Angelglass (German Edition)
Angebot mit einer Handbewegung ab. »Ich übernehme das, Pooty. Gib dein ganzes Geld nicht auf einen Schlag aus. Gott, ich weiß ganz genau, dass du nicht so viel hast. Okay, ich denke, ich werde das Gulasch nehmen. Dafür könnte ich echt sterben. Was ist mit dir?«
»Klingt gut«, antworte ich und fülle unsere Gläser auf.
»Pooty!«, sagt Karla mit gespielter Entrüstung. »Du willst mich doch nicht etwa betrunken machen, oder? Immer schön langsam!«
Wir unterhalten uns und essen dabei von dem knusprigen Brot, bis der Kellner mit einem Räuspern unsere Gerichte ankündigt. »Vermutlich fragst du dich, wie ich eigentlich bei der Scooby-Gang gelandet bin, oder?«, fragt mich Karla mit halbvollem Mund.
»Scooby-Gang?«
»Na, du weißt schon – Scooby-Doo, wo bist du?«
Ich sehe sie ahnungslos an. Karla kichert, und ihre Nase ist durch den Rotwein und diese intime Gemütlichkeit des Restaurants schon ganz rot geworden. »Also, Cody ist natürlich Fred. Er würde es zwar niemals zugeben, wäre aber bestimmt stolz, wenn ich’s ihm erzähle. Er hält sich nämlich für so eine Art Rudelführer. Na, und Petey ähnelt Shaggy so sehr, dass es schon fast wehtut. Ich hab sogar einmal gehört, wie er ›Zoinks‹ gesagt hat!« Karla bricht in unbändiges Gekicher aus, legt schließlich schüchtern eine Hand vor den Mund und blickt unter ihren geschwungenen Augenbrauen hervor. »Tut mir leid. Na, und Jenny wäre natürlich Velma. Aber wag es ja nicht, ihr das zu erzählen. Sie würde mich aufhängen!«
Ich habe nicht die geringste Idee, worüber sie redet, aber es gefällt mir, sie so gut gelaunt zu erleben. »Und Padraig?«, frage ich und lasse mich auf Karlas Spielchen ein.
»Hm, tja … Er hat ein bisschen was von Scrappy-Doo, findest du nicht?«, erwidert Karla und fängt wieder an zu lachen.
»Und was ist mit dir?«, frage ich.
»Wieso? Ich wäre natürlich die reizende Daphne«, sagt sie, zieht die Augenbrauen hoch und spielt den Vamp. »Glaubst du nicht, dass ich in einem lila Minirock ganz bezaubernd aussähe?« Karla hält meinen Blick gefangen, bis ich schließlich, leicht in Verlegenheit gebracht, wegsehen muss.
»Und was ist mit John?«, will ich wissen.
Karla zuckt mit den Schultern; ihre gute Laune ist plötzlich verflogen. »Bei Scooby-Doo muss es schließlich auch immer einen Buhmann geben«, sagt sie leise.
Einen Augenblick lang schiebe ich mein Gulasch auf dem Teller herum. Schließlich breche ich das Schweigen. »Und, wie bist du ihnen nun begegnet?«
Karla bestellt noch eine Flasche Wein. »Ich bin vor ungefähr einem Jahr nach Prag gekommen. Ich hab in England für eine Zeitung gearbeitet und hatte dann eine Beziehung, die den Bach runtergegangen ist. Also musste ich irgendwie für ’ne Zeit lang weg. Ich wollte hier meinen Urlaub verbringen und stieß dann auf eine Stellenanzeige der englischen Wochenzeitung
Prague Gazette
. Ich hab mich da in der Redaktion vorgestellt und bin einfach nicht mehr nach Hause gefahren.«
Gedankenverloren kaut Karla auf ihrem Gulasch herum. »Vor ungefähr sechs Monaten wurde eine Reihe von Werbepostern in der ganzen Stadt mit Graffiti überzogen. Aber es war kein sinnloser Vandalismus, sondern die Wörter wurden so verändert, dass sie politische Slogans ergaben. Und die Bilder wurden so manipuliert, dass dadurch eben genau die Firmen kritisiert wurden, die da Werbung gemacht haben. Es waren hauptsächlich große Unternehmen, die in die Schusslinie geraten sind. Ich war vollkommen fasziniert und hab dann nach einer Weile diese Kampagne zu John, Cody, Padraig, Jenny und Petey zurückverfolgen können. Sie nennen das Adbuster-Strategie. Das heißt, dass die Werbekampagnen der großen Firmen ausgenutzt und dann gegen sie selbst gerichtet werden. Egal, ich hab auf alle Fälle einen Artikel für die Gazette geschrieben. John fand das total klasse, und dann hab ich angefangen, mit der Truppe herumzuhängen. Ein paar Wochen danach war der Mietvertrag für mein grauenhaftes Apartment abgelaufen, und sie haben mir angeboten, bei ihnen einzuziehen. Bis jetzt hab ich’s nicht bereut.«
Ich kippe einen Schluck Wein hinunter. »Und du und Cody …«
Karla strafft ihre Schultern. »Ich weiß eigentlich gar nicht, wie es dazu gekommen ist. Ist halt einfach passiert. Sieh mal, Pooty, ich weiß, dass Cody einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen kann, aber eigentlich ist er ziemlich süß. Wirklich.« Sie blickt starr vor sich hin. »Ich glaube, er liebt mich,
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