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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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wenig näher zum spanischen Ufer hin, sodass die überdachte Galerie und die schwimmende Brücke, über die man auf die Insel gelangte, auf französischer Seite zwangsläufig ein wenig länger war. Doch der Vorteil der Spanier, näher an der Insel zu sein, wurde durch die Tatsache ausgeglichen, dass der Strand auf ihrer Seite, über dem die letzten Ausläufer des Gebirges aufragten und wo man an diesem Morgen ein paar exerzierende Kürassiere erkennen konnte, sehr schmal und auch kürzer war als der der Franzosen.
    Während der vorbereitenden Verhandlungen hatten sich die Minister mit mehr oder weniger schwankenden, aus aneinandergereihten Booten gebildeten Brücken begnügen müssen, um auf die Insel zu kommen.
    Inzwischen gab es neben diesen unbequemen, Wind und Regen ausgesetzten Stegen zwei lange, geschlossene Galerien, die auf ins Flussbett gerammten Pfählen über dem Wasser verliefen. Sie waren auf ihrer gesamten Länge mit Glasfenstern versehen und würden allein den Herrschern und ihren Verwandten vorbehalten sein. Die Prinzessin berichtete, dass der Aufseher über die Arbeiten, ein Spanier, der ihnen als der »Aposentador
real« vorgestellt worden sei, mit sicherem Instinkt ihren Rang erkannt und Mademoiselle und Monsieur durch die komfortablen verglasten Galerien habe gehen lassen.
    Auf spanischer Seite bildete die verglaste Galerie einen rechten Winkel und endete an einem in Stufen ansteigenden Landungssteg. Der Grund dafür war, dass der spanische König nicht von der Landseite aus, sondern nur über das Meer auf die Fasaneninsel gelangen konnte.
    Wohingegen die in Saint-Jean-de-Luz abgestiegenen Franzosen nach einer angenehmen Fahrt durch die liebliche Landschaft all ihre prunkvollen vier- oder sechsspännigen Karossen, die Leibgarden der Königin und des Königs, die Musketiere, die Hundertschweizer sowie die Garden der Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt auf ihrer Seite des Ufers versammeln konnten, unmittelbar vor dem aus Booten gebildeten Steg und dem von den Wappen des Allerchristlichsten Königs Ludwig XIV. eingerahmten, mit schlanken Türmchen verzierten Torbau, der den Eingang zur geschlossenen Galerie bildete.
    Wenn man die Vor- und Nachteile für jede der beiden Nationen gegeneinander abwog, stellte das, was beschlossen und erbaut worden war, alle zufrieden, und die Ehre der beiden mächtigen Herrscher blieb gewahrt.
    Die Galerie, durch die man von französischer Seite aus auf die Insel gelangte, war hundertsiebenundvierzig Fuß lang, aber die Galerie auf spanischer Seite, die lediglich hundertsiebenunddreißig Fuß maß, wurde durch den vierundvierzig Fuß langen Landungssteg und einen zweiten Torbau mit dem Wappen des Allerkatholischsten Königs vervollständigt.
    Nachdem man, von der einen oder der anderen Seite kommend, das Ufer hinter sich gelassen und den Steg überquert hatte, gelangte man jeweils in einen großen Raum, in dem sich die Adligen beider Höfe versammeln sollten. Dahinter lag, durch einen schmalen Mittelgang voneinander getrennt, auf
beiden Seiten eine Flucht von drei unterschiedlich großen Räumen, die in einen rechteckigen Raum mündete. In diesem sogenannten »Salon der Konferenz« oder »Salon der Begegnung« würden das Aufeinandertreffen der beiden Herrscher, die Eide, die Unterschriften und die Vorstellung der beiden Höfe erfolgen... Der Raum besaß vier Türen, eine davon aus Kristallglas. Durch vier große Oberlichter über den Türen fiel Tageslicht herein. Und durch das Fenster am Ende des Raumes war das Laub einiger Sträucher in einem Garten zu erkennen, der an der Spitze der Insel angelegt worden war, auch wenn es wenig wahrscheinlich war, dass die Teilnehmer der bedeutenden Zusammenkunft die Zeit finden würden, dort spazieren zu gehen.
    Die Herzogin von Montpensier hatte sich am Vortag mit dem königlichen Aposentador angefreundet.
    Und als er sie heute vor dem Torbau auf französischer Seite in Empfang nahm, versuchte sie ihm durch die Vermittlung des Spanisch sprechenden M. de Villemare alles zu entlocken, was er über die Ankunft des Königs von Spanien wusste.
    War Seine Allerkatholischste Majestät schon unterwegs? Kam er in Begleitung seiner Tochter? In welcher Stadt wurde er inzwischen angekündigt? Würde er in Fuenterrabía logieren oder doch in Irún? Wann hätte dieses furchtbare Warten ein Ende?
    Sie flehte ihn an, ihre Ängste zu zerstreuen. War er nicht von Beginn an, also nun schon seit einem Jahr, Zeuge der Verhandlungen hier an diesen

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