Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
dreckig, praktisch unbenutzbar und wir hatten eine lange Reise mitdem Bus vor uns. Da musste sich auch Frau Mann anders behelfen. Bis heute hat sich mir das eingeprägt. Das Wichtigste auf Reisen sind für mich saubere Toiletten.
Wir fuhren lange Zeit im Bus über Land. Andreas Bicking brachte das Kunststück fertig, in diesem wackligen Gefährt Partituren zu schreiben – alles aus dem Kopf, ohne Computer und irgendwelche Programme. In diesem Bus ist zum Beispiel das Arrangement für das „Wellenlied“ entstanden. Abends sind wir dann vor den Bauarbeitern aufgetreten. Das war nicht ohne, denn es gab dort sehr wenige Frauen und so musste meine Band ganz schön auf mich aufpassen. Die Männer waren völlig aus dem Häuschen. Wir wohnten, wie die Bauarbeiter auch, in Containern. Rings um uns herum nur Matsch. Es war nicht sehr komfortabel. Manchmal gab es kein Wasser und wir waren gezwungen, uns mit Schnee zu waschen.
■ Traumzauberbaum und andere Geschichtenlieder
Wieder zurück in Berlin erzählte Moni Lakomy mir von ihrer Idee, dass wir doch mit Obelisk auch ein Konzertprogram für Kinder erarbeiten könnten.
Aus dem Liebespaar Monika Ehrhard und Reinhard Lakomy war nicht nur das Ehepaar Lakomy geworden, sondern auch ein Autorenpaar, das bis heute ganze Generationen glücklich macht mit seinen fantasievollen Geschichtenliedern. Schon die erste LP wurde ein Renner. Moni hatte sich die Geschichte und die Liedtexte ausgedacht und Lacky schrieb die Musik. Er sang auch und holte sich Vroni Fischer und mich dazu. Die„Geschichtenlieder“ verkauften sich so gut, dass AMIGA plötzlich genug Vinyl zur Verfügung hatte, um gleich den Auftrag für die nächste LP zu geben. Das wurde dann der legendäre „Traumzauberbaum“. Wieder in derselben Besetzung: Lacky, Vroni Fischer und ich. Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir uns bei Lacky die fertig abgemischte Version anhörten. Wir waren alle überzeugt, dass uns Großes gelungen war. Dass die Platte aber nach über 30 Jahren immer noch so populär sein würde, konnten wir nicht ahnen. Ich habe viele, wirklich schöne Lieder singen dürfen und hatte auch einige Hits. Aber ich glaube mein größter Hit ist „Das Küsschenlied“. Wenn ich es heute bei meinen Kinderkonzerten anstimme, singen alle mit: Oma, Opa, Mama, Papa und die Kinder.
Vor mir lag eine schwere Aufgabe: Ich musste meine Musikanten für das Kinderprogramm begeistern. Ich war nicht sicher, ob die das wollten. In erster Linie will man als Musiker ernst genommen werden – und zwar mit Rock und Jazz. Erstaunlicherweise ließen sie sich aber recht schnell überzeugen und standen auch dazu. Bald hatte unser Programm „KlingKlang“ in der Regie von Volker Neumann im FEZ in der Wuhlheide Premiere.
Monika Ehrhardt hat für die Geschichtenlieder eine Rahmenhandlung, ein Theaterstück geschrieben und meine Jungs konnten nun beweisen, dass sie auch schauspielerisches Talent hatten.
Der Erfolg blieb nicht aus und ab sofort fuhren wir zweigleisig. Am Nachmittag spielten wir für die Kinder und am Abend kamen dann die Eltern in unsere Konzerte. Mit diesem Konzept füllten wir offenbar eine Lücke – an manchen Tagen spielten wir zwei Kinderkonzerte hintereinander, weil die Karten für die erste Vorstellung schnell ausverkauft waren.
Andreas komponierte natürlich auch fleißig weiter und ich fand, dass wir doch mal ein Duett miteinander singen sollten. Fred Gertz schrieb wieder den Text und dann gingen wir ins Funkhaus Nalepastraße und sangen unseren ersten gemeinsamen Titel „Will mit dir zusammen sein“. Ach war das schön! Ich sehe uns beide noch im Studio. Der Song wurde das Liebeslied des Jahres 1983 und war in allen Hitparaden ganz vorn.
Mit Andreas Bicking, 1983
Mit dem Kinderprogrammwaren wir inzwischen so erfolgreich, dass man uns eine eigene Fernsehreihe anbot: „Rockmusik zum Anfassen“. Das war eine gute Idee. Kindern wurde mit diesem Programm auf lustige und spielerische Art und Weise nahegebracht, wie Lieder entstehen und welche Instrumente man dafür braucht. Moni schrieb die Bücher dafür und wir durften schauspielerisch vor der Kamera agieren. Ich hatte da ja schon einige Erfahrung. Schon in den Jahren 1978 und 1979durfte ich beim „Liederspielplatz“, der immer freitags beim „Sandmännchen“ lief, mit den Kindern singen. Die Kinderprogramme habe ich geliebt und liebe sie bis heute. Nicht umsonst bin ich die Märchenrätselhexe beim RBB mit schöner langer Nase.
DT64
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