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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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sich mit dem Ärmel über die feuchte Nase.
    Â»Schweinsfüße mit Kohl, Hauptmann.«
    Â»Du bist doch selbst ein Schwein!«, brüllte Nicolas. »Glaubst du etwa, das ist das passende Essen für eine Dame?«
    Â»Weiß nicht, Hauptmann...«
    Â»Das geht schon«, mischte sich Angélique ungeduldig ein.
    Der Essensgeruch raubte ihr beinahe die Besinnung. Dieser Hunger, den sie jedes Mal in den entscheidendsten und dramatischsten Momenten ihres Lebens verspürte, war wirklich furchtbar demütigend. Und je dramatischer die Ereignisse, desto größer war auch ihr Hunger!

    Als Jactance mit einem Napf voller Kohl und glibberigen Schweinsfüßen zurückkam, betrat vor ihm Barcarole den Raum. Er machte einen Luftsprung und deutete dann in Angéliques Richtung eine höfische Verbeugung an, die durch seine kurzen stämmigen Beine und seinen großen Hut ziemlich grotesk wirkte. Seinem Kopf jedoch mangelte es nicht an Intelligenz, und auf eine gewisse Weise war sein Gesicht sogar schön. Vielleicht war das der Grund, warum er Angélique trotz seiner Missgestalt von Anfang an sympathisch gewesen war.
    Â»Ich habe den Eindruck, du bist nicht unzufrieden mit deiner neuen Eroberung, Calembredaine«, sagte er und zwinkerte Nicolas dabei zu. »Aber was wird die Marquise der Polacken wohl dazu sagen?«
    Â»Halt’s Maul!«, knurrte der Hauptmann. »Was fällt dir überhaupt ein, einfach hier raufzukommen?«
    Â»Das ist das Recht des treuen Dieners, der eine Belohnung verdient. Vergiss nicht, dass ich das hübsche Mädchen zu dir gebracht habe, nachdem du ihr schon so lange in ganz Paris nachgestellt hast.«
    Â»Und dann bringst du sie zu den Unschuldigen Kindern! Wirklich schlau von dir! Um ein Haar hätte der Große Coesre sie für sich behalten oder Rodogone der Ägypter hätte sie mir vor der Nase weggeschnappt.«
    Â»War doch klar, dass du sie dir erst verdienen musst«, entgegnete der winzige Barcarole, der den Kopf in den Nacken legen musste, um Nicolas ins Gesicht sehen zu können. »Was ist denn das für ein Hauptmann, der nicht um seine Marquise kämpfen will? Und vergiss nicht, dass die Mitgift noch aussteht. Nicht wahr, meine Schöne?«
    Angélique hatte nicht zugehört, gierig schlang sie das Essen in sich hinein. Der Zwerg musterte sie gerührt.
    Â»Das Beste an Schweinsfüßen sind die kleinen Knochen«, sagte er freundlich. »Du musst sie aussaugen. Sie sind nicht nur
lecker, es macht auch noch Spaß, sie nachher auszuspucken. Ich finde ja, abgesehen von den kleinen Knochen, sollte man den ganzen Rest liegen lassen.«
    Â 
    Â»Wie kommst du darauf, dass die Mitgift noch aussteht?«, wollte Calembredaine mit gerunzelter Stirn wissen.
    Â»Na, was ist mit dem Kerl, den wir für sie abmurksen sollen? Dem schielenden Mönch...!«
    Â 
    Der Hauptmann drehte sich zu Angélique um.
    Â»Stimmt das? Bist du einverstanden?«
    Sie hatte zu schnell gegessen. Zwar war sie jetzt satt, aber sie fühlte sich ein wenig benommen und hatte sich wieder auf das Mantellager gelegt.
    Â»Ja, das muss sein«, antwortete sie auf Nicolas’ Frage mit geschlossenen Augen.
    Â»Und das ist auch recht so!«, kreischte der Zwerg. »Die Hochzeit der Bettler muss mit Blut begossen werden. Schuhu! Mit Mönchsblut...«
    Er fluchte gotteslästerlich und floh dann vor einer drohenden Geste seines Hauptmanns zurück auf die Treppe.
    Â»Er hat recht. Ich will, dass du mir hilfst, jemanden zu töten.«
    Nicolas stieß ein furchterregendes Lachen aus.
    Â»Töten! So viele du willst! Ich habe schon genügend andere um die Ecke gebracht.«
    Angélique spürte, dass sie ihn für diese schrecklichen Worte hasste, aber gleichzeitig durchströmte sie eine ungeheure Erleichterung.
    Er würde es tun! Nicolas würde das für sie tun. Endlich würde sich die Anspannung lösen, die sie gefangen hielt. Diese Ungeduld, die ihre Nerven verkrampfte, diese Obsession, die sie ganz und gar ausfüllte und die jeden klaren Gedanken, jede Angst
und jeden Wunsch auslöschte, bis sie nicht diese eine Aufgabe erfüllt hatte, das Letzte, was sie noch für ihn tun konnte.
    Â 
    Â»Versprichst du es mir?«
    Â»Ich verspreche es.«
    Â 
    Für Joffrey, dachte sie, für seine Ehre. Für seinen Ruf. Damit er nicht noch über den Tod hinaus verhöhnt wird.
    Sie musste es

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