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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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durch das man seine spöttischen Augen blitzen sah. Hinter ihm kam ein Kind, das aus Leibeskräften auf den Boden eines Kupferbeckens trommelte.
    Â»Soll ich dir verraten, wer diese drei berühmten Herren sind?«, fragte der Zwerg Angélique.
    Â 
    Â»Du kennst zwar das Zeichen«, fügte er mit einem Zwinkern hinzu, »aber ich sehe ja, dass du nicht zu uns gehörst. Die beiden da vorn sind der Große Eunuch und der Kleine Eunuch. Es sieht schon seit Jahren so aus, als würde der Große Eunuch bald sterben, aber er stirbt nicht. Der Kleine Eunuch ist der Hüter der Frauen des Großen Coesre. Er trägt das Zeichen des Königs von Tunis.«

    Â»Ein Besen?«
    Â»Psst! Mach dich nicht darüber lustig. Dieser Besen versteht sich darauf, Ordnung zu schaffen. Hinter ihnen kommt Thibault der Leiermann und sein Page Linot. Und das da sind die Weiber des Königs von Tunis.«
    Â 
    Unter den schmutzigen Hauben der Frauen, auf die er deutete, erkannte sie die geschwollenen Gesichter und dunkel geränderten Augen von Prostituierten. Manche von ihnen waren noch schön, und alle warfen herausfordernde Blicke in die Runde. Aber nur die erste, ein Mädchen, fast noch ein Kind, hatte ein wenig Frische. Trotz der Kälte war ihr Oberkörper nackt, und stolz präsentierte sie ihre jungen, voll erblühten Brüste.
    Dahinter folgten Fackelträger, Musketiere mit dem Schwert an der Seite, Bettler und falsche Jakobspilger. Schließlich kam ein schwerer Karren mit quietschenden Achsen in Sicht, den ein Riese mit leerem Blick und wulstigen Lippen vor sich her schob.
    Â»Das ist Bavottant, der Schwachkopf des Großen Coesre«, verkündete der Zwerg.
    Hinter dem Schwachkopf bildete ein weißbärtiger Mann den Abschluss. Er trug einen schwarzen Überrock, dessen Taschen mit Pergamentrollen vollgestopft waren. An seinem Gürtel hingen drei Ruten, ein Tintenhorn und mehrere Gänsekiele.
    Â»Das ist Rôt-le-Barbon, der Kamesierer des Großen Coesre, er macht die Gesetze im Königreich Tunis.«
    Â»Und wo ist dieser Große Coesre?«
    Â»Na, auf dem Karren.«
    Â»Auf dem Karren?«, wiederholte Angélique verblüfft.
    Sie richtete sich ein wenig auf, um besser sehen zu können.
    Â 
    Der Karren war vor dem Predigerhäuschen stehen geblieben. Dieses befand sich, um ein paar Stufen erhöht und von einem pyramidenförmigen Dach geschützt, in der Mitte des Friedhofs.
Der Schwachkopf Bavottant beugte sich vor und hob etwas aus dem Karren, dann setzte er sich auf die oberste Stufe und legte den Gegenstand auf seine Knie.
    Â»Mein Gott!«, stöhnte Angélique.
    Sie sah den Großen Coesre. Es war eine Kreatur mit monströsem Oberkörper, an dem die schwächlichen weißen Beine eines zweijährigen Kindes hingen. Sein mächtiger Kopf war mit struppigem, schwarzem Haar bedeckt, um das ein schmutziges Tuch gewickelt war, das den eitrigen Schorf versteckte. Die tief liegenden Augen unter seinen buschigen Brauen funkelten böse. Er hatte einen dichten schwarzen Schnurrbart, dessen Enden wie Haken hochgezwirbelt waren.
    Â»Hä, hä!«, lachte Barcarole hämisch und weidete sich an Angéliques Überraschung. »Das wirst du schon noch lernen, Herzchen, bei uns herrschen die Kleinen über die Großen. Und weißt du, wer vielleicht der nächste Große Coesre wird, wenn Rolin-le-Trapu irgendwann abkratzt?«
    Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte: »Cul-de-Bois.«
    Dann nickte er mit seinem dicken Kopf.
    Â»Das ist ein Naturgesetz. Man braucht Köpfchen, um über die Bettlerzunft zu herrschen. Und daran hapert’s, wenn man zu viel Bein hat. Was meinst du dazu, Pied-Léger?«
    Der Angesprochene lächelte. Er hatte sich auf den Rand des Grabs gesetzt und legte eine Hand auf die Brust, als hätte er Schmerzen. Es war ein sehr junger Mann, der einen sanften, schlichten Eindruck machte.
    Â»Ganz recht, Barcarole«, sagte er kurzatmig. »Ein Kopf ist immer besser als Beine, denn wenn einen die Beine im Stich lassen, bleibt einem gar nichts mehr.«
    Angélique betrachtete verwundert die langen, muskulösen Beine des jungen Mannes.
    Er lächelte wehmütig.
    Â»Oh, sie sind noch da. Aber ich kann sie kaum noch bewegen.
Ich war Läufer bei Monsieur de La Sablière, aber nachdem ich eines Tages fast zwanzig Meilen gerannt war, hat mein Herz schlappgemacht. Und seitdem

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