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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
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katastrophalen Kälteeinbruch gab. Die Polizei fuhr durch die Straßen und forderte die Bevölkerung auf, die Gasheizungen abzustellen, da das unter diesen Umständen gefährlich sei. So bin ich zu meinen lieben Nachbarn geflüchtet und habe mir den Hintern an ihrem guten, alten Kachelofen gewärmt.

■ Der „Goldene Orpheus“
    Trotz meiner Weigerung, meine Biermann-Unterschrift zurückzunehmen, delegierte mich das Komitee für Unterhaltungskunst zum Festival „Goldener Orpheus“ nach Bulgarien. Dieses internationale Schlagerfestival hatte einen guten Ruf, vergleichbar dem „Grand Prix“ von heute und fand jedes Jahr in der Nähe von Nessebar am Schwarzen Meer statt. Ich dachte natürlich: Jetzt geht meine ganz große Karriere los. Lacky schrieb für mich „Behalt mich lieb, wenn Du jetzt gehst“, ein leises, inniges Lied, das im Refrain richtig strahlt. Nun brauchte ich was Tolles anzuziehen. Ich war zu der Zeit auf dem Édith-Piaf-Trip und entschied mich für ein schwarzes Kleid mit weißem Kragen. Monika Ehrhardt, die damals schon mit Lacky zusammenlebte, verpasste mir den berühmten Moni-Haarschnitt. Das bedeutete: sehr kurzes Haar.
    Als ich mit Lacky nach meinem Auftritt im Festivalsaal saß und mir die Auftritte meiner Konkurrentinnen ansah, war mir klar, dass ich gegen sie keinerlei Chance hatte. Die Mädchen hatten alle die schärfsten Klamotten an, ich dagegen stand auf der Bühne mit sehr wenig Haaren und einem Kleid, das der Uniform der kleinen Schülerinnen in Bulgarien ähnelte. Kurz gesagt, ich sah bescheuert aus. Irgendwann kamen Lacky und ich dann so ins Lachen, dass wir den Saal verlassen mussten. Ich glaube, wir haben uns eine Flasche Rotwein, den damals berühmt-berüchtigten Rosenthaler Kadarka, geschnappt und die am Strand alle gemacht.

    Auf dem Festival „Goldener Orpheus“ in Bulgarien 1977
    Trotz der Niederlage haben wir uns gut amüsiert in Bulgarien. Vor allem habe ich gemerkt, dass ich bei den Männern im Süden viel mehr Schlag hatte als bei unseren Männern. Einem unglaublich gut aussehenden Typen aus Skopje hatte ich es besonders angetan. Er begleitete den jugoslawischen Festivalteilnehmer und hatte sich in mich verguckt. Rinaldo rannte mir die ganze Zeit im Hotel hinterher oder stand vor meinem Zimmer und wollte sich mit mir verabreden. Ich bin dummerweisenicht darauf eingegangen. Warum ich so doof war, kann ich mir bis heute nicht erklären. Der sah aus wie der junge Alain Delon. Später schrieb er mir Liebesbriefe nach Hause. Und dann kam er irgendwann in die DDR und hat nach mir gesucht. Ich war allerdings gerade mal wieder auf Tournee und hatte ganz andere Sachen im Kopf. Wer weiß, wenn ich mich darauf eingelassen hätte, würde ich jetzt vielleicht an der Adria wohnen. Sollte wohl nicht sein.

■ Auf eigenen Füßen
    Lacky hatte Monika Ehrhardt kennen und lieben gelernt und wollte nun nicht mehr so viel unterwegs sein. Das bedeutete, dass ich mich von nun an um mich selbst kümmern müsste. Die Musiker der Band fanden anderswo Arbeit, und ich stand erst mal allein da. Also machte ich mich auf die Suche und hatte ziemlich schnell neue Mitstreiter an meiner Seite.
    Ich fand Ekke Kremer, der früher Bass bei Vroni Fischer gespielt hatte. Ekke, ein echter Greifswalder, war lustig, gebildet und hatte ein goldenes Herz. Nico Hollmann an den Tasten und Michael Kuhs an der Gitarre erwiesen sich auch als passend für das, was ich vorhatte. Zum Schluss kam noch Peter Krause am Schlagzeug hinzu, der später in den Westen ging und in der Nina-Hagen-Band spielte. Die beiden Lakomy-Techniker Harry Deffke und Ehrhardt „Schmidt’l“ Schmidt blieben mir treu.
    Nun stand ich auf eigenen Füßen, musste mit den Jungs ein Konzertprogramm von neunzig Minuten erarbeiten und hatte für alles die Verantwortung. Unser erster Auftritt lief im „Schlagerstudio“ mit Chris Wallasch in Neubrandenburg. Ich war wahnsinnig aufgeregt, denn ich wusste, wenn etwas schief geht, bleibt das an mir hängen. Es kam wie es kommen musste: Einer meiner lieben Musikanten hatte zur Aufzeichnung schon ganz schön „getankt“. Er hatte einen Kollegen getroffen, und die beiden hatten sich ein bisschen zu sehr über ihr Wiedersehen gefreut. Zum Glück mussten wir ja nur zum Playback agieren und so nahmen meine Jungs ihren wankenden Freund in die Mitte und es fiel zum Glück nicht weiter auf. Nun hieß es, die Veranstalter davon zu überzeugen, dass die Lütte auch ohne den Lacky konnte. Das war nicht ganz

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