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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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sind hier in Paris, da hat man viele Ausgaben.«
    Nach kurzem Zögern willigte die junge Frau ein. Sie bat Marguerite, ihre Geldkassette zu holen, und zahlte jedem von ihnen aus, was ihm zustand. Die Männer dankten ihr und verabschiedeten sich. Der kleine Giovani sagte, er werde am nächsten Tag wiederkommen, um der Gräfin zu Diensten zu sein. Die anderen zogen sich schweigend zurück. Als sie durch die Tür gingen, rief Marguerite ihnen von der Treppe aus ein paar Worte im Dialekt des Languedoc nach, doch sie antworteten nicht.
    »Was hast du zu ihnen gesagt?«, fragte Angélique nachdenklich. Sie hatte es verstanden, wollte es aber noch einmal hören.

    »Dass der Herr sie verfluchen wird, wenn sie morgen nicht zurückkommen.«
    »Glaubst du denn, sie kommen nicht mehr zurück?«
    »Ich befürchte es.«
    Müde strich sich Angélique mit der Hand über die Stirn.
    »Du darfst nicht behaupten, der Herr würde sie verfluchen, Marguerite. Solche Drohungen schaden ihm mehr, als sie ihm Macht verleihen. Bring die Kassette wieder hoch in mein Zimmer und bereite Florimonds Brei zu, damit er essen kann, wenn er aufwacht.«
    »Madame«, hörte Angélique da eine zarte Stimme neben sich, »mein Vater hat mich gebeten, Euch zu sagen, dass das Essen serviert ist und wir im Speisezimmer auf Euch warten, um das Tischgebet zu sprechen.«
    Es war der kleine achtjährige Junge, den sie vorhin in der Truhe gesehen hatte.
    »Hast du jetzt keine Angst mehr vor Kouassi-Ba?«, fragte sie.
    »Nein, Madame, ich bin sehr froh, einen schwarzen Mann zu kennen. Alle meine Freunde werden mich beneiden.«
    »Wie heißt du?«
    »Martin.«
    Im Speisezimmer waren die Fenster geöffnet worden, damit es im Raum ein wenig heller wurde, ohne dass die Kerzen angezündet werden mussten. Eine blasse, rosige Dämmerung hing noch über den Dächern. Die Glocken der Pfarrkirchen begannen zum Angelus zu läuten. Herrliche dunkle Töne überlagerten alle anderen und schienen das Gebet der Stadt hinaus in die Ferne zu tragen.
    »Ihr habt wunderschöne Glocken in Eurer Pfarrei«, bemerkte Angélique, um die allgemeine Beklemmung zu verscheuchen, nachdem das Gebet gesprochen war und sich alle hingesetzt hatten.

    »Das sind die Glocken von Notre-Dame«, antwortete Maître Fallot. »Wir gehören zum Sprengel von Saint Landry, aber die Kathedrale ist ganz in der Nähe. Wenn Ihr Euch aus dem Fenster beugt, könnt Ihr die beiden großen Türme und den Vierungsturm sehen.«
    Der kleine Martin reichte ein mit parfümiertem Wasser gefülltes Becken und ein Handtuch herum. Alle wuschen sich die Finger. Der Junge erfüllte seine Aufgabe mit konzentrierter Miene. Er hatte ein schmales, kleines Gesicht und sah Hortense sehr ähnlich. Dann gab es noch einen weiteren kleinen Jungen von ungefähr sechs Jahren, der etwas untersetzt war wie sein Vater, und ein kleines Mädchen von vier Jahren, von dem man nur die runde Haube auf seinen braunen Locken sah, da es den Kopf beharrlich gesenkt hielt.
    Hortense erwähnte, dass sie noch zwei weitere Kinder gehabt habe, die aber früh gestorben seien. Die Kleine kam gerade erst von ihrer Amme aus einem kleinen Dorf namens Chaillot in der Nähe von Paris, zu der sie gleich nach der Geburt gegeben worden war. Deswegen war sie so schüchtern und verlangte ständig nach der Bäuerin, die sie aufgezogen hatte, und ihrem Milchbruder.
    In diesem Moment hob das kleine Mädchen ein wenig den Kopf, und Angélique sah ihren hellen Blick.
    »Oh, sie hat ja grüne Augen!«, rief sie.
    »Ja, leider«, seufzte Hortense verärgert.
    »Fürchtest du etwa, in deinem Haus könnte eine zweite Angélique heranwachsen?«
    »Ich weiß es nicht. Mir flößt diese Farbe immer Unbehagen ein.«
    Am anderen Ende des Tisches saß ein gelehrt wirkender, schweigender Greis. Es war der Onkel von Maître Fallot, ein ehemaliger Richter.
    Zu Beginn des Essens ließen er und sein Neffe mit der gleichen
würdevollen Geste ein Stück vom Horn eines Einhorns in ihre Gläser fallen. Das erinnerte Angélique daran, dass sie an diesem Morgen die Pastille mit dem Gift nicht genommen hatte, an das sich ihr Körper nach Joffreys Wunsch gewöhnen sollte.
    Die Magd servierte die Suppe. Auf der gestärkten weißen Tischdecke zeichneten sich in regelmäßigen Vierecken die Bügelfalten ab.
    Das Silber war recht hübsch, aber die Familie Fallot benutzte keine Gabel, deren Verwendung noch nicht sehr verbreitet war. Erst Joffrey hatte Angélique beigebracht, dieses Gerät zu benutzen,

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