Angelglass (German Edition)
ist.
Metatron.
Kapitel 13 John
»Es wird Zeit, dass wir uns unterhalten.« John krault seinen Bart und blickt umher. »Der große Tag kommt immer näher. Bis zum 15. November sind es nur noch knapp zwei Wochen, und obwohl wir nur ein kleiner Teil der großen Protestbewegung sind, müssen wir doch unsere Pflicht erfüllen. Ich schätze, es ist eine gute Idee, wenn wir mal den Stand der Dinge besprechen.«
Es ist der Tag nach Peteys Konzertauftritt, und wir sind alle im Wohnzimmer versammelt. John hat die ganze Nacht nicht geschlafen und sich mit Zeitungsausschnitten und Berichten beschäftigt, die Cody während seiner Abwesenheit für ihn gesammelt hat.
»Punkt Nummer eins«, sagt er. »Mister Poutnik.«
Ich werde leicht rot, als mich plötzlich alle ansehen.
»Also, im Augenblick brauche ich nicht viel Schlaf. Der Jetlag und Jennys ausgezeichneter Kaffee haben mich die ganze Nacht wach gehalten, aber ich hätte gern mein Zimmer zurück. Das ist sozusagen mein Hauptquartier«, sagt er zu mir. Es klingt beinahe wie eine Entschuldigung.
»Er könnte mit mir zusammenwohnen«, schlägt Jenny sofort vor und übersieht dabei den Blick, den Karla ihr zuwirft. »In meinem Zimmer steht ein großes Bett, und ich arbeite oft nachts im Krankenhaus oder bin bei Lisa.«
John runzelt die Stirn. »Ich fände es gut, wenn alle ihre freie Zeit hier zu Hause verbringen und sich auf N15 vorbereiten. Ich hoffe, ihr seid einverstanden. Wir haben in den nächsten Tagen sehr viel zu tun.«
»Wie wäre es mit dem Sofa?«, sagt Karla. »Das ließe sich doch ganz leicht in ein Bett verwandeln.«
Diese Idee gefällt mir schon besser. Schlaf ist mittlerweile zu einer fast unbekannten Erfahrung für mich geworden, und ich fände es bestimmt nicht so toll, die ganze Nacht in Jennys Bett zu liegen und dabei hellwach zu sein.
Jenny quittiert Karlas Vorschlag mit einem Schulterzucken. »Wie ihr wollt.«
»Okay, dann ist das schon mal geklärt«, fährt John fort. »Da wir gerade beim Thema Poutnik sind. Bitte entschuldigt, wenn ich so offen spreche, aber … trauen wir ihm?«
Einen schrecklichen Moment lang sehen alle einander an. »Na, klar«, sagt Petey ganz ungezwungen, während er einen fetten Joint baut.
John blickt sich um. »Cody?«
»Ich schätze, er ist okay«, murmelt er.
»Er ist dabei«, sagt Karla entschieden. »Ganz bestimmt. Er ist einer von uns. Wer weiß, vielleicht ist er ja gerade auf dem Weg nach Prag gewesen, um an den Protesten teilzunehmen, und hat dann durch diesen Unfall oder was auch immer sein Gedächtnis verloren.«
»Schon möglich«, erwidert John, auch wenn Cody nicht gerade überzeugt wirkt. »Dann ist Poutnik also dabei. Und sowohl für ihn als auch für alle, die während meiner Reise in den Fernen Osten vielleicht vergessen haben, was unsere Aufgabe hier ist, schauen wir uns jetzt mal den Plan an.«
John lehnt sich zurück, trinkt einen Schluck Kaffee und nimmt den Joint von Petey entgegen. Einen Augenblick lang scheint er seine Gedanken zu ordnen. »Also, das 31. Jahressymposium der Internationalen Ölindustrie. Ungefähr zweitausend Repräsentanten der ölproduzierenden Länder und der weltweiten Ölindustriekonzerne.
Excelsior-Hotel
am Wenzelsplatz. Fünfzehnter November. Das sind die Fakten, Leute, und so stehen sie in den Programmheften der Delegierten.
Was allerdings nicht im Programm steht, ist die größte Protestaktion in der Geschichte der Anti-Globalisierungsbewegung. Wir waren in Seattle, wir waren in London, wir waren in Johannesburg. Wir waren auch vorher schon mal in Prag, aber nichts, ich wiederhole – nichts – war jemals in dieser Größenordnung. Cody, die letzten Prognosen, bitte.«
Cody wirft einen schnellen Blick auf das Klemmbrett auf seinem Schoß. »Fünfzehntausend sind bestätigt, John.«
»Fünfzehntausend«, wiederholt John zufrieden. »Fünfzehntausend Demonstranten aus allen Ecken der Welt. Und dabei sind die Nachzügler und die Gaffer und die wirklich verdeckten Untergrundgruppen noch gar nicht mitgerechnet. Und wisst ihr, dass ich gehört habe …?«
»Meinst du etwa …?«, unterbricht ihn Padraig. John nickt. Ein feines Lächeln spielt auf seinen Lippen.
»Deva.«
»Na, also«, sagt Cody und schlägt sich auf die Schenkel. »Hab ich’s euch nicht gesagt? Leute, das wird echt eine richtig fette, heftige Protestaktion.«
»Woher weißt du, dass Deva kommt, John?«, fragt Karla ruhig.
Er zuckt mit den Schultern. »Super-Anti-Globalisation-Man wird sich so
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