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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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sogar das Klima die Franzosen ausgestattet haben.«
     
    »Macht Euch hübsch für den Ball heute Abend«, hatte Mademoiselle Angélique aufgefordert. »Die Spanier sind bekümmert. Sie verlieren ihre Infantin. Aber wir gewinnen eine neue Königin. Der König will tanzen. Ich schicke Euch meine Sänfte.«
    Mlle. de Montpensier hatte es so eilig, der Königinmutter zu berichten, was sie gesehen hatte, dass sie in Hendaye nur einen hastigen Imbiss zu sich nahm. Sie ließ sich zum Kardinal bringen,
wo sich Anna von Österreich aufhielt, und schilderte ihr in allen Einzelheiten, was sie bei ihrer Reise erlebt und beobachtet hatte. Die Königin war entzückt.
    Da an diesem 3. Juni 1660 der Abschluss der Fronleichnamsoktav gefeiert wurde, begleitete Mademoiselle die Königin zur Anbetung des Allerheiligsten und zog sich anschließend zurück, um sich für den Ball vorzubereiten. Es war der erste, den sie seit dem Tod ihres Vaters besuchte... Sie und ihre Schwestern legten Perlen an, da man ihnen versichert hatte, das sei der passende Schmuck in der Trauerzeit.
     
    »Beeilt Euch, Madame!«
    Was Marguerite schließlich doch noch beeindruckt hatte, war, dass die Einladung von Pagen aus dem Haushalt des Königs überbracht worden war.
     
    Angélique tanzte gerne.
    In den vergangenen Tagen war es hin und wieder vorgekommen, dass eine Gruppe junger Nachtschwärmer Violinen- oder Lautenspieler riefen, nachdem sie die Spieltische verlassen hatten, und sich auf die Suche nach einem Saal machten, meist bloß ein Stall oder eine Scheune, um dort ein wenig zu tanzen. Zusammen mit dem netten Philippe de Courcillon, der eine besondere Gabe dafür besaß, sich zu amüsieren und alle anderen mit seiner Begeisterung anzustecken, hatte Angélique ihnen eines Abends die provenzalische Volte beigebracht, die zum rhythmischen Klang des Tamburins getanzt wurde.
    »Beeilt Euch, Madame!«
    Marguerite hatte ihr rotes Kleid vorbereitet. Es war von jener leuchtend roten Farbe, die blonden Frauen ganz besonders gut stand.
    Ausnahmsweise war ihre Kammerfrau ein wenig beeindruckt. Die Pagen hatten ihr einiges über das Fest erzählt, das an diesem
Abend gefeiert werden sollte. Da man nicht gut in einem der großen Säle im Rekollektenkloster tanzen konnte, würde der Ball in dem Raum stattfinden, in dem sonst die spanische Theatertruppe auftrat.
    Entlang der Wände würden Podeste für die Musikanten aufgebaut werden und in der Mitte weitere erhöhte Sitzflächen für die Gäste, die nicht tanzten.
    Als Angélique das hörte, verzog sie kurz das Gesicht, doch dann verscheuchte sie die unangenehmen Erinnerungen. Der Saal des spanischen Theaters war tatsächlich der einzige Raum, der groß genug war, um so viele Tänzer aufzunehmen.
    Die Zeit verging.
    Mademoiselles Sänfte kam nicht.
    Angélique stand da in ihrem eleganten Kleid und wartete.
     
    Es wurde immer später, der König musste den Ball schon längst eröffnet haben.
    Angélique war traurig. Sie hatte sich auf diese unverhoffte Gelegenheit gefreut, den König tanzen zu sehen. Alle waren sich darin einig, dass dieser Anblick ein unvergleichlicher Genuss sei.
    Als Mitternacht immer näher rückte, bat sie Marguerite, ihr zu helfen, sich von Kleid, Mieder, Kragen und Manschetten zu befreien, und ihr Haar zu lösen. Sie war müde. Sie trank ein wenig Wasser und schickte sich an, zu Bett zu gehen. Es lag etwas Ungewöhnliches in der Luft. An diesem Tag war das Unvorstellbare wahr geworden: die Hochzeit der Tochter des spanischen Königs mit dem König von Frankreich.
    Marguerite konnte sich »sehr gut vorstellen«, warum Mademoiselle an diesem Abend Mme. de Peyrac ihre Sänfte nicht mehr geschickt hatte.
    Angélique konnte es sich nicht »vorstellen« und forderte sie auf, ihre Andeutungen zu erklären.

    An diesem Abend, so Marguerites Überzeugung, an dem der einundzwanzigjährige König den Abschied von seinem Junggesellendasein feierte, wollte die ganze hohe Gesellschaft womöglich nicht, dass seine Blicke von einer neuen Schönheit angezogen würden, während seine alten und treuen Freundinnen mit Sicherheit um seine Gunst wetteiferten.
    »Du übertreibst«, entgegnete Angélique mit einem Schulterzucken.
    Sie konnte nicht glauben, dass Mademoiselle sie so hintergehen würde, denn sie hatte einen völlig natürlichen Eindruck auf sie gemacht, als sie ihr sagte, sie solle sich für den Ball herrichten. Aber nach einem solchen Tag konnte Mademoiselle nicht auf alles achten, erwiderte

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