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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Kutschbänke zu holen, auf die sie sich am Feuer niederlassen konnten.
    Den Worten ihres Mannes und des Engländers entnahm Angélique, dass sie sich im Laufe dieses oder des gestrigen Tages bereits begegnet waren, und sie beherrschte die Sprache gut genug, um zu verstehen, dass dies beim König von Spanien geschehen war.

    Der Mann blieb stehen, und es schien, als zögerte er mit französisch anmutender Höflichkeit, sich zu Angélique zu setzen, die er, wie er sagte, zum ersten Mal sah, und angesichts deren Schönheit und Liebreiz er ihr intimes Mahl nicht stören wolle.
    Angélique war angenehm überrascht von seiner Zurückhaltung, und nachdem der sehr viel überschwänglichere Joffrey de Peyrac ihn als einen der größten Gelehrten des Universums vorgestellt hatte, bat sie ihn nachdrücklich, ihnen doch die Freude und Ehre ihrer Gesellschaft zu gewähren. Da ließ er sich endlich nieder, lehnte jedoch das angebotene Spanferkel ab und wählte stattdessen einen Teller Gambas mit schwarzer Soße.
    Doña Francesca nahm weder Fleisch noch Gambas, sondern bat lediglich um ein Glas Hippokras, jenes berühmte Getränk aus warmem Wein, der mit Zuckerrohrsaft von den Westindischen Inseln gesüßt und mit verschiedenen Ingredienzien, darunter Pfeffer, Ingwer und Zimt, gewürzt wurde. Man brachte ihr einen dampfenden Becher, und sie beeilte sich, ihn auf eine angenehmere Temperatur herunterzukühlen, indem sie ihn mit »Schnee« umgab.
    Wie durch Zauberhand gelangten aus dem Lager der Marketender alle nur denkbaren Annehmlichkeiten zu ihnen. Jemand erklärte, die schwarze Soße, die zu den Gambas gereicht wurde und ganz leicht nach Meer schmeckte, werde aus der Tinte zubereitet, mit der sich Tintenfische tarnten.
    Der junge Priester war recht teuer gekleidet und trug einige Spitzen an seinem schwarzen Anzug. Dass er dem geistlichen Stand angehörte, erkannte man am Fehlen einer Perücke. Seine Aufgaben schienen sich darauf zu beschränken, Doña Francesca nicht aus den Augen zu lassen und jeden ihrer Wünsche zu erfüllen. So blieb sein Gesicht die ganze Zeit über ihr zugewandt und fixierte sie in regloser Bewunderung. Irgendwann stand er auf, verschwand in der Dunkelheit und kehrte mit neuem »Schnee« zurück, eine Gefälligkeit, für die ihm zum
Dank ein strahlendes Lächeln der Göttin geschenkt wurde, deren Kult sein Leben erfüllte.
    Der Engländer hatte ein Fässchen besten Weins namens Pedro Ximenez mitgebracht.
    Der König, sagte er, habe ihm mehrere Fässchen davon liefern lassen, weil er wusste, dass seine Landsleute ihn sehr schätzten.
    Dann habe der spanische König also seine übliche starre Haltung Engländern gegenüber ein wenig gemildert, bemerkte Angélique. Doch Robert Boyle berichtigte sie. Der König von Spanien wusste genau, dass der Mann, den er zu empfangen geruht hatte, Ire und somit katholisch war. Einen Anhänger der reformierten Religion nach Spanien zu schicken konnte als Kriegsgrund gewertet werden.
    Der Ire erklärte, was ihn bei seinem kurzen Ausflug nach San Sebastián am meisten überrascht habe, sei die Vielfalt der Franzosen gewesen, die er auf spanischem – oder besser gesagt, auf baskischem – Boden habe flanieren sehen. Ihr Anblick hatte ihn sowohl mit Erstaunen als auch mit Bewunderung erfüllt, denn die Franzosen schienen nicht im Mindesten zu ahnen, dass jeder Einzelne von ihnen den Verdacht der Inquisition auf sich ziehen könnte. Joffrey de Peyrac erklärte, dass in Frankreich die Religionskriege gewissermaßen als Gegengift gegen die Ketzerei gedient hätten. Seit der zum Katholizismus übergetretene König Heinrich IV. das Edikt von Nantes erlassen hatte, bemühten sich Katholiken und Protestanten, in Frieden miteinander zu leben, was ihnen auch mehr oder minder gelang, sodass vielen überhaupt nicht mehr bewusst war, welche Gefahren ihr unterschiedlicher Glaube mit sich brachte.
    »Dann gibt es in Spanien gar keine Protestanten?«, fragte Angélique verwundert.
    Nein. In Spanien hatten die Scheiterhaufen der Inquisition innerhalb kürzester Zeit jeden noch so kleinen Zweig des reformatorischen
Stammes ausgemerzt, sowohl die Anhänger des Deutschen Luther als auch die des Franzosen Calvin, des Schweizers Zwingli oder des Schotten Knox.
    Angélique versuchte, sich ihr heimatliches Poitou ohne die protestantischen Dörfer mit ihren schroffen Bewohnern vorzustellen, die ihre Toten des Nachts begruben, aber den gleichen Dialekt sprachen wie die katholischen Bauern. Und was

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