Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
Vom Netzwerk:
Republik mitgeschnitten und dank des Engagements von Josh Sellhorn kann man noch heute einen Eindruck von der Qualität bekommen. Holger Biege war unglaublich beliebt und sang seinen Hit „Kann schon sein“. Uschi Brüning und ich, wir beiden alten Background-Hasen, machten ihm den Chor.
    Lacky schrieb mir nach einem Text von Fred Gertz das Lied „Erinnerungen an Jürgen H.“ – und erinnerte damit an einen Musiker-Kollegen, der bei einer Autofahrt zur Vorstellung tödlich verunglückt war. Ein sehr beeindruckender Song, zu dem Wolfgang Fiedler ein Gänsehaut-Arrangement geschrieben hatte.
    Uschi und ich wollten schon seit Langem ein Duett singen. Hier bot sich endlich die Möglichkeit. Axel Glenn Müller schrieb die Musik, und wir beiden versuchten uns unter Zuhilfenahme etlicher Flaschen Rotwein am Text.Ich erinnere mich an den Refrain:

    Gesangs-Duett, Lütte und Uschi Brüning, 1977
    Ich erinnere mich an den Refrain:
    „Halt mich fest, denn ich fliege
    Nein, das ist keine Lüge
    Lass die Hüften uns schwingen
    dann kann man besser singen.“

    Später dichteten wir die beiden letzten Zeilen um:
    „Sieh, dort kommt Holger Biege
    um den Hals eine Fliege.“
    Na ja, richtig berühmte Texterinnen sind wir nicht geworden, aber wir hatten richtig viel Spaß beim „Dichten“.
    Nach der Tournee kam das Angebot, bei einer Revue im Friedrichstadtpalast aufzutreten. So was hatte ich bisher noch nicht gemacht, und ich liebte es. Man hatte sozusagen einen festen Arbeitsplatz und seine eigene kleine Garderobe. So war man nicht gezwungen, täglich die Bühnenklamotten durch die Gegend zu fahren. Bei der Revue waren Vaczlav Neckar und Chris Doerk dabei, mit der zusammen ich das schöne Lied „Mein Papagei frisst keine harten Eier“ intonieren durfte.
    Ich war inzwischen umgezogen. Nach der Ausreise meiner Mutter konnte ich nach den damaligen amtlichen Vorgaben nicht in einer Drei-Zimmer-Wohnung bleiben. Die stand mir nicht zu. Also ging ich wie jeder Bürger zum Wohnungsamt nach Blankenburg. Dort wies man mir eine neue Bleibe zu: Pankow, Florastraße, Altbau, ein Zimmer, Klo und Küche. Natürlich ohne Telefon. War ja klar. In der kleinen Bude hätte ich nicht mal meine Möbel unterbringen können, geschweige denn meinen Flügel. Also machte ich mich wieder auf zum Wohnungsamt und bekam dort zu hören: „Sie müssen doch nicht glauben, dass Sie eine größere Wohnung bekommen, nur weil Sie bekannt sind.“
    Ich hatte keine andere Wahl, ich musste mir Hilfe holen. Zwei Zimmer mit Bad und Küche, ein Telefon – das wollte ich. Ich brauchte ein Schlafzimmer, mit ausreichend Platz für meine Bühnengarderobe, und ein Wohnzimmer, das groß genug war, um meinen Flügel unterzubringen und Gäste bewirten zu können. Denn die hatte ich oft genug. Das bringt so ein Musiker-Leben einfach mit sich. Ständig kommen Kollegen vorbei, Presseleute, es werden neue Programme besprochen und, und, und. Natürlich war ich auch wenig verwöhnt. Viele bekannte DDR-Künstler haben unter viel schlimmeren Umständen hausen müssen. Ich erinnere mich gut an Vroni Fischers Wohnung in Friedrichshain. Zwei winzige Zimmer mit Außentoilette für zwei Erwachsene und ein Baby. Das ist besonders schön, wenn ein bekannter Mensch aufs Klo muss und die Fans sich vor der Tür aufbauen und auf ein Autogramm warten.
    Mein Weg führte mich mal wieder zum Komitee für Unterhaltungskunst und dort riet man mir, dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund beizutreten. Die könnten da sicher helfen. Das war das erste und einzige Mal, dass ich in der DDR einer staatlichen Organisation beigetreten bin. Die Kollegen von der Gewerkschaft waren auch sehr bemüht, und so bekam ich in Berlin-Buch, also in meinem Kiez, eine nette, kleine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Gasheizung und Balkon in einem Vier-Familien-Privathaus mit großem Garten. Die Hausbesitzerin war anfangs gegen meinen Einzug. Sie fürchtete sich davor, dass nun ständig laute Musik gemacht und Orgien gefeiert würden. Aber ich habe ihr gezeigt, dass ich ein solider Mensch bin und habe die Orgien leise gefeiert.
    Nebenan wohnte ihre Tochter mit Mann und Kind. Ich habe mich mit dieser netten Familie sofort angefreundet. Das kleine Mädchen wurde wie eine Tochter für mich, und ihre Eltern gaben mir Wärme, wenn mir kalt war. Ich hatte nämlich in meiner Wohnung sofortdie Kachelöfen rausreißen lassen, schließlich hatte ich ja Gasheizung. Die nützte mir allerdings nichts, als es im Winter 1977 einen

Weitere Kostenlose Bücher