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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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naive Person ohne jede Falschheit.
    Manche erkundigten sich völlig ungezwungen nach M. de Peyrac. Angélique erzählte ihnen, er sei nach Paris vorausgereist, um ihre Ankunft dort vorzubereiten. Bevor sie Saint-Jean-de-Luz verließ, versuchte sie, mit Monseigneur de Fontenac zu sprechen. Doch er war bereits wieder nach Toulouse zurückgekehrt. Sie glaubte, sich alles nur eingebildet zu haben, täuschte sich mit falschen Hoffnungen. Vielleicht war Joffrey ja auch in Toulouse …?
    Von seiner Amme und seinem kleinen Mohren getrennt, quengelte Florimond die ganze Zeit herum und weigerte sich, die frische Milch zu trinken, die Marguerite in den Dörfern für ihn besorgte.
    Er war unruhig und fieberte, und hin und wieder stieß er einen klagenden Schrei aus: »Pa … Pa …!«
    »Papa«, der Ruf eines kleinen Kindes nach seinem Vater, seinem schützenden Geist.
    Es war das erste Wort, das Florimond bewusst gesprochen hatte, noch vor »Mama«.
    Und nun gab es keinen Zweifel mehr. Der Junge merkte, dass sein Vater fort war, und litt unter seiner Abwesenheit.
    »Pa-Pa …!«
    »Du wirst ihn wiedersehen, mein Schatz. Das verspreche ich dir«, tröstete ihn Angélique.
     
    Doch als der königliche Zug die sandigen, heißen Landes, eine weitläufige Heideregion im Südwesten Frankreichs, erreichte,
brachte ein makabrer Zwischenfall sie unvermittelt in die traurige Realität zurück. Die Bewohner eines Dorfes wurden bei den Höflingen vorstellig und baten, ob nicht ein paar Gardesoldaten ihnen bei einer Treibjagd helfen könnten, die sie veranstalteten, um ein furchterregendes, blutrünstiges schwarzes Monster zu fangen, das die Gegend unsicher machte.
    Andijos galoppierte zu Angéliques Kutsche und flüsterte ihr zu, dass es sich zweifellos um Kouassi-Ba handelte. Sie verlangte die Leute zu sprechen. Es waren Schafhirten auf ihren Stelzen, dem einzigen Hilfsmittel, mit dem sie sich auf dem unsicheren Boden der Dünen bewegen konnten.
    Und sie bestätigten die Befürchtungen der jungen Frau.
    Ja, vor ein paar Tagen hatten die Hirten von der Straße her Schreie und Schüsse gehört. Als sie dort ankamen, hatten sie gesehen, wie eine Kutsche von einem Reiter mit schwarzem Gesicht angegriffen wurde, der einen gekrümmten Säbel schwang wie die Türken. Glücklicherweise hatten die Männer in der Kutsche eine Pistole. Der schwarze Mann musste verletzt worden sein und war geflohen.
    »Wer waren die Leute in der Kutsche?«, fragte Angélique.
    »Das wissen wir nicht«, antworteten sie. »Die Vorhänge waren zugezogen. Die Eskorte bestand lediglich aus fünf oder sechs Männern. Sie haben uns eine Münze gegeben, damit wir den einen beerdigten, dem das Monster den Kopf abgeschlagen hatte.«
    »Den Kopf abgeschlagen!«, wiederholte Angélique bestürzt.
    »Ja, Madame. Er hatte ihn so sauber abgetrennt, dass wir ihn erst aus dem Graben holen mussten, in den er gerollt war.«
    In der ganzen Gegend erzählten die Menschen von solchen Überfällen. Daran war nur die königliche Hochzeit schuld.
    Schließlich hatte Seine Majestät, als er im Mai eingetroffen war, zur Feier seiner Vermählung die Türen der Gefängnisse
öffnen lassen. Und diese Amnestie hatte eine Vielzahl von Schurken auf die Straßen gespült.
     
    In einer Staubwolke zog die Karawane weiter durch eine monotone Landschaft, die wüstenartig und öd geworden war: die Landes.
    Die einzige, beinahe unwirklich erscheinende Bewegung, die man hin und wieder beobachten konnte, war das Auftauchen der riesenhaften Gestalt eines Hirten auf seinen Stelzen, der mit seinem langen Stab große Herden weißer Schafe hütete, die sich kaum vom Sand und der Dünenlinie abhoben.
    Wie eine Insel tauchte Dax aus dem Sand auf, die alte Römerstadt mit ihren Thermen, ihren schönen, von Gärten umschlossenen Häusern, ihren Bauten, in denen kranke und gesunde Badegäste Unterkunft fanden, und ihren Ställen, in denen nicht nur die Postpferde gewechselt, sondern auch eine berühmte kleine Pferderasse, das Pottok, gehandelt wurden. Sie mutete an wie ein Hafen der Ruhe, eine Karawanserei auf der Seidenstraße.
    Alle wollten dort über Nacht haltmachen, vielleicht sogar ein wenig länger bleiben. Umso mehr, als Dax zur Begrüßung seines Königs und der neuen Königin am Eingang der Stadt einen Triumphbogen errichtet hatte, auf dem ein Delphin dargestellt war, der aus den Fluten auftauchte.
    »Möge dieser kleine Delphin aus dem königlichen Besuch bei den Quellen von Dax entspringen!« 17 ,

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