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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Bréssigny bildet sich ein, sie stünde sich so gut mit Gott, dass sie sie wieder zum Leben erwecken könnte …«
    »Kommt, meine Liebe«, sagte Mademoiselle und zog Angélique zur Seite. »Sie haben den Verstand verloren. Lasst uns in die Stadt zurückgehen. Vielleicht können wir noch etwas tun.«
    Eine Gruppe von Männern, zu denen auch M. de Roquelaure gehörte, kam ihnen im Laufschritt entgegen. Die an ihren großen, flachen, meist roten Mützen zu erkennenden Einheimischen hatten Bootshaken und Seile dabei und dazu noch etwas, das aussah wie aus Binsen und Stroh geflochtene Kronen.
    Als sie die Prinzessin bemerkten, blieben sie stehen, um sie zu begrüßen und ihr von dem Drama zu berichten, das sich am Strand zugetragen hatte.
    »Diese Herren wurden Opfer ihrer soldatischen Tapferkeit«, erklärte M. de Roquelaure. »In ihren Augen stellten die tosenden Wellen keine größere Gefahr dar als der Ansturm der gegnerischen Kavallerie. Dabei ist diese Gefahr hier sicher um ein Vielfaches tödlicher, denn den mächtigen Wogen des Ozeans kann man weder Waffen noch Rüstung entgegensetzen.«
    Jemand übersetzte die Erklärungen der Basken, die ihn begleiteten.
    »Die Bauern, die Ihr hier seht, sind gleichzeitig auch Fischer, und sie sagen, dass es für die drei unvorsichtigen Herren in der Tat keine Hoffnung mehr gibt.«

    »Bis weit aufs Meer hinaus ist nichts zu sehen«, informierte ihn Mademoiselle.
    »Nach Aussage der Einheimischen wäre es höchstens noch möglich, dass ihre Leichen von der Strömung an verschiedene ihnen bekannte Stellen an der Küste getrieben werden. Sie wollen uns später dorthin führen, damit die Ärmsten zumindest ein christliches Grab bekommen. Aber sie können nichts versprechen. Das Meer sei gefräßig, sagen sie, und gebe seine Opfer nur selten wieder her … Aber wir gehen trotzdem noch einmal an den Strand. Ich will ihren Freunden Bericht erstatten können, und vielleicht auch dem König, falls sie zu seinen Bekannten gehörten.«
    Mlle. de Montpensier und Angélique gingen weiter zurück in die Stadt. Unterwegs fand Angélique ihren Schal wieder, der sich an einem Pflanzenbüschel verhakt hatte. Sie band ihn ebenso energisch unter ihrem Kinn fest wie kurz zuvor Mlle. de Montpensier. Die Prinzessin griff erneut nach dem Arm ihrer Begleiterin.
    »Seht Ihr, was ich eben zu Euch sagte. Die Leute verlieren hier regelrecht den Verstand! Sie befinden sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung. Niemand ist da, der ihnen sagt, was sie zu tun haben und wohin sie gehen sollen... Nicht einmal der König weiß, was er ihnen zur Zerstreuung vorschlagen soll. Solange nicht die Ankunft des Königs von Spanien und seiner Tochter angekündigt wird, sitzen wir hier wie Vögel, die im Seewind mit den Flügeln schlagen... Warum lächelt Ihr?«
    Angélique gestand, dass ihr das von der Prinzessin heraufbeschworene Bild äußerst treffend erschien! Vögel, die im Seewind mit den Flügeln schlugen. Genauso war es.
    »Ja, ich sehe sogar die unerwartetsten und tragischsten Ereignisse immer wie ein Bild vor mir, das sich mir wie auf einer Theaterbühne darbietet, wo jeder seine Rolle spielt«, gab Mademoiselle zu. »Oft verstehen die Leute mich nicht. Aber ich
war beeindruckt, wie Ihr vorhin diesen hysterischen Puten den Schnabel gestopft habt. Ihr gefallt mir, Madame de Peyrac …«
    »Eure Hoheit ehrt mich. Und gestattet mir, zu bemerken, dass es für mich eine große Freude ist, den Ansichten einer Prinzessin lauschen zu können, deren Ruhm und Mut im ganzen Land bekannt sind.«
    Angélique erlaubte sich, ihrer erhabenen Begleiterin dieses Kompliment zu machen, weil es tatsächlich aufrichtig gemeint war. Der Charakter von Mlle. de Montpensier, der so sehr dem entsprach, was sie stets von ihr gehört hatte, enttäuschte sie nicht. Es war schwierig, die Prinzessin anhand der Rolle zu beurteilen, die sie während der Fronde gespielt hatte. Denn die noch gar nicht so lange zurückliegende Vergangenheit präsentierte sich in dem gleichen zerzausten Durcheinander, unter dem auch die spontane Versammlung sämtlicher illustrer Vertreter des französischen Hochadels zu leiden schien. Sie alle hatten sich in diesem äußerst beengten Marktflecken an der Küste des für seine Stürme berüchtigten Golfs von Biskaya zusammengefunden, wo immer wieder die Wale vorbeizogen, die die Bewohner dieses Landstrichs bis ins ferne Amerika gelockt hatten.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto belebter wurden die Straßen. Drei

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