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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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König ergriffen hat, sodass er um ein Haar sogar verhaftet worden wäre. Aber er ist ein Kämpfer, der niemanden fürchtet, und vor seinen unerwarteten spitzen Bemerkungen zittert der ganze Justizpalast. Ich habe lange gehofft, dass er ausgewählt würde, aber offensichtlich will man nur verlässliche Leute haben.«
    Â»Nach allem, was ich bei unserer letzten Begegnung verstanden habe, war das ja zu erwarten«, entgegnete Angélique unverdrossen. »Kennt Ihr die Namen derjenigen, die bereits ausgewählt wurden?«

    Â»Séguier wird der Form halber die Befragung persönlich durchführen, um dem Prozess die größtmögliche Signalwirkung und Aufmerksamkeit zu sichern.«
    Â»Séguier! Der Siegelbewahrer 6 ! Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte!«
    Â»Wir sollten uns nicht zu früh freuen«, entgegnete der Advokat. »Séguier hat dieses hohe Amt mit seiner moralischen Unabhängigkeit erkauft. Ich habe gehört, dass er den Gefangenen besucht haben soll, und ihre Begegnung sei recht hitzig verlaufen. Der Graf hat sich geweigert, den Eid zu leisten, da ein gewöhnliches Gericht in seinen Augen nicht befugt sei, über ein Mitglied des Parlaments von Toulouse zu befinden, und nur die Große Kammer des Pariser Parlaments über einen einstigen Requetenmeister eines Provinzparlaments urteilen könne.«
    Â»Sagtet Ihr nicht, dass ein Prozess vor dem Parlament auch nicht wünschenswerter sei, da die Parlamentsräte alles tun würden, was Monsieur Fouquet von ihnen verlangt?«
    Â»So ist es, Madame, und ich habe versucht, Euren Gemahl zu warnen. Aber entweder hat ihn meine Nachricht nicht erreicht, oder sein Stolz verbietet es ihm, Ratschläge anzunehmen. Jedenfalls kann ich Euch nichts anderes berichten als die Antwort, die er dem obersten Beamten der königlichen Justiz gegeben hat.«
    Â»Und was hatte das zur Folge?«, fragte Angélique ängstlich.
    Â»Ich vermute, dass der König beschlossen hat, sich über die üblichen Gepflogenheiten hinwegzusetzen, und man trotzdem über Euren Gemahl zu Gericht sitzen wird, notfalls auch ›stumm‹.«
    Â»Was bedeutet das?«
    Â 
    Der Advokat erklärte ihr, dass dann in contumaciam über ihn geurteilt werde, also so, als sei er nicht vor Gericht erschienen, und dass damit die Angelegenheit sehr viel heikler würde, da in Frankreich ein Beschuldigter immer als schuldig gelte, während
es in England etwa dem Ankläger obliege, Beweise für die Schuld des Verhafteten beizubringen. Außerdem werde dieser in England innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder freigelassen, falls keine schriftliche Anklage vorliege.
    Â»Und weiß man schon, wer in dem Prozess als Ankläger auftreten wird?«
    Â»Es sind zwei. Einer davon ist Denis Talon, der Generaladvokat des Königs. Und genau wie ich es vorausgesehen hatte, wurde Euer Schwager Fallot de Sancé zum Richter bestimmt. Offenbar wollte er anfangs ablehnen, indem er sich auf seine Verwandtschaft mit Euch berief, aber er muss wohl von Talon oder jemand anderem überzeugt worden sein, denn hinter den Kulissen des Justizpalasts heißt es jetzt über ihn, er habe eine kluge Wahl getroffen zwischen der Verpflichtung gegenüber seiner Familie und der Treue zum König, dem er alles verdankt.«
    Angélique schluckte, und ihre Züge verzerrten sich. Aber sie beherrschte sich und wollte auch noch den Rest hören.
    Â 
    Â»Dazu kommt noch Masseneau, ein Parlamentsrat aus Toulouse.«
    Â»Dem zweifellos ebenso daran gelegen ist, jedem Befehl des Königs zu gehorchen. Und darüber hinaus freut er sich sicherlich über die Gelegenheit, sich an einem unverschämten Adligen zu rächen...«
    Â»Das weiß ich nicht, Madame, auch wenn das natürlich möglich ist, da gerade Masseneau vom König persönlich benannt wurde. Aber ich habe gehört, dass er sich erst kürzlich mit der Grande Mademoiselle über Euren Gemahl unterhalten habe. Und dabei soll sich herausgestellt haben, dass er Monsieur de Peyrac nicht vollkommen feindlich gesinnt ist und seine Ernennung sehr bedauert.«
    Angélique suchte in ihrer Erinnerung.

    Â»Ja, die Herzogin von Montpensier hat mir gegenüber ebenfalls so etwas erwähnt. Aber wenn ich darüber nachdenke, erscheint mir das doch wenig wahrscheinlich, denn ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie Masseneau meinen Gemahl verwünschte und

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