir in letzter Minute einen Platz in meinem vollen Terminplan frei, und du kannst mich noch nicht einmal fragen, wie es mir geht?«
    »Ich habe keine Zeit für Spielchen. Kannst du oder kannst du nicht?«
    »Theoretisch ist es möglich. Vorausgesetzt natürlich, die Sterne stehen günstig. Und damit das klappt, müssten die Sterne schon sehr günstig stehen. Aber die Frage ist doch die: Warum sollte ich?« Mit Schwung zieht sie die Vorhänge beiseite, und ich erschrecke abermals bei dem Panoramablick auf die zerstörte Stadt. »Besteht nach all der Zeit überhaupt noch die Möglichkeit, dass du nicht auf die andere Seite gelockt wurdest? Warum sollte ich den Gefallenen helfen?«
    Raffe geht hinüber zu der Theke, auf der sein Schwert liegt. Er zieht es aus der Scheide, und

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