Angélique - Am Hof des Königs
aristokratischen und königlichen Saint-Jean-de-Luz löste sich auf.
Nachdem sie so lange in den Maschen eines gemeinsamen Netzes gefangen gewesen waren, flüchteten nun alle in die Vorbereitungen für ihre Abreise und freuten sich auf die Rückkehr in ihre Heimat. Lakaien, Knechte und Domestiken aller Art erwachten aus der Benommenheit, in die sie die Sonne, das Warten, der Sieg, der glanzvolle Höhepunkt und der Erfolg eines Abenteuers versetzt hatten, zu dem jeder, vom niedrigsten Knecht bis hin zum höchsten Herrn, seinen Teil beigetragen hatte.
Es war ein schönes Abenteuer gewesen.
Immer noch hielt man den Getränkeverkäufer in den Straßen an, um ein letztes Glas Fruchtsaft zu genießen. Aber die Schauspieler des spanischen und auch des französischen Theaters brachen ihre Bühnen ab.
Der neugeborene Louis-Philippe, der Patensohn von Mademoiselle und Monsieur, wurde nicht länger besucht, als sei er ein kleiner Held, der allen Glück bringen werde.
Karren eroberten die Stadt, um Möbel, Wandteppiche und Geschirr fortzuschaffen.
Pferde und Kutschen wurden hergebracht, um in Augenschein genommen und überprüft zu werden, und die Höflinge suchten die prächtigsten Gespanne aus, um damit am Triumphzug teilzunehmen, der Ihre Allerchristlichsten Majestäten auf dem Rückweg nach Paris begleiten sollte, während die anderen
über die zahllosen Wege des Königreichs in ihre Provinzen und auf ihre Güter zurückkehren würden.
Angélique hatte gehofft, bei einem ihrer kurzen Spaziergänge, auf denen sie nach einem Gesicht oder einem Hinweis Ausschau hielt, den Engländer wiederzusehen, den sie in jener Nacht beim Lager der Marketender kennengelernt hatte.
Er würde ihr sicherlich nicht helfen können, aber zumindest war er ein Freund von Joffrey.
Ein Freund. Jemand, der mit ihm durch gemeinsame Erinnerungen verbunden war, durch Ähnlichkeiten in ihrem Charakter, ihrem Verhalten und ihren weitreichenden Kenntnissen. Aber das bedeutete nicht, dass er unter den gegebenen Umständen etwas für ihn tun konnte. Im Gegenteil.
Rasch und klar vollzog sich die Trennung zwischen den Einwohnern der Stadt und Bewohnern der Region, den Basken, und diesem bunten Völkchen, das sich mit seinem König zwei Monate lang unter sie gemischt und ihr Leben, ihre Sorgen, ihre Freude, die Launen der Witterung, die prasselnden Frühlingsschauer und die drückende Hitze geteilt hatte.
Alle wirkten zufrieden über das Erreichte, die vollbrachte Leistung. Und die freundlichen Gesichter und fröhlichen Worte, die man miteinander wechselte, verströmten einen Eindruck von Unbekümmertheit, wenn nicht sogar Gleichgültigkeit über den Abschied.
Dennoch schien ein unsagbarer Kummer über den lieblichen Landschaften zu schweben, die mit einem Mal wieder in ihre provinzielle Beschaulichkeit zurücksanken.
Wieder einmal würde die fest verwurzelte Verstellungskunst die Wahrheit in den Herzen verbergen.
Nun war es vorbei mit den außergewöhnlichen Zeiten.
Die ausgelassenen Eroberer packten ihre Truhen.
Ihr gleichzeitig so launenhaftes wie streng geregeltes Treiben, das so gut zum Seewind, den Gezeiten und den wogenden Wellen passte, würde nach seinem Verschwinden eine Leere hinterlassen.
Das Echo der Rufe, des Lachens, der Musik, der Fanfarenstöße, des hämmernden Hufschlags ihrer Pferde und des Quietschens ihrer Kutschen würde noch lange nachhallen.
Mit Geschenken überhäuft, reiste die junge Königin ihrem Schicksal entgegen.
Durch die Gnade des Himmels würde die Liebe, die sie dem französischen Volk einflößte, sie voller Zärtlichkeit und Begeisterung auf dieser Reise begleiten, die von einem triumphalen Einzug in die schönste Stadt der Welt gekrönt sein würde: ihre Hauptstadt Paris.
Noch lange sollten die Sonne von Saint-Jean-de-Luz und die Schönheiten und Reichtümer Frankreichs ihr die Wahrheit über ihr Glück verhüllen, an dem sie nicht zweifelte und an dem sie in ihrer schlichten Art vielleicht niemals zweifeln würde, da sie sich stets mit dem begnügte, was man ihr gewährte.
Von einem Menschen verschmäht, dem alle recht geben würden, weil er charmant und allmächtig war, und von ihrer nächsten Umgebung abgeschnitten, da sie die französische Sprache niemals richtig beherrschen sollte, würde sie sich, vor allem nach dem Tod der Königinmutter, immer fremd fühlen an diesem Hof, dessen vermeintliche Sorglosigkeit und hinter einem Lachen verborgene Unverschämtheit die standesbewussten, steifen
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