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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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grauen Haar verdeckt war. Hinter den schmutzigen Strähnen funkelte ein einzelnes Auge. Das andere war hinter einer schwarzen Binde verborgen.
    Im Mondlicht war er deutlich zu sehen, und hinter ihm glitzerte der Schnee auf den Dächern der Beinhäuser.
    Oh, was für ein grauenvoller Ort, dachte Angélique. Was für ein grauenvoller Ort!
    Sie drängte sich enger an Rodogone. Der Herzog von Ägypten überschüttete seinen ungerührt dastehenden Widersacher mit einem Schwall Flüchen.
    Â»Du Hund! Du Hundesohn! Lumpenkerl! Aas! Das wird ein böses Ende nehmen... Hier ist nicht genug Platz für uns beide …«
    Â»Halt’s Maul«, versetzte Calembredaine.
    Dann spuckte er in Richtung des Großen Coesre, was die übliche Ehrbezeugung zu sein schien, und warf ebenfalls eine Börse in das Becken. Sie war schwerer als die von Rodogone.
    Jähes Gelächter schüttelte den jämmerlichen Knirps auf dem Schoß des schwachsinnigen Riesen.
    Â»Teufel noch eins, ich habe größte Lust, die Schöne zu versteigern!«, rief er mit rauer, knarzender Stimme. »Zieht sie aus, damit die Burschen sich die Ware genauer anschauen können. Im Moment hat Calembredaine die Nase vorn. Jetzt bist du dran, Rodogone.«
    Die Bettler johlten vor Freude. Schaurige Hände griffen nach Angélique. Der Zigeuner schob sie hinter sich und zückte seinen Dolch. In dem Moment bückte sich Calembredaine und schleuderte etwas Rundes, Weißes, das seinen Gegner am Handgelenk traf.
    Das Wurfgeschoss rollte über den Boden. Erschreckt sah Angélique, dass es sich um einen Totenschädel handelte.

    Der Zigeuner hatte seinen Dolch fallen lassen. Calembredaine hatte sich auf ihn gestürzt und hielt ihn fest. Die beiden Räuber umklammerten einander mit solcher Kraft, dass ihre Knochen knackten, dann rollten sie zusammen über den schlammigen Boden.
    Â 
    Das war das Signal zu einem grauenvollen Kampf. Die Vertreter der fünf oder sechs rivalisierenden Banden von Paris fielen übereinander her. Wer ein Schwert oder einen Dolch hatte, schlug blindlings um sich, dass das Blut spritzte. Die anderen folgten Calembredaines Beispiel und warfen mit Totenschädeln.
    Mit einem Satz hatte sich Angélique ins Getümmel gestürzt, um zu fliehen. Aber kräftige Fäuste hatten sie gepackt und zurück vor das Predigerhäuschen geschleift, wo sie die Kamesierer des Großen Coesre festhielten. Dieser beobachtete, umringt von seiner Leibwache, gelassen den Kampf und zwirbelte dabei seinen Schnurrbart.
    Rôt-le-Barbon hatte das Becken vom Boden aufgehoben und drückte es an sich.
    Der Schwachkopf Bavottant und der Große Eunuch lachten unheilvoll. Und Thibault der Leiermann drehte seine Kurbel und sang aus voller Kehle.
    Â 
    Die alten Bettlerinnen kreischten schrill, als sie zur Seite gesto ßen und mit Füßen getreten wurden.
    Angélique sah einen lahmen Greis, der mit seiner Krücke immer wieder auf den Kopf von Cul-de-Bois einhieb, als wollte er Nägel darin einschlagen. Schließlich durchbohrte jemand seinen Bauch mit einem Rapier, und er sackte auf dem beinlosen Krüppel zusammen.
    Barcarole und die Weiber des Großen Coesre hatten sich auf das Dach eines Beinhauses geflüchtet, von wo aus sie mit den reichlich vorhandenen Totenschädeln das Schlachtfeld bewarfen.
    Unter das gellende Geschrei, das Gebrüll und das Stöhnen mischten sich inzwischen auch die Rufe der Bewohner der Rue aux Fers und der Rue de la Lingerie, die sich über diesem Hexenkessel aus dem Fenster beugten und wahlweise die Jungfrau Maria und die Stadtwachen zu Hilfe riefen.
    Langsam versank der Mond am Horizont.
    Rodogone und Calembredaine kämpften immer noch wie zwei tollwütige Doggen. Schlag folgte auf Schlag. Die beiden Männer waren gleich stark. Doch plötzlich erschallte ein verblüffter Aufschrei.
    Wie durch Zauberei war Rodogone verschwunden. Panik und die Furcht vor einem Wunder erfassten das gottlose Bettelvolk. Doch dann hörten sie Rodogone rufen. Ein Fausthieb von Calembredaine hatte ihn in eine der großen Leichengruben befördert. Als er zwischen den Toten wieder zu sich kam, flehte er, man solle ihn herausziehen.
    Die Umstehenden brachen in schallendes Gelächter aus, mit dem sie nach und nach die anderen ansteckten.
    Mit schweißnasser Stirn lauschten die Handwerker und Arbeiter aus den benachbarten Straßen dem

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