Angélique - Am Hof des Königs
Dienerinnen, die es sich im Bad gut gehen lassen!«
»Ich habe ein Bett dabei«, erklärte Angélique. »Soll ich es nach oben bringen lassen?«
»Das ist nicht nötig. Wir haben genug Schlafgelegenheiten, um dich unterzubringen. Aber dein ganzes Knechtsvolk kann ich nicht aufnehmen.«
»Du hast doch sicher ein Dachzimmer für Marguerite und das Mädchen? Den Männern gebe ich Geld, damit sie in einer Herberge übernachten können.«
Mit zusammengekniffenen Lippen musterte Hortense entsetzt die Männer aus dem Süden, die offenbar der Ansicht waren, sie brauchten sich von der Frau eines Prokurators nicht
stören zu lassen, und in aller Seelenruhe weiteraßen, während sie sie mit ihren glutvollen Augen unverschämt anstarrten.
»Die Männer deiner Eskorte sehen wirklich aus wie Banditen«, bemerkte sie mit erstickter Stimme.
»Du übertreibst. Das Einzige, was man ihnen vorwerfen kann, ist ihr ausgeprägter Hang dazu, in der Sonne zu schlafen.«
Sanft nahm Angélique Florimond aus den Armen von François Binet. Daraufhin grüßte der junge Barbier Hortense so ehrerbietig, dass diese ein wenig besänftigt war.
»Na gut«, seufzte sie mit gespielter Resignation. »Ich kann das Mädchen aufnehmen und vielleicht auch diesen Jungen. Der scheint mir zumindest gute Manieren zu haben. Aber ich weiß nicht, was ich mit einer Kutsche und Pferden machen soll. Du siehst ja unseren Stall.«
Sarkastisch deutete sie auf einen Winkel, in dem eine Sänfte auf zwei Rädern stand.
»Das ist mein ganzes Fuhrwerk! Der Junge, der sich um die Kerzen und das Holz kümmert, zieht mich darin durch die Straßen, wenn ich Freunde besuchen will, die zu weit entfernt wohnen. Und Gastons Pferd ist in einem Stall in der Nachbarschaft untergebracht, wo die Beamten monatsweise einen Stand mieten können.«
Schließlich befahl Angélique ihren Leuten, zwei Truhen abzuladen, und ließ jemanden kommen, um der Kutsche und dem Karren mitsamt dem restlichen Gepäck den Weg zum öffentlichen Stall zu zeigen.
In dem großen Zimmer, das Hortense ihr im zweiten Stock zugewiesen hatte, konnte sich Angélique endlich einen Augenblick entspannen, als sie in einen Waschzuber stieg und sich mit kühlem Wasser besprengte. Sie wusch sogar ihre Haare, ehe sie sich vor einem Spiegel aus Stahl, der über dem Kamin hing, mehr schlecht als recht frisierte. Das Zimmer war dunkel und ausgesprochen
hässlich möbliert, aber es reichte. Florimond lag in einem kleinen Bett mit sauberen Laken, wo er dank der Medizin des Perückenmachers immer noch friedlich schlief.
Nachdem sie sich nur leicht geschminkt hatte, denn sie ahnte, dass ihr Schwager es nicht sonderlich schätzte, wenn Frauen Rouge auflegten, konnte sie sich nicht entscheiden, welches Kleid sie anziehen sollte. Selbst das schlichteste wirkte immer noch viel zu prunkvoll neben der Garderobe der armen Hortense, die lediglich ein paar samtene Borten und Bänder am Mieder ihres einfachen grauen Kleids trug.
Schließlich wählte sie ein Hauskleid in der Farbe von geröstetem Korn mit dezenten Goldstickereien, und ersetzte den zarten Spitzenkragen durch ein Halstuch aus schwarzem Satin.
Sie war gerade fertig angekleidet, als Marguerite zurückkam und sich für ihre Verspätung entschuldigte.
Verächtlich erklärte sie, dass die Pariser auf sie wie ungehobelte Bauern wirkten. Die Badestube der heiligen Jeanne war nicht zu vergleichen mit den römischen Bädern von Toulouse, wo selbst die einfachen Leute ihre Gesundheit im Schwitzbad pflegen konnten. Bei der heiligen Jeanne war das Wasser zwar angenehm warm, aber die Badetücher waren von höchst zweifelhafter Sauberkeit, und ständig schaute jemand durch die Tür, die zum Bader führte, der gleichzeitig auch Barbier war und bald einen Gast rasierte, bald einen Abszess aufstach. Anschließend hatte sie noch auf die Magd warten müssen und sie heftig ausgescholten, weil das junge Ding natürlich gleich die Gelegenheit genutzt hatte, um sich in den Straßen herumzutreiben.
Mit geübter Hand verlieh die Kammerfrau dem Haar ihrer Herrin die übliche anmutige Form und konnte nicht widerstehen, es zu parfümieren.
»Sei vorsichtig. Ich darf nicht zu elegant sein. Ich muss meinem Schwager, dem Prokurator, Vertrauen einflößen.«
»Ach je! Nachdem ich gesehen habe, wie Euch die schönsten
Edelmänner zu Füßen lagen, soll ich Euch jetzt herausputzen, um einen Prokurator zu bezaubern?«
»Das ist viel schwieriger, als man glaubt. Schau mich an. Wirke ich
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