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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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fortfuhr:
»Ihr seid verrückt! Wollt Ihr unbedingt ermordet werden?«
    Â»Was ich will, geht Euch nicht das Geringste an.«
    Er spielte, verlor und legte einen neuen Einsatz auf den Tisch.
    Â»Hört zu, noch ist es nicht zu spät. Folgt mir. Ich werde Euch ein paar Schweizer mitgeben, die Euch nach Hause begleiten.«
    Â 
    Diesmal schaute sie zu ihm auf und musterte ihn verächtlich.
    Â»Ich habe keinerlei Vertrauen in Euren Schutz, Monsieur de Vardes, und Ihr wisst auch ganz genau, warum das so ist.«
    Verdrossen warf er die Karten auf den Tisch.
    Â»Was bin ich doch für ein Dummkopf, mir Sorgen um Euch zu machen.«
    Er zögerte, dann verzog er missmutig das Gesicht.
    Â»Ihr zwingt mich zu einer albernen Rolle«, knurrte er. »Aber da es offenbar kein anderes Mittel gibt, um Euch zur Vernunft zu bringen, muss ich es eben so versuchen: Denkt an Euren Sohn. Verlasst so schnell wie möglich den Louvre, und geht vor allem dem Bruder des Königs aus dem Weg!«
    Â»Ich werde mich nicht von diesem Tisch wegrühren, solange Ihr noch in der Nähe seid«, entgegnete Angélique sehr ruhig.
    Die Hände des Marquis verkrampften sich. Aber er trat unverzüglich vom Spieltisch zurück.
    Â»Also gut, ich gehe. Und Ihr solltet es mir gleichtun. Euer Leben steht auf dem Spiel.«
    Â 
    Sie sah, wie er sich, nach rechts und links grüßend, entfernte und den Raum verließ.
    Angélique blieb verwirrt zurück. Es gelang ihr nicht, die Beklemmung abzuschütteln, die wie eine kalte Schlange in sie glitt. Wollte Vardes sie erneut in eine Falle locken? Er war zu allem fähig. Doch in der Stimme des zynischen Adligen hatte sie einen ungewohnten Beiklang vernommen. Sein Hinweis auf Florimond
erschütterte sie. Plötzlich sah sie den herzigen kleinen Jungen mit seiner roten Haube vor sich, wie er mit der silbernen Rassel in der Hand über den Saum seines langen bestickten Kleidchens stolperte... Was sollte aus ihm werden, falls ihr etwas zustieß...?
    Die junge Frau legte ihre Karten nieder und schob die Goldmünzen in ihre Börse. Sie hatte fünfzehnhundert Livres gewonnen. Sie nahm ihren Umhang von der Rückenlehne eines Sessels und verabschiedete sich von Prinzessin Henriette, die ihren Gruß mit einem gleichgültigen Nicken erwiderte.
    Schweren Herzens verließ Angélique den Salon, diese Zuflucht voller Licht und Wärme.
    Ein Luftzug schlug die Tür hinter ihr zu. Der pfeifende Wind drückte die zitternden Flammen der Kerzen nieder, die von wilder Panik erfasst zu sein schienen. Schatten und Flammen zuckten wie im Wahn. Dann wurde es wieder still, während der Wind in der Ferne weiterheulte und sich in den stillen Gängen nichts mehr rührte.
    Nachdem Angélique den wachhabenden Schweizer vor den Gemächern von Prinzessin Henriette nach dem Weg gefragt hatte, eilte sie los. Sie ging schnell und zog ihren Umhang enger. Sie bemühte sich, ihre Angst zu unterdrücken, doch in jedem Winkel schien ihr eine verdächtige Gestalt zu lauern. Als sie sich einer Ecke im Korridor näherte, verlangsamte sie ihren Schritt. Eine unbezwingbare Furcht lähmte sie.
    Sie sind da, sagte sie sich.
    Sie sah niemanden, aber ein Schatten zog sich über den Boden. Diesmal gab es keinen Zweifel: Dort lag jemand auf der Lauer. Angélique blieb stehen. Hinter der Ecke bewegte sich etwas, und eine in einen dunklen Mantel gehüllte Gestalt trat, den Hut tief ins Gesicht gezogen, langsam vor und versperrte ihr den Weg. Angélique biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Hastig machte sie kehrt und eilte den Weg zurück, den sie gekommen war.

    Sie warf einen Blick über die Schulter. Jetzt waren sie zu dritt, und sie folgten ihr . Die junge Frau ging schneller. Aber die drei Gestalten kamen immer näher. Da begann sie zu laufen und rannte leichtfüßig wie ein Reh davon.
    Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sie sich an ihre Verfolgung gemacht hatten. Sie hörte ihre absichtlich gedämpften Schritte hinter sich. Sie liefen auf Zehenspitzen. Es war eine stille, unwirkliche Verfolgung, ein albtraumhaftes Rennen durch den riesigen menschenleeren Palast.
    Plötzlich bemerkte Angélique zu ihrer Rechten eine offen stehende Tür. Sie war gerade um die Ecke eines Ganges gebogen. Ihre Verfolger waren nicht mehr zu sehen.
    Sie stürzte in den Raum, schloss die Tür hinter sich und schob den

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