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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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den Schutz des Kreuzgangs der alten Kirche und fragte ihn, was er treibe.
    Â»Ich spiele noch nicht im Orchester von Monsieur Lully«, antwortete er, »aber bevor Mademoiselle de Montpensier nach Saint-Fargeau abgereist ist, hat sie mich Madame de Soissons überlassen, die zur Aufseherin über den Haushalt der Königin ernannt worden ist. Dadurch habe ich jetzt ausgezeichnete Verbindungen«, fuhr er mit gewichtiger Miene fort, »dank denen ich mein Gehalt aufbessern kann, indem ich jungen Mädchen aus guter Familie Musik- und Tanzunterricht erteile. Ich komme gerade von Mademoiselle de Sévigné, die im Hôtel de Boufflers wohnt.«
    Nach einem verlegenen Blick auf die bescheidene Kleidung seiner früheren Herrin fügte er hinzu: »Und Ihr, Madame, dürfte ich mir erlauben, zu fragen, wie es um Eure Angelegenheiten steht? Wann werden wir den Grafen wiedersehen?«
    Â»Bald. Es ist nur noch eine Sache von Tagen«, antwortete Angélique, die etwas ganz anderes im Sinn hatte. »Giovani«, sagte sie und packte den Jungen bei den Schultern, »ich habe mich entschlossen, Kouassi-Ba zu verkaufen. Ich erinnere mich, dass die Gräfin de Soissons ihn kaufen wollte, aber ich kann den Temple nicht verlassen, geschweige denn in die Tuilerien gehen. Würdest du mir in dieser Sache als Vermittler dienen?«
    Â»Ich stehe Euch jederzeit zu Diensten, Madame«, entgegnete der junge Musiker liebenswürdig.

    Er musste sich beeilt haben, denn keine zwei Stunden später, als Angélique gerade Florimonds Abendessen zubereitete, klopfte es an ihrer Tür. Als sie öffnete, sah sie sich einer großen, überheblich wirkenden, rothaarigen Frau und einem Lakaien in der kirschroten Livree des Haushalts des Grafen de Soissons gegenüber.
    Â 
    Â»Giovani hat uns geschickt«, sagte die Frau, unter deren Umhang ein adrettes Zofenkleid hervorblitzte.
    Ihr Gesicht zeigte den listigen und gleichzeitig dreisten Ausdruck der bevorzugten Dienerin einer hohen Dame.
    Â»Wir sind bereit, mit Euch zu reden«, fuhr sie fort, nachdem sie Angélique und das Zimmer mit abschätzigem Blick gemustert hatte. »Aber zuerst wollen wir wissen, wie viel für uns dabei herausspringt.«
    Â»Mäßige deinen Ton, Mädchen«, erwiderte Angélique kühl, um die Verhältnisse unverzüglich zurechtzurücken.
    Sie setzte sich hin und ließ ihre Besucher vor sich stehen.
    Â»Wie heißt du?«, fragte sie den Lakaien.
    Â»La Jacinthe, Gräfin.«
    Â»Schön! Wenigstens du hast scharfe Augen und ein gutes Gedächtnis. Warum sollte ich zwei Leute bezahlen?«
    Â»Weil Bertille und ich in solchen Angelegenheiten immer zusammenarbeiten.«
    Â»Ein Gespann also. Na, zum Glück ist nicht der gesamte Haushalt des Grafen de Soissons daran beteiligt! Also gut, ich habe folgenden Auftrag für euch: Richtet der Gräfin aus, dass ich ihr meinen Mohren Kouassi-Ba verkaufen möchte. Aber ich kann weder in die Tuilerien noch in den Louvre kommen. Eure Herrin müsste mir also ein Haus im Temple nennen, wo wir uns treffen können. Außerdem bestehe ich darauf, dass alles mit größter Diskretion abläuft und mein Name unter keinen Umständen genannt wird.«

    Â»Das dürfte schwierig werden«, entgegnete die Dienerin, nachdem sie einen Blick mit ihrem Gefährten gewechselt hatte.
    Â»Pro zehn Livres, die mir der Verkauf einbringt, bekommt ihr beide zwei. Das heißt, je höher der Kaufpreis, desto höher ist auch Euer Lohn. Und Madame de Soissons muss es so sehr danach gelüsten, diesen Mohren zu erwerben, dass sie vor keinem Betrag zurückschreckt.«
    Â»Dafür werde ich schon sorgen«, versprach die Zofe. Ȇbrigens hat die Gräfin noch heute Morgen, als ich ihr Haar richtete, bedauert, diesen schrecklichen Teufel nicht in ihrem Gefolge zu haben! Sie wird schon sehen, was sie davon hat!«, schloss sie und verdrehte die Augen.
    Â 
    Angélique und Kouassi-Ba warteten in einem kleinen Raum neben der Anrichtekammer des Hôtel de Boufflers.
    Aus dem Salon, wo Madame de Sévigné an diesem Tag in ihrem Alkoven empfing, hörten sie Lachen und mondänes Stimmengewirr. Junge Lakaien eilten mit Tabletts voller Gebäck vorbei.
    Obwohl Angélique es sich nicht eingestehen mochte, schmerzte es sie, ausgeschlossen zu sein, während die Frauen ihrer Welt nur wenige Schritte von ihr entfernt ihr unbeschwertes

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