Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
Vom Netzwerk:
Frau von Luxus und Schmeicheleien umgeben ist, vergisst sie schnell, was es zu vergessen gilt. Wie dem auch sei, jetzt ist es zu spät. Lasst uns zur Tat schreiten, Madame.«
    Â»Und wenn ich Euch verriete, wo sich dieses Kästchen befindet?«, schlug Angélique vor und packte ihn bei den Schultern. »Ihr, Monseigneur, Ihr allein hieltet damit die gefährliche Macht in Händen, Monsieur Fouquet höchstselbst in Angst zu versetzen und zu beherrschen. Ihr allein besäßet den Beweis für den Verrat so vieler hoher Herren, die Euch heute von oben herab behandeln und nicht ernst nehmen...«

    Ein Funkeln trat in die Augen des jungen Prinzen, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Doch da streckte auch schon der Chevalier de Lorraine die Hände aus und zog ihn an sich, als wollte er ihn Angéliques schädlichem Zugriff entziehen.
    Â»Seht Euch vor, Monseigneur. Lasst Euch von dieser Frau nicht in Versuchung führen. Sie versucht mit ihren lügnerischen Versprechungen bloß, uns zu entkommen und ihre Hinrichtung hinauszuzögern. Es ist besser, wenn sie ihr Geheimnis mit ins Grab nimmt. Wenn Ihr wüsstet, wo sich dieses Kästchen befindet, wärt Ihr zweifellos sehr mächtig, aber Eure Tage wären gezählt.«
    Glücklich über diesen männlichen Schutz, schmiegte sich Philippe d’Orléans an die Brust seines Favoriten und dachte nach.
    Â»Ihr habt wie immer recht, mein Liebster«, entgegnete er seufzend. »Also gut, dann lasst uns unsere Pflicht tun. Wie lautet Eure Wahl, Madame: Gift, Schwert oder Pistole?«
    Â»Entscheidet Euch schnell!«, erklärte der Chevalier de Lorraine drohend. »Sonst entscheiden wir für Euch.«
    Â 
    Nach einem hoffnungsvollen Moment sank Angélique zurück in eine entsetzliche, ausweglose Lage.
    Die drei Männer standen vor ihr. Sie hätte nicht eine Bewegung machen können, ohne vom Schwert des Chevalier de Lorraine oder Clément Tonnels Pistole aufgehalten zu werden. Keine Glockenschnur war in Reichweite. Kein Laut drang von draußen herein. Nur das Knistern der Holzscheite im Kamin und das leise Prasseln des Regens gegen die Scheiben durchbrachen die drückende Stille. In wenigen Sekunden würden sich ihre Mörder auf sie stürzen. Angéliques Blick fiel auf die Waffen. Wenn sie die Pistole oder das Schwert wählte, würde sie mit Sicherheit sterben. Aber vielleicht könnte sie das Gift überleben? Seit
über einem Jahr nahm sie jeden Tag eine winzige Dosis von dem Gegengift, das Joffrey für sie gemischt hatte.
    Â 
    Sie streckte eine Hand aus und bemühte sich, ihr Zittern zu unterdrücken.
    Â»Gebt her!«, flüsterte sie.
    Als sie das Glas an die Lippen führte, bemerkte sie, dass sich am Boden ein metallisch glänzender Satz gebildet hatte. Sie achtete darauf, ihn beim Trinken nicht aufzuwirbeln. Die Flüssigkeit schmeckte bitter und ein wenig nach Pfeffer.
    Â»Und jetzt lasst mich allein«, sagte sie, während sie das Glas zurück auf den Nachttisch stellte.
    Sie spürte keinen Schmerz. Bestimmt schützen die Speisen, die ich bei Prinzessin Henriette zu mir genommen habe, meine Magenwand noch gegen die ätzende Wirkung des Gifts, dachte sie. Sie hatte noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, ihren Peinigern entfliehen und einem qualvollen Tod entgehen zu können.
    Â 
    Sie fiel vor dem Prinzen auf die Knie.
    Â»Erbarmt Euch meiner Seele, Monseigneur. Holt einen Priester. Ich werde sterben. Ich habe schon nicht mehr genug Kraft, um mich fortzuschleppen. Jetzt seid Ihr sicher, dass ich Euch nicht mehr entkommen werde. Lasst mich nicht ohne Beichte sterben. Gott kann Euch unmöglich das schändliche Verbrechen vergeben, mir den Beistand der Religion verweigert zu haben.«
    Und mit gellender Stimme begann sie zu schreien: »Einen Priester! Einen Priester! Gott wird Euch nicht vergeben.«
    Â 
    Sie sah, wie Clément Tonnel erbleichte. Er wandte sich ab und bekreuzigte sich.
    Â»Sie hat recht«, sagte der Prinz mit zitternder Stimme. »Das war auch Teil der Geschichte aus der Auvergne... Wir haben nichts zu gewinnen, wenn wir ihr die Tröstungen der Kirche verweigern.
Beruhigt Euch, Madame. Ich hatte Eure Bitte vorausgesehen. Ich werde Euch einen Kaplan schicken, der in einem Nebenzimmer wartet.«
    Â»Messieurs, zieht Euch zurück«, flehte Angélique mit übertrieben schwacher Stimme, während sie

Weitere Kostenlose Bücher