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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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»kann man ganz sicher davon ausgehen, dass ihrem Gemahl eine Audienz bei Seiner Majestät dem König von Spanien gewährt wurde. Diese Adligen aus dem Süden haben diesseits und jenseits ihrer Berge beste Verbindungen.«
    Und in geheimnisvollem Ton wiederholte sie jedes Mal: »Eine Tochter hat alle Macht über das Herz ihres Vaters.«

    Was man auf unterschiedliche Weise interpretieren konnte.
    Die Optimisten behaupteten, die Infantin – die sie in Wirklichkeit nie gesehen hatten – habe sich dafür verbürgt, ihren Vater zum Einlenken zu bewegen.
    Die anderen hingegen vertraten die Ansicht, dass ein solches Abenteuer – das Ende der spanischen Vormachtstellung in Europa und der ganzen Welt – eine Utopie sei, die sich kein vernünftiger Mensch jemals hätte ausdenken sollen.
    Aber nun war es zu spät, um noch darüber zu debattieren.
    »Vernünftige Menschen« – Kardinal Giulio Mazarini und Don Luis de Haro y Guzmán – trafen sich erneut zu einem Gespräch. Der Kardinal war krank, und diesmal war es keine Ausrede... Aber sie mussten unbedingt aus dieser Sackgasse herauskommen. Also machten sich beide wieder an die Arbeit.
    Am 28. Mai hatte sich der Großmeister der königlichen Garderobe von Ludwig XIV. nach San Sebastián begeben, um sich nach dem Befinden Ihrer beiden Majestäten zu erkundigen. Nachdem sie ihn empfangen hatten, unternahmen sie ihren täglichen Ausflug zum Hafen.
    Am nächsten Tag strömten so viele Franzosen in den Palast, in dem sie wohnten, dass man sie auffordern musste, zur Seite zu treten, um die Bediensteten durchzulassen. Doch sie rührten sich nicht vom Fleck, denn sie waren fest entschlossen, endlich die Infantin zu sehen.
    Und so wurden die Tabletts über ihre Köpfe hinweggetragen, und die französischen Adligen erfreuten sich nicht nur an den köstlichen Düften, sondern auch an den nicht minder verlockenden Ankündigungen: gebratene junge Kaninchen, Täubchen an grünem Salat, Weißwürste auf einem Bett aus Rahmzwieback, Artischocken mit Schweinshaxe …
    In den höchsten Kreisen der spanischen Gesellschaft genoss die Kochkunst ein beträchtliches Ansehen, und es war bekannt, dass der Leibkoch von Philipp III., dem Vater des gegenwärtigen
Königs und seiner Schwester, Anna von Österreich, ein Mann namens Francisco Martínez Montiño, eine »Abhandlung über die Kunst, ein Bankett anzurichten« geschrieben hatte.
    An diesem Tag begaben sich der König und die Infantin, vielleicht wegen des Gedränges, das in der ganzen Stadt herrschte, nicht zum Hafen. Man war erschüttert. Nun war alles verloren, sagten die Pessimisten. Je gewisser man sich der Lage wurde, desto unüberwindbarer erschien sie. Der spanische König würde nicht nachgeben.
     
    Doch plötzlich sprengt ein Reiter in rasendem Galopp hinaus in die Nacht und legt in Rekordzeit die Strecke zwischen Saint-Jean-de-Luz und San Sebastián zurück.
     
    Man weckte den König von Spanien.
    Der Reiter war ein Untergebener des Ersten Ministers Don Luis de Haro, den dieser zu seinem Herrn geschickt hatte, um ihn darüber zu unterrichten, dass die Verhandlungen zu einem für alle befriedigenden Abschluss gekommen waren.
    Der König beschloss, sich gleich am nächsten Tag mit der Infantin nach Fuenterrabía zu begeben. Oder besser gesagt, noch am gleichen Tag, denn es war bereits zwei Uhr nachts.
    Man schrieb den 2. Juni.
    Gegen acht Uhr morgens stiegen der spanische König und die Infantin in ihre Karosse und machten sich in bedächtigem Tempo auf den Weg nach Pasajes.
    In La Herrera gingen sie an Bord des prächtigen flachen Bootes, mit dem sie schon einmal gefahren waren, und setzten, umringt von Kähnen voller Musikanten und gefolgt von einer Vielzahl anderer Boote, über die Bucht.
    Das Konzert der Violinen übertönte das stete Geschrei, das sie auf ihrem Weg begleitete und in dem sich unter den Beifall auch Abschiedsgesänge in der Sprache der Region mischten.

    Obwohl die Bewohner dieses Landstrichs, die Basken, sich häufig nur widerwillig den kastilischen Königen beugten, wussten sie doch, dass die spanische Infantin nach Fuenterrabía reiste, um dort zu heiraten, und dass sie durch diese Vermählung zur Königin von Frankreich werden würde.
    Und die Infantin, die sie einige Tage mit ihrem Vater, dem erhabenen König von Spanien, an ihren Ufern hatten wandeln sehen, in einem vergoldeten Boot über die Wellen fliegend, um die Galeonen aus Amerika zu besuchen, und das Geschick der baskischen Fischer bewundernd, mit

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