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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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täglich mit Mademoiselle geplaudert hatte.
    Sie nahm ihre Börse und holte ein paar Ecus heraus.
    »Hier habt Ihr einen Vorschuss auf die Unkosten, die Euch durch Eure Nachforschungen entstehen könnten.«
    »Ich danke Euch, Madame«, antwortete der Advokat, nachdem er einen zufriedenen Blick auf die Münzen geworfen hatte, und ließ sie in eine lederne Börse an seinem Gürtel gleiten, die recht leer zu sein schien.
    Er verabschiedete sich mit ausgesuchter Höflichkeit und ging hinaus.
    Daraufhin erhob sich eine riesige Dänische Dogge, deren weißes Fell mit großen braunen Flecken übersät war und die geduldig an der Hausecke gewartet hatte. Sie folgte dem Advokaten, als er, die Hände in den Taschen, fröhlich pfeifend davonging.
    »Dieser Mann wirkt nicht sehr vertrauenerweckend«, sagte Angélique zu ihrem Schwager. »Ich halte ihn für einen Faxenmacher und unfähigen Aufschneider.«
    »Der Junge ist brillant«, widersprach der Prokurator, »aber er ist arm … wie viele seiner Standesgenossen. Es gibt eine Fülle
auftragsloser Advokaten auf der Place de Paris. Dieser hier muss sein Amt von seinem Vater geerbt haben, ansonsten hätte er nicht genug Geld gehabt, um es zu kaufen. Aber ich habe ihn Euch empfohlen, weil ich zum einen seine Intelligenz schätze und er Euch zum anderen nicht viel kosten wird. Mit dem Wenigen, das Ihr ihm gegeben habt, wird er wahre Wunder vollbringen.«
    »Geld spielt keine Rolle. Wenn es nötig ist, wird mein Gemahl die Unterstützung der gelehrtesten Juristen bekommen.«
    Maître Fallot bedachte Angélique mit einem gleichzeitig herablassenden und listigen Blick.
    »Ihr verfügt also über ein unerschöpfliches Vermögen?«
    »Hier nicht, nein, aber ich werde den Marquis d’Andijos nach Toulouse schicken. Er wird unseren Bankier aufsuchen und ihn beauftragen, einige Ländereien zu verkaufen, falls ich sofort Geld brauche.«
    »Fürchtet Ihr nicht, dass Euer Besitz in Toulouse genauso versiegelt worden sein könnte wie Euer Haus in Paris?«
    Entsetzt starrte Angélique ihn an.
    »Das ist unmöglich!«, stammelte sie. »Warum hätte man das tun sollen? Warum sollte man uns so hartnäckig verfolgen? Wir haben doch niemandem etwas getan.«
    Der Jurist antwortete mit einer salbungsvollen Geste.
    »Ach, Madame! Die meisten Leute, die in diese Kanzlei kommen, sagen genau das Gleiche. Wenn man ihnen glaubte, hätte niemals irgendjemand einem anderen etwas getan. Aber trotzdem gibt es immer wieder Prozesse …«
    Und Arbeit für die Prokuratoren, dachte Angélique.
    Mit dieser neuen Sorge im Hinterkopf war sie nicht mit dem Herzen bei der Sache, als ihr Spaziergang sie durch die Rue de la Colombe, die Rue des Marmousets und die Rue de la Lanterne zum Justizpalast führte. Sie folgte dem Quai de l’Horloge und gelangte so zum Pont-Neuf am Ende der Insel. Das lebhafte
Treiben auf der Brücke begeisterte ihre Begleiter. Kleine fahrende Läden drängten sich um die Bronzestatue des guten Königs Heinrich IV., und unter lautem Geschrei wurden die unterschiedlichsten Waren angepriesen. Hier gab es ein Wunder wirkendes Wundpflaster, dort zog man Zähne, ohne dass es schmerzte, hier verkaufte man Fläschchen mit einer merkwürdigen Tinktur, um Flecken aus der Kleidung zu entfernen, dort Bücher, Spielzeug oder Ketten aus Schildkrötenknochen, die angeblich Bauchschmerzen linderten. Man hörte Trompeten kreischen und Kastenleiern schnarren. Auf einem Podest wurden Trommeln geschlagen, und Gaukler jonglierten mit Bechern. Eine bleiche Gestalt in einem fadenscheinigen Gewand drückte Angélique ein Blatt Papier in die Hand und verlangte dafür zehn Sols. Mechanisch gab sie sie ihr und schob das Blatt in ihre Tasche. Dann wies sie ihr glückseliges Gefolge an, sich zu beeilen.
    Ihr stand der Sinn nicht nach Schlendern. Überdies wurde sie bei jedem Schritt von Bettlern aufgehalten, die plötzlich vor ihr auftauchten und eine eitrige Wunde oder einen mit blutigen Fetzen umwickelten Stumpf vorwiesen, oder von Frauen mit Kindern auf dem Arm, um deren schorfige Gesichter die Fliegen schwirrten. Sie kamen aus dem Schatten der Toreinfahrten, aus dem Winkel eines Ladens oder erhoben sich von den Uferböschungen, und ihre jammernden Rufe nahmen rasch einen drohenden Klang an.
    Als Angélique schließlich keine kleinen Münzen mehr hatte, befahl sie Kouassi-Ba angewidert, sie zu verjagen. Unverzüglich bleckte der Schwarze seine Kannibalenzähne und streckte die Hände nach einem Mann aus, der auf Krücken

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