Angélique - Am Hof des Königs
Samt geschmückt waren, auf denen sein mit Goldfaden aufgesticktes Wappen prangte, mit dreißig herrlichen Handpferden, acht sechsspännigen Kutschen und einer Vielzahl prächtig gewandeter bewaffneter Garden übertraf sein Tross sogar noch den der Königin.
Unter reichlich Musik und Beifall war er zu seiner Unterkunft geleitet worden, wo der Herzog von Créqui ihn aufsuchte, um ihm die Grüße des Königs auszurichten.
Am 14. Juni führte man ihn ins spanische Theater aus, und anschließend bewirtete ihn Seine Eminenz glanzvoll bei einem Bankett mit vierundzwanzig Gedecken, zu dem »bei jedem Gang nur ein Gericht aufgetragen wurde«.
Ein spanischer Botschafter! In Frankreich!
Es waren tatsächlich neue Zeiten angebrochen.
Als Angélique klar wurde, dass erst ein paar Tage vergangen waren, schöpfte sie neue Hoffnung. Bald würde Kouassi-Ba triumphierend mit dem Grafen zurückkehren.
Sie hatte Lauzun nichts von seinem nächtlichen Besuch erzählt. Als ahnte sie, dass ihre Freunde ihr nicht zuhören würden, verschwieg sie den beunruhigenden Zustand, in dem er sich befunden hatte, und sagte nichts davon, wie er seine zerknitterte Livree und seinen diamantenbesetzten, federgeschmückten Turban ins Stroh geworfen und mit wildem Blick nach seiner Waffe und seinem Pferd verlangt hatte.
Nur dem Marquis d’Andijos, dem sie beinahe zufällig auf der Straße begegnet war, erzählte sie davon, und genau, wie sie befürchtet hatte, schien er das Verschwinden des Grafen de Peyrac, seines Freundes und Beschützers, nicht sonderlich ernst zu nehmen.
Er sei doch erst seit ein paar Stunden fort, bemerkte er. Und als er hörte, dass Kouassi-Ba mitten in der Nacht bei ihr aufgetaucht war, um seinen Säbel zu holen, war er vollends beruhigt.
»Aber natürlich«, rief er, als sei ihm plötzlich alles klar. »Monsieur de Peyrac ist einfach schon früher nach Paris aufgebrochen. Er hat mir erzählt, dass er die Absicht habe, vorzeitig abzureisen, um Euer Pariser Stadthaus für Eure Ankunft vorzubereiten. Ihr wisst doch, wie er ist, wenn er sich plötzlich etwas in den Kopf setzt!«
»Aber dann hätte Kouassi-Ba mir doch einen Brief oder eine Nachricht von ihm gebracht, damit ich Bescheid weiß.«
»Pah! Das hat dieser Mohr einfach vergessen, oder er hat den Brief verloren …«
Genau das Gleiche hätte auch Lauzun gesagt, wenn sie ihm von Kouassi-Bas Auftauchen erzählt hätte. Wer verlor denn nicht
allmählich den Kopf, nachdem sich so feierliche, außergewöhnliche Festlichkeiten dem Ende zuneigten?
In der gesamten Dienerschaft, der einerseits viel mehr Aufgaben aufgebürdet wurden als sonst und die andererseits fleißig dem ausgezeichneten Wein zusprach, der aus in der ganzen Stadt verteilten Fontänen sprudelte, hatte sich inzwischen eine sorglose, nachlässige, geradezu euphorische Stimmung breitgemacht, unter der ihre Dienste litten.
Sie beharrte nicht auf Kouassi-Bas staubiger Kleidung und seiner verstörten Miene, die darauf hindeuteten, dass ihr Gemahl Opfer eines Überfalls geworden war. Wider besseres Wissen klammerte sie sich an die Hoffnung, dass es für alles eine ganz einfache Erklärung geben müsse. Und es stimmte ja auch, dass es anfangs nur ein paar Stunden gewesen waren. Sie lief ziellos durch die Stadt, kehrte nach Hause zurück und eilte wieder hinaus auf den nächsten kleinen Platz, wo sie herauszufinden versuchte, in welche Richtung der schwarze Reiter davongestoben war.
In diesen Stunden, die schließlich zu Tagen wurden, an die sie keine klare Erinnerung mehr hatte, schob Marguerite jedes Mal, wenn Angélique sich mechanisch auf einen Stuhl niederließ, eine Schale mit Früchten oder ein wenig Suppe vor sie hin. Wenn der Abend voranschritt, brachte sie sie ins Bett, und manchmal gelang es der jungen Frau, ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Unterdessen begann Marguerite, die Männer ihrer Eskorte, die Diener und die Kutscher zusammenzurufen und ihre Sachen zu packen.
Am 14. Juni nutzten der König, die beiden Königinnen und ihr gesamter Hofstaat das herrliche Wetter und die wunderbaren Temperaturen und verbrachten einen Teil des Tages mit einem Spaziergang am Strand.
Am nächsten Tag schließlich begann die triumphale Rückreise.
Während dieser letzten Tage hatte Angélique das Gefühl gehabt, gar nicht wirklich mit ihrer Umgebung zu kommunizieren.
Jedes Mal verließ sie das Haus mit der unbestimmten Hoffnung, jemandem zu begegnen, irgendetwas zu erfahren. Doch das enge Geflecht des
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