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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Pension von zweitausend Livres, die Ihre Majestät einst dem Dichter Scarron gewährt hatte, auf sie selbst zu übertragen.
    Â»Meine Schwester, Madame Fallot de Sancé, hat mir erzählt, dass Ihr mit einem der Helden unserer Provinz verwandt seid, dem großen und edlen Agrippa d’Aubigné«, sagte Angélique. »Unsere Kindheit war erfüllt von seinen Gedichten, seinen Ankündigungen, gegen den König in den Krieg zu ziehen, und seinem Warten auf die Engländer. Vor allem, dass er nicht müde wurde, seinen Sohn Constant zu verfluchen, hat uns alle sehr beeindruckt.«
    Â»Constant war mein Vater«, erwiderte die junge Witwe schlicht. »Das ist auch der Grund dafür, dass ich in einem Gefängnis geboren wurde, wie Ihr sicherlich gehört habt. Immer wieder saß er im Gefängnis. Bei meiner Geburt war es das von Niort.«
    In ihrer Stimme lag jene Unbeschwertheit, jener sanfte Humor, der dem schmerzlichen Thema die Spitze nahm und ihren Ruf als unvergleichliche Gastgeberin begründet hatte.
    Â»Dann kommen wir ja aus derselben Gegend«, erwiderte Angélique erfreut und passte sich so dem Tonfall ihrer Nachbarin an. »Wie schön, dass wir unter einem Dach wohnen. Warum sieht man Euch nicht öfter unten bei Madame Cordeau? Ihr könntet mit uns zusammen essen.«
    Â»Oh, ich kann nichts dagegen tun«, entgegnete die Witwe erschauernd. »Aber ich sterbe vor Angst, wenn ich diese Witwe Cordeau und ihren Sohn sehe...!«

    Angélique wollte gerade zu einer verwunderten Antwort ansetzen, als sie durch ein merkwürdiges Geräusch, eine Art grollenden Ruf von der Treppe her, unterbrochen wurde.
    Madame Scarron ging zur Tür und öffnete, doch gleich darauf wich sie erschreckt zurück und schlug die Tür hastig wieder zu.
    Â»Mein Gott, da ist ein Teufel auf der Treppe!«
    Â»Was meint Ihr damit?«
    Â»Jedenfalls ist es ein vollkommen schwarzer Mann.«
    Angélique stieß einen Schrei aus und stürzte hinaus auf den Treppenabsatz.
    Â»Kouassi-Ba!«, rief sie.
    Â»Ja, ich bin es, Médême«, antwortete Kouassi-Ba.
    Wie ein dunkles Gespenst tauchte er aus dem schmalen, düsteren Treppenhaus auf. Er war in unförmige Lumpen gekleidet, die nur noch von Fäden zusammengehalten wurden. Seine Haut war grau und schlaff. Doch als er Florimond erblickte, stieß er einen Freudenschrei aus und stürzte sich auf das begeisterte Kind, wobei er einen raschen wilden Tanz aufführte.
    Mit einer entsetzten Geste rannte Françoise Scarron aus dem Zimmer und floh nach nebenan.
    Â 
    Angélique hatte den Kopf in beide Hände gestützt, um nachzudenken. Wann... wann bloß war Kouassi-Ba verschwunden? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Alles verschwamm. Endlich fiel ihr ein, dass er sie am Morgen jenes entsetzlichen Tages, als sie den König gesehen und beinahe durch die Hand des Herzogs von Orléans gestorben wäre, in den Louvre begleitet hatte. Sie musste sich eingestehen, dass sie seitdem nicht ein einziges Mal mehr an ihn gedacht hatte!
    Sie warf ein Bündel Reisig ins Feuer, damit er seine nassen Lumpen trocknen konnte, und gab ihm alles zu essen, was sie finden konnte.

    Er berichtete ihr von seiner Odyssee.
    In dem großen Schloss, in dem der König von Frankreich wohnt, hatte Kouassi-Ba lange, lange auf »Médême« gewartet. Sehr lange! Die vorbeikommenden Mägde hatten sich über ihn lustig gemacht.
    Dann war es dunkel geworden. Man hatte mit Stöcken auf ihn eingeprügelt. Danach war er im Wasser wieder aufgewacht, ja, in dem Wasser, das vor dem großen Schloss vorbeifloss …
    Sie haben ihn bewusstlos geschlagen und in die Seine geworfen, schloss Angélique daraus.
    Kouassi-Ba war geschwommen; schließlich hatte er einen Strand gefunden. Als er wieder zu sich kam, war er glücklich gewesen, denn er glaubte, wieder im Land seiner Kindheit zu sein, bevor er von den Arabern verschleppt worden war. Drei schwarze Männer beugten sich über ihn. Männer wie er, nicht kleine Mohrenjungen, wie sie die hohen Damen als Pagen hatten.
    Â»Bist du sicher, dass du nicht geträumt hast?«, fragte Angélique überrascht. »Mohren in Paris! Und überhaupt habe ich erst sehr wenige erwachsene Mohren gesehen.«
    Â 
    Nach mehrmaligem Nachfragen wurde ihr klar, dass er von einigen Schwarzen aufgelesen worden war, die als Kuriositäten auf dem Jahrmarkt von

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