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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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eine Hand auf ihren Magen legte, als krümme sie sich unter krampfartigen Schmerzen. »Ich möchte nur noch mein Gewissen erleichtern. Und ich spüre deutlich, wenn ich auch nur einen von Euch dabei vor Augen habe, werde ich nicht fähig sein, meinen Feinden zu vergeben. Oh, diese Schmerzen! Gott, hab Erbarmen!«
    Und mit einem entsetzlichen Aufschrei warf sie sich zurück.
    Philippe d’Orléans zog den Chevalier de Lorraine mit sich.
    Â»Lasst uns gehen, rasch. Sie hat nur noch wenige Augenblicke zu leben.«
    Â 
    Der Haushofmeister hatte das Zimmer bereits verlassen.
    Sobald sie hinausgegangen waren, sprang Angélique auf und rannte ans Fenster. Es gelang ihr, es zu öffnen. Eine regnerische Bö schlug ihr ins Gesicht, und sie beugte sich vor über den finsteren Abgrund. Es war nicht das Geringste zu erkennen, und sie konnte nur vermuten, in welcher Höhe sie sich über dem Boden befand. Dennoch kletterte sie, ohne zu zögern, über die Fensterbrüstung.
    Ihr Sturz schien kein Ende zu nehmen. Sie landete hart in einer Art Kloake, in die sie einsank, was sie zweifellos vor grö ßeren Verletzungen bewahrte. Ihr Knöchel schmerzte. Im ersten Moment glaubte sie, sie habe sich den Fuß gebrochen, aber er war nur verstaucht.
    Sie schlich ein paar Schritte an der Mauer entlang. Dann steckte sie sich hastig das Ende einer Locke tief in den Hals, woraufhin sie sich mehrmals übergab.
    Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie sich befand. Nachdem sie sich ein Stück an der Mauer entlanggetastet hatte, erkannte
sie erschreckt, dass sie in einen kleinen, mit Unrat und Abfällen gefüllten Innenhof gesprungen war, wo ihre Verfolger mühelos zu ihr gelangen konnten wie auf den Grund einer Grube.
    Zum Glück trafen ihre Finger schließlich auf eine Tür, die sich öffnen ließ. Im Inneren war es dunkel und feucht. Der Geruch von Wein und Vorräten stieg ihr in die Nase. Sie musste sich in den Gesinderäumen des Louvre befinden, nicht weit von den Kellern entfernt.
    Sie beschloss, wieder in das obere Stockwerk hinaufzugehen. Dort würde sie den erstbesten Schweizer alarmieren, dem sie begegnete... Aber dann würde der König sie verhaften und ins Gefängnis werfen lassen. Wie sollte sie bloß aus dieser Mausefalle entkommen?
    Doch als sie die bewohnten Galerien erreichte, seufzte sie erleichtert auf. Nur wenige Schritte von ihr entfernt erkannte sie den wachhabenden Soldaten vor der Tür von Prinzessin Henriette, den sie vorhin nach dem Weg gefragt hatte. Im gleichen Moment versagten ihre Nerven, und sie schrie vor Angst laut auf, denn am anderen Ende des Ganges kamen der Chevalier de Lorraine und Philippe d’Orléans mit gezogenem Schwert im Laufschritt um die Ecke. Sie kannten den einzigen Ausgang des kleinen Hofs, in den ihr Opfer gesprungen war, und versuchten ihr den Weg abzuschneiden.
    Â 
    Angélique stieß den Soldaten zur Seite und stürzte in den Salon, wo sie sich Prinzessin Henriette zu Füßen warf.
    Â»Erbarmen, Madame, Erbarmen, man will mich umbringen!«
    Ein Kanonenschlag hätte die schillernde Gesellschaft nicht stärker erschüttert.
    Â 
    Die Spieler richteten sich auf und starrten verblüfft die junge Frau mit dem aufgelösten Haar an, die triefend nass und mit
schlammigem, zerrissenem Kleid in ihrer Mitte zusammengebrochen war.
    Angélique war am Ende ihrer Kräfte und sah sich gehetzt um. Sie erkannte die Gesichter von d’Andijos und Péguilin de Lauzun.
    Â»Messieurs, steht mir bei!«, flehte sie. »Man hat versucht, mich zu vergiften. Und jetzt verfolgt man mich, um mich zu töten.«
    Â»Aber wo sind denn Eure Mörder, meine Ärmste?«, fragte die sanfte Stimme Henriettes von England.
    Â»Dort!«
    Unfähig, mehr zu sagen, deutete Angélique auf die Tür.
    Alle drehten sich um.
    Auf der Schwelle standen Monsieur, der Bruder des Königs, und sein Favorit, der Chevalier de Lorraine. Sie hatten ihre Schwerter zurück in die Scheide gesteckt und trugen eine schmerzliche, ernste Miene zur Schau.
    Â»Meine arme Henriette«, sagte Philippe d’Orléans, während er mit kleinen Schritten auf seine Cousine zutrat, »ich bin zutiefst betrübt über diesen Zwischenfall. Die Ärmste ist verrückt.«
    Â»Ich bin nicht verrückt. Ich sage Euch, sie wollen mich umbringen.«
    Â»Meine Liebe, Ihr seid ja völlig von Sinnen«, versuchte

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