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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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wäre aus der Familie des Barons de Sancé de Monteloup geworden ohne einen hugenottischen Verwalter wie Molines, der sich ihrer Unfähigkeit erbarmt hatte, von eigener Arbeit zu leben, was unvermeidlich gewesen war, um ihre Ländereien zu retten, obwohl es ihnen ihre adligen Traditionen verboten?
    Wie alle Gelehrten, die Formeln anführen und mit Hilfe von Zahlen und Multiplikationen gewisse Gegebenheiten ausdrücken und definieren mussten, waren die beiden Männer unbewusst ins Lateinische gewechselt, das seit ihrer Kindheit ihre Unterrichtssprache gewesen war und als universelle Sprache immer noch über allen Idiomen der Welt schwebte.
    Angélique folgte ihrer Unterhaltung ohne Mühe.
    Dank eines scharfen Gehörs und ihres guten Gedächtnisses war ihr das Erlernen fremder Sprachen schon immer leichtgefallen. Allmählich verstand sie sogar ein wenig Baskisch. Dabei hatte sie sich nie zu dieser besonderen Begabung beglückwünscht, weil sie glaubte, es gehe allen Menschen so.
    Ein wohliger Schauer durchlief sie. Sie fühlte sich in den Palast der Fröhlichen Wissenschaft zurückversetzt, wo sie sich im Laufe der Zeit durch die verschiedensten Besucher an immer neuen Entdeckungen und magischen Reisen berauscht hatte.
    Als Joffrey sah, wie sie fröstelte, nahm er seinen Umhang ab und legte ihn ihr um die Schultern.
    Tatsächlich wurde es kühler und etwas neblig. Und auch wenn sie den Grund für die Reaktionen des anderen gelegentlich
missverstanden, brachte ihre gegenseitige liebevolle Aufmerksamkeit sie einander immer noch näher.
    An seine Schulter gelehnt, naschte Angélique ein paar Erdbeeren, lauschte der Unterhaltung und ließ vor ihrem geistigen Auge noch einmal verschiedene Ereignisse des Tages vorüberziehen.
    Würde sie Joffrey von dem Mann mit den leuchtenden Augen erzählen? Je mehr Zeit verging, desto intensiver umhüllte sie die anheimelnde Nacht, und desto mehr fürchtete sie, Wahnvorstellungen erlegen zu sein. Den gleichen Visionen, über die die Helden der mittelalterlichen Bücher klagten oder die Figuren Dantes, die in Höllengegenden umherirrten, wo jeder Fluss, an den sie gelangen, ihren Wahn noch steigerte und sie die Herrschaft über ihren Geist verlieren ließ. Hatte der Bidassoa bei ihrem heutigen Ausflug für sie etwa die Rolle des Styx gespielt?
    Während sie aufmerksam der in mehreren Sprachen geführten Unterhaltung lauschte, erfuhr sie, dass die beiden Männer zu unterschiedlichen Zeiten, an diesem Morgen oder vielleicht auch schon gestern, den spanischen König getroffen hatten, dass Sir Robert Boyle an der Erforschung geheimnisvoller unsichtbarer und »in ihren Grenzen gefangener« Stoffe arbeitete, die man »Gas« nannte, und dass die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse vor der Barbarei der Inquisition zu schützen, zur Bildung geheimer Zirkel in den Akademien aller Länder führte, deren Mitglieder einander an verborgenen Zeichen erkannten …
    Im flackernden Schein des kleinen Feuers am Strand flogen die Worte hin und her.
    Schläfrig, aber vor allem fasziniert, ließ Angélique den Blick auf den drei Neuankömmlingen ruhen.
    Die wunderschöne Frau sagte kein Wort und gab auch durch ihr Mienenspiel nicht zu erkennen, ob sie dem Gespräch folgte.
Entweder verstand sie gar nichts, oder sie verstand alles. Der Geistliche hingegen gehörte mehr als alle anderen Männer, denen sie bisher begegnet war, zu jener untergegangenen Welt der musizierenden Pagen, der umherziehenden Ritter und der geistreichen Dichter, die nur für ihre glühende Liebe lebten, auch auf die Gefahr hin, eines Tages zugrunde zu gehen, weil sie ihrer Erwählten niemals nahegekommen oder aber von ihr zurückgewiesen worden waren.
    Im Stillen stellte Angélique Mutmaßungen über den Engländer und die schöne Spanierin an. Waren sie lediglich zufällige Gefährten, die einander an diesem Tag begegnet waren? Oder verband sie die Erinnerung an eine frühere Beziehung?
    War sie seine Muse, wenn er, fernab des Londoner Nebels, den Kontinent besuchte? Gab es zwischen diesen beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Menschen ein ähnliches Band wie das, welches sich nach und nach zwischen ihr und Joffrey de Peyrac geknüpft hatte?
    Und warum? Weil sie einander insgeheim ähnlich waren? Weil sie einander verstanden? Weil sie einander begehrten? Weil sie einander nicht vergessen und nicht mehr ohne den anderen leben konnten? Weil sie einfach nicht mehr voneinander loskamen?
    Angélique lächelte versonnen,

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