Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
Lackys Ehefrau Monika Ehrhardt-Lakomy klappte es dann tatsächlich, dass die Musiker ihr Studium an der „Hanns-Eisler-Musikhochschule“ in Berlin weiterführen konnten.
Für mich begann alles von vorn: Proben, ein neues Programm und natürlich eine neue Einstufung. Ohne Einstufung funktionierte gar nichts im Konzertleben der DDR. Wenn sich eine neue Band formierte, musste siesich einer Kommission aus Kulturfunktionären, Musikjournalisten oder auch Musikwissenschaftlern stellen und zeigen, was sie zu bieten hat. Danach wurde entschieden, welche Gage der Band bei Veranstaltungen zu zahlen war.
Auch ohne Technik war man natürlich aufgeschmissen. Hier zeigte sich, dass es eben wirklich den berühmten aus der Not geborenen Zusammenhalt gab, den man uns Ossis nachsagt. „Das machen wir für dich, Lütte“, sagten die Kollegen von Karat und stellten uns ihre Lichtanlage samt Technikern zur Verfügung. „Wir helfen euch gern“, erwiderte die Band von Vroni Fischer und stellte uns ihr Equipment samt dem fantastischen Tontechniker Thomas „Flicky“ Stiehler auf die Bühne. Ohne, dass wir dafür auch nur einen Pfennig bezahlen mussten.
1980 erreichten wir in der Kongresshalle am Alexanderplatz unsere Einstufung und ab da hieß es Bühne frei für „Angelika Mann und Obelisk “.
Die Musikerszene hatte sich inzwischen natürlich weiterentwickelt. Auf uns wartete man nicht unbedingt. Es dauerte einige Zeit, bis wir genügend Gelegenheiten hatten unser Konzertprogramm vor Publikum zu spielen.
Unseren ersten wichtigen Auftritt absolvierten wir 1980 beim Interpretenwettbewerb in Karl-Marx-Stadt. Ich kannte diesen Ausscheid, denn wir hatten dort schon 1976 mit dem Lakomy-Ensemble eine Silbermedaille erkämpft. 1978 nahm ich mit meiner ersten eigenen Band teil – also noch vor der Obelisk -Zeit. Ganz unerwartet gewannen wir eine Goldmedaille. Damit hatte keiner von uns gerechnet, vor allen Dingen, weil ich damals nicht sehr diszipliniert war und eher in in Feierlaune schwelgte – in diesem Fall auch schon am Abend vor unserem Auftritt. Es wurde sehr, sehr spät und am nächsten Morgen sah ich aus wie eine weggeworfene Aktentasche. Das war leider auch den Augender Juryvorsitzenden Gisela Steineckert nicht entgangen. Sie hatte damals den Vorsitz. Nach dem Auftritt vor der Jury gab es das obligate Beratungsgespräch in dem wir Künstler beurteilt wurden. Frau Steineckert tadelte mich, vor so einem großen Konzert könne man doch nicht … Ich versank vor Scham fast im Erdboden. Danach lobte sie mich jedoch so sehr, dass mir fast die Tränen kamen. Tja, und dann bekamen „Angelika Mann und Band“ die Goldmedaille.
Gisela Steineckert schrieb in der „Unterhaltungskunst“ 1978 über mich: „Wer so singt wie sie, mit dieser Spannung und Dynamik, mitdenkend, mitempfindend und schöpferisch gestaltend, während die Stimme über weite Strecken wie mühelos mitmacht, der gehört in die erste Reihe unserer Interpreten.“
1980 schließlich mit Obelisk nahmen wir wie erwähnt wieder teil – und gingen völlig leer aus. Damals rollte die „Neue Deutsche Welle“ mit Macht auch auf die DDR zu, und viele der Bands haben versucht, sich dem anzuschließen. Das ist durchaus legitim, ich habe aber solche Modeerscheinungen nie konsequent nachgemacht. Natürlich habe ich bei allem, was der Musikmarkt an Neuem zu bieten hatte, sehr genau hingehört und vieles verwendet, was ich für meine Interpretation gebrauchen konnte. Meinen eigenen Stil habe ich deshalb aber nie verleugnet. Sowohl die Juroren als auch die Fernsehredakteure waren allerdings auf dem NDW-Trip und wussten mit unserer Musik nichts anzufangen. Für uns kein Grund aufzugeben oder gar unsere Linie zu verlassen. Und wir behielten recht: 1982 holten wir Gold.
War ich bisher irgendwie immer noch die Lütte von Lakomy, so konnte ich mir nun endlich auch einen eigenen Namen machen. Andreas Bicking erwies sich als unglaublich begabter Komponist. Fred Gertz, der schon zu Lakomy-Zeiten meine Texte schrieb, hatte die Idee, mein bisheriges Leben als Thema für einen neuen Song zu verwenden. Er legte Andreas einen Text mit sechs Strophen vor, der alles erzählte, was mir bisher widerfahren war. Andreas war gerade 20 Jahre alt und hat mit großem künstlerischem Gespür meine Lebensgeschichte in Musik umgesetzt. Daraus wurde das Lied, das nun auch Titel dieses Buchs ist: „Was treibt mich nur“. Ich erinnere mich, dass ich das Lied ohne ein einziges Mal abzusetzen im
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