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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Begleitet von einer großen Eskorte, traf eine Gesandtschaft in San Sebastián ein und wünschte den König und die Infantin zu sehen. Angeführt wurden diese Gesandten von großen Namen, die der König persönlich ausgewählt hatte: Marschall de
Turenne, Marschall de Villeroy, der einst der Erzieher des jungen Ludwig XIV. gewesen war, Le Tellier, bereits unentbehrliche Stütze aller Funktionen, M. du Plessis-Praslin, der Herzog von Choiseul und so fort …
    Als besondere Gunst wurde ihnen erlaubt, dem Mittagsmahl des Königs beizuwohnen, die Infantin jedoch bekamen sie nicht zu Gesicht, nicht einmal aus der Ferne auf ihrem Balkon. Man hätte fast glauben können, dass sie sich gar nicht in San Sebastián aufhielt.
    Es schien offensichtlich, dass Philipp IV. in einer Angelegenheit, die in seinen Augen noch nicht endgültig beschlossen war, französische Gesandte nicht offiziell empfangen wollte. Und auch wenn er den französischen Hof nicht davon abhalten konnte, in die Stadt einzufallen, ermunterte er im Gegenzug die Spanier seines Gefolges nicht, es ihnen gleichzutun und nach Saint-Jean-de-Luz zu reiten.
    Trotz des hohen Ansehens der Männer, die Ludwig XIV. nach San Sebastián geschickt hatte, um Philipp IV. seinen Gruß zu entbieten, tat dieser so, als sähe er sie nicht.
    Auf der Suche nach einer Entschuldigung für diese beunruhigende Haltung äußerte jemand die Vermutung, M. de Turenne sei als Mitglied für diese erste Delegation vielleicht keine besonders glückliche Wahl gewesen.
    Die Zeiten der erbitterten Schlachten in Flandern waren noch nicht fern, als der große Kriegsheld aus den berühmten »tercios« der spanischen Fußtruppen Hackfleisch gemacht hatte, wie der Volksmund sagte. Außerdem hielt M. de Turenne mit der gleichen Beharrlichkeit an der protestantischen Religion fest, die er auch allen anderen Dingen widmete, obwohl Ludwig XIV., der große Zuneigung zu ihm hegte und ihn gerne mit Ehren überhäuft hätte, ihn immer wieder bat, davon abzulassen. Und dass er der reformierten Religion angehörte, dürfte Ihrer Allerkatholischsten Majestät nicht unbekannt sein. König
Philipp IV. war vielleicht gar nicht so fern oder abwesend, wie es den Anschein hatte.
    Genau wie sein Großvater Philipp II. galt er als ein Monarch, der über alles auf dem Laufenden war, ohne je sein Arbeitskabinett zu verlassen.
     
    »Welch eine Dummheit aber auch! Was für ein Mangel an Feingefühl«, rief Mademoiselle, als man ihr von den spanischen Reaktionen auf den ersten Besuch der Franzosen berichtete.
    »Warum hat man mich nicht gebeten, diese erste Delegation zusammenzustellen? Bloß weil Monsieur de Turenne Schlachten für ihn gewonnen hat, glaubt Ludwig, ein Offizier verfüge automatisch auch über diplomatisches Geschick. Ich hätte ihn ohne zu zögern ausgeschlossen... Aber dann hätten alle dahinter ungerechte Motive vermutet. Es ist ja kein Geheimnis, dass zwischen Monsieur de Turenne und mir immer noch Unstimmigkeiten herrschen. Er kann einfach nicht vergessen, dass er meinetwegen die Schlacht vom Faubourg Saint-Antoine verloren hat …«
    Mit kleinen Schritten, den Arm unter den von Angélique geschoben, um sich auf sie zu stützen, das Profil leicht in die Sonne geneigt, schlenderte sie dahin und genoss die Gelegenheit, für ein aufmerksames Ohr die intensivsten Momente ihres Lebens wiederauferstehen zu lassen. Angélique konnte nicht umhin, sich durch die vertraulichen Bekenntnisse einer großen Heldin geehrt zu fühlen, über deren Großtaten im ganzen Land berichtet wurde, sodass sie fast schon als Legenden galten.
    »Ich habe ihn angefleht«, fuhr die Prinzessin fort.
    »Wen?«
    »Meinen Vater natürlich! Schon wieder mein Vater! Was sich vor den Mauern von Paris abspielte, wo sich die Armee des Prinzen von Condé und die königlichen Truppen unter Monsieur de Turenne gegenüberstanden … es war einfach entsetzlich!

    Ein Massaker, das reinste Gemetzel. Mein Vater hätte die Pflicht gehabt, seine Gefolgsleute zu retten. Aber er hatte sich einfach hingelegt, wie immer, wenn er nicht länger hören wollte, dass man von ihm eine Entscheidung verlangte … Oder er ließ mitteilen, dass er gerade dabei sei, sein Hemd zu wechseln, und niemand wagte es, ihn während dieses Vorgangs zu stören und Befehle von ihm zu fordern.
    Konnte ich das denn einfach zulassen?« Mademoiselle stöhnte, als sie diese lange vergangenen Stunden noch einmal durchlebte. »Wer weiß, ob man mir nicht jetzt den Tod Tausender

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