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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Priego war ebenfalls schon die Camarera mayor ihrer Mutter gewesen, aber das war nicht das Gleiche. Das Amt der Ehrendame der Königin, das mit dem der »dame d’atours« einherging, welche die Aufsicht über die Garderobe und den Schmuck der Herrscherin führte, war in Frankreich von viel zu hoher Bedeutung, um es einer Fremden zu übertragen, einer Spanierin überdies, die nicht die geringste Ahnung von französischer Mode hatte! Allein schon diese schreckliche »guarda infantes«! Außerdem wäre es ein unmöglicher Affront gegenüber Mme. de Navailles gewesen, die beharrlich intrigiert hatte, damit man ihr dieses Amt übertrug. Nachdem sie letztlich doch darauf verzichtet hatte, war sie eiligst als Ersatz für die Marschallin de Guébriant herbeigerufen worden, die plötzlich verstorben war, kurz bevor sie sich auf den Weg zur Grenze machen wollte, um ihr Amt anzutreten.
    Königin Maria Theresia würde sich schnell an neue Gesichter in ihrer Umgebung gewöhnen, vor allem, da diese viel fröhlicher sein würden als die, die sie in ihrem Palast in Madrid oder im Escorial gesehen hatte. Aber sie hatte recht gehabt, so zu reagieren, wie sie es getan hatte! Mit einer Kühnheit, die niemand von diesem naiven jungen Mädchen erwartet hatte, hatte sie dem König zu verstehen gegeben, dass sie als Gegenleistung für all die Opfer, die er von ihr verlangte, darum bat, immer mit ihm zusammen sein zu dürfen und er ihr niemals das »Missfallen« – sie hatte »Missfallen« gesagt – bereite, sie zu verlassen.
    Obwohl sie so klein gewachsen war und die französische
Etikette oder deren Zwänge kaum kannte, war sie doch eine spanische Infantin, die wusste, was ihr als Erbin aller europäischen Habsburger zustand …
    »Aber der König war darüber nicht empört«, berichtete die Klatschbase weiter. »Er hat es ihr mit seiner üblichen huldvollen Freundlichkeit versprochen... Wir dürfen hoffen, dass er verliebt ist... Nun ja, wir wollen es hoffen.«
    Selbst noch als Angélique Anstalten machte, sich zu entfernen, hielt die Dame sie zurück.
    »Erstaunlich, dass der König eingewilligt hat...! Er ist sehr verschwiegen! Das sind die Flitterwochen, denen er Tribut zollt... Aber gestern hat er allein in seinem Zimmer zu Mittag gegessen und die Königin in einem Vorzimmer... Das wurde natürlich bemerkt. Was haltet Ihr davon?«
    Angélique machte eine abwehrende Geste und ging davon.
    Während der ganzen Zeit, in der ihr die Dame mit Feuer eifer die neuesten Gerüchte erzählt hatte, war es ihr nicht gelungen, ihr einen Namen zuzuordnen. Bestimmt gehörte sie zum Gefolge von Mademoiselle. Aber diese belanglosen Plaudereien hatten ihr gutgetan. Für ein paar Augenblicke hatte sie ihre Angst vergessen. Es schien fast so, als sei nichts Schlimmes vorgefallen. Das Leben ging weiter, und das bedeutete hier in Saint-Jean-de-Luz die Feiern anlässlich der Hochzeit des Königs und die Kommentare, mit denen alle dieses Ereignis begleiteten, welchen Platz sie auch dabei einnehmen mochten.
    Alles war einfach, und das Einzige, was zählte, war der perfekte Ablauf der Zeremonien und aller weiteren Schritte, die wie ein fest geknüpftes Band oder ein gut geplantes Manöver den Frieden zwischen den Völkern sichern würden.
     
    11. und 12. Juni
    Es schien, als wollten die Franzosen Maria Theresia geradezu mit Geschenken überhäufen, um ihr über den Trennungsschmerz
hinwegzuhelfen und in ihr das Glück darüber zu wecken, in Frankreich zu sein und über das ruhmreichste Volk der Erde zu herrschen.
    Zum Trost zählte man ihr all die herrlichen Geschenke auf, die sie bis dahin kaum hatte anschauen können.
    Auch der Kardinal wollte nicht hinter den anderen zurückstehen und sandte der Königin Juwelen im Wert von über zwölftausend Livres, darunter einen Diamanten von »beachtlicher« Größe.
    Die Dankbarkeit seiner Eminenz gegenüber diesem kleinen Geschöpf kannte keine Grenzen, was auch seine Großzügigkeit erklärte. Maria Theresia verdankte er den strahlendsten, unverhofftesten, segensreichsten diplomatischen Sieg seines ganzen Lebens, das stets dem Ziel geweiht gewesen war, dem ununterbrochenen Reigen todbringender Kriege in Europa Einhalt zu gebieten. Zwar war es ihm 1648 durch den Westfälischen Frieden bereits gelungen, den Dreißigjährigen Krieg offiziell zu beenden, doch dieser hatte sich in Frankreich und den Niederlanden noch über zehn Jahre hingezogen, weil Maria Theresias Vater, der König von Spanien, sich geweigert hatte,

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