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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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sei, der, durch seine körperliche Missgestalt von seinesgleichen isoliert, alles darangesetzt habe, diese Benachteiligung mit Hilfe philosophischer und wissenschaftlicher Kenntnisse zu überwinden.
    Â»Euer Gemahl wollte einen Staat im Staat gründen«, erwiderte der König kühl. »Und diesen auch ohne Religion, denn ob Hexenmeister oder nicht, er strebte danach, durch Reichtum und Prunkentfaltung zu herrschen. Seit seiner Verhaftung brodelt es in Toulouse, das ganze Languedoc ist in Aufruhr. Ihr solltet nicht glauben, dass ich diesen Verhaftungsbefehl ohne triftigeren Grund als eine Anklage wegen Hexerei unterzeichnet habe, Madame. Diese ist besorgniserregend, das gebe ich zu, aber vor allem zieht sie weitere Unruhen nach sich. Man hat mir stichhaltige Beweise für seinen Verrat vorgelegt.«
    Â»Verräter wittern überall Verrat«, erwiderte Angélique langsam, und ihre grünen Augen schossen Blitze. »Wenn Eure
Majestät mir die Namen derjenigen nennen würde, die den Grafen de Peyrac auf diese Weise verleumdet haben, würde ich mit Sicherheit unter ihnen Personen wiederfinden, die sich, im Gegensatz zu meinem Gemahl, in einer noch gar nicht so fernen Vergangenheit tatsächlich gegen die Herrschaft und sogar das Leben Eurer Majestät verschworen haben.«
    Ludwig XIV. zeigte keine Regung, aber sein Teint wurde einen Hauch dunkler.
    Â»Ihr seid recht kühn, Madame, Euch ein Urteil darüber anzumaßen, wem ich mein Vertrauen schenken soll und wem nicht. Die gezähmten, in Ketten gelegten Raubtiere sind mir von größerem Nutzen als der stolze und unabhängige Vasall in der Ferne, der sich bald zu meinem Rivalen aufschwingen würde. Möge das Schicksal Eures Gemahls anderen Adligen, die den Wunsch verspüren, ihr Haupt zu erheben, eine Lehre sein. Wir werden ja sehen, ob er mit seinem ganzen Gold seine Richter kaufen kann oder ob Satan ihm zu Hilfe eilt. Es ist meine Pflicht, das Volk vor den verderblichen Einflüssen dieses Hochadels zu schützen, der über Körper und Seelen und am liebsten sogar noch über seinen König gebieten möchte!«
    Â 
    Ich sollte mich ihm unter Tränen zu Füßen werfen, dachte Angélique.
    Doch das brachte sie nicht über sich. Der König war verblasst. Vor sich sah sie nur noch einen Jungen in ihrem Alter – zweiundzwanzig Jahre alt -, den sie am liebsten bei seinem Spitzenjabot gepackt und aus Leibeskräften geschüttelt hätte.
    Â»Das ist also die Gerechtigkeit des Königs«, sagte sie mit einer stockenden Stimme, die ihr selbst fremd klang. »Ihr seid umringt von gepuderten Mördern, federgeschmückten Räubern und Bettlern, die sich in den erbärmlichsten Schmeicheleien ergehen. Fouquet, Condé, Conti, Longueville, Beaufort... Der Mann, den ich liebe, hat niemals Verrat begangen. Er hat die
schlimmsten Schicksalsschläge überwunden, hat die königliche Schatzkammer mit einem Teil seines Vermögens gefüllt, er hat dank seines genialen Verstands in harter, unermüdlicher Arbeit seinen Wohlstand gemehrt, und er hat nie jemanden um etwas gebeten. Und genau das wird man ihm niemals verzeihen...«
    Â 
    Â»Ihr habt recht, das wird man ihm niemals verzeihen«, wiederholte der König wie ein Echo.
    Er trat auf Angélique zu und packte ihren Arm mit einer brutalen Kraft, die trotz seiner beherrschten Züge verriet, wie zornig er war.
    Â»Madame, Ihr werdet diesen Raum ungehindert verlassen, obwohl ich Euch verhaften lassen könnte. Denkt in Zukunft daran, wenn Ihr an der Großherzigkeit des Königs zweifelt. Aber seht Euch vor! Ich will nie wieder etwas von Euch hören, sonst kenne ich keine Gnade. Euer Gemahl ist mein Vasall. Lasst der Justiz ihren Lauf. Lebt wohl, Madame!«

Kapitel 4
    J etzt ist alles verloren...! Und ich bin schuld! Ich habe Joffrey verloren!«, sagte sich Angélique immer wieder. Verstört lief sie durch die Gänge des Louvre. Sie suchte Kouassi-Ba! Sie wollte mit der Grande Mademoiselle reden! Vergeblich rief ihr von Angst zerrissenes Herz nach Trost und Stütze. Die Gestalten, denen sie begegnete, waren taub und blind, unbeständige Marionetten aus einer anderen Welt.
    Â 
    Die Nacht brach an, und mit ihr erhob sich ein Sturm, der gegen die Scheiben peitschte, die Flammen der Kerzen niederdrückte, unter den Türen hindurchpfiff und die Vorhänge bauschte.
    Kolonnaden, Maskarone, feierliche

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