Angélique - Am Hof des Königs
den Friedensvertrag von Münster zu unterzeichnen, und mit seinem Gold und seinen Truppen die aufständischen Adligen der Fronde unterstützt hatte.
Doch nun war es endgültig geschafft.
Es herrschte Frieden. Seiner jungen Königin verdankte das erschöpfte Frankreich endlich eine Atempause. Nun konnte es sich aus seinen Ruinen erheben, die Ernten einbringen und die Weinlese halten … Zunächst, um sich zu ernähren, und dann, um Handel zu treiben.
Überall, wo er hinkam, sollte ihm ausgelassene Freude entgegenschlagen. Die Menschen waren erleichtert.
Der Kardinal verlieh seinen Geschenken eine persönliche Note, indem er der Herrscherin darüber hinaus ein Service mit
Tellern, Tabletts, Schüsseln und einer Vielzahl von Zubehör aus reinem Gold schickte.
Schließlich schenkte er ihr noch drei Kaleschen mit der dazugehörigen Ausstattung und jeweils sechs Pferden.
Gegen ihren Willen wurde Angélique mitgerissen, um sie anzuschauen und in den Taumel dieses bewundernden Überschwangs einzutauchen.
Auch wenn der Rausch, in den die Zurschaustellung dieser Pracht die Menge stürzte, jegliches Maß verlor, musste sie zugeben, dass man angesichts solch erlesener Vollkommenheit und raffinierter Eleganz durchaus ein wenig außer sich geraten konnte.
Die erste der drei Kaleschen war vergoldet, mit feuerfarbenem Samt bezogen und mit aufgestickten Mustern verziert. Sie wurde von sechs isabellfarbenen Pferden aus Moskowien gezogen. Die zweite war versilbert, mit grünem Samt bezogen und wurde von sechs Pferden aus Indien gezogen, die, wie alle Betrachter übereinstimmten, »eine erstaunliche und ausgesprochen schöne Farbe aufwiesen«. Die dritte … Angélique, die der Anblick solch ausgesuchter Reichtümer in eine optimistische Stimmung versetzt hatte, hoffte unablässig, inmitten des fröhlichen Durcheinanders plötzlich Joffrey und Kouassi-Ba auftauchen zu sehen.
Es war inzwischen zwei Tage her, seit er verschwunden war und sie nichts mehr von ihm gehört hatte.
Unterdessen waren auf vierundzwanzig Maultieren mit prächtigem Zaumzeug und vier Karren die Kleider und persönlichen Gegenstände der Königin eingetroffen.
Der Tross wurde vom Grafen de Real, Manuel Muños y Gabón, dem Haushofmeister und Schmuckwart des Königs, und zwei seiner Gehilfen geführt.
Alle, die Zeugen der verzweifelten Klagen der Königin geworden waren, dass sie nicht nur auf ihr gewohntes Gefolge
verzichten müsse, sondern auch auf »alles, was ihr seit ihrer Kindheit gehört hatte« und dessen emotionaler Wert nicht durch neue Geschenke aufgewogen werden könne, mochten es auch die schönsten Diamanten der Welt sein, dämpften ein wenig das Mitleid, das ihre Beteuerungen in ihnen geweckt hatten.
Man durfte hoffen, dass die Gegenstände, die sie in ihr neues Leben begleiten sollten, ausreichen würden, um sie zu trösten und die Wehmut zu lindern, die sie bei der Erinnerung an die Vergangenheit befallen mochte.
Unter lautem Schellengeläut trappelten die vierundzwanzig Maultiere unermüdlich über Straßen und durch Gässchen, und ihre Hufe klapperten triumphierend, wenn sie in eine Stadt einzogen.
13. Juni
Der Kardinal besuchte ein letztes Mal die Fasaneninsel, von der man später nur noch unter den ausdrucksvolleren Namen »Insel der Konferenz« oder »Insel der Eide« sprechen sollte.
Er blieb dort drei Stunden, und keine Chronik vermerkt, in wessen Gesellschaft er sich dort aufhielt oder welchen Arbeiten er sich widmete.
Vielleicht war er allein und dachte an die beinahe zwei Jahre währenden geheimen Verhandlungen zurück, die er geführt hatte.
Man begann bereits, den vergänglichen Palast abzubauen, der unter der Aufsicht des Aposentador des spanischen Königs errichtet und ausgestattet worden war: Don Diego Velázquez, der sich hier verkühlte und bald darauf sterben sollte.
Tapisserien, Teppiche, Gemälde und Möbel waren verschwunden. Nachdem das letzte Maultier die Brücken passiert hatte, wurden die ins Flussbett gerammten Pfeiler herausgerissen, und unter dem Lärm gelöster, zusammengestellter und abtransportierter
Planken verwandelte sich der Fluss wieder zurück in die frühere nasse Grenze.
Während er den Blick auf diesem Ort ruhen ließ, über dem noch die Erinnerung an die kürzlich errungenen Siege schwebte, dachte er zurück an die fernen Jahre, in denen alles verloren schien. Als er aus dem fernen Kölner Exil die Regentin lenkte und dieser von Natur aus trägen Frau erstaunlichen Mut einflößte. Sie
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