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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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mein Gemahl im gleichen Tonfall antwortete.«
    Â»Umstände, die ohne jeden Zweifel zu seiner namentlichen Ernennung durch den König geführt haben. Denn das war nur bei Masseneau und dem Generaladvokaten der Fall. Alle anderen werden von Séguier oder Talon ausgewählt.«
    Â»Dann gibt es also noch andere Richter?«
    Â»Ja. Zum einen den Vorsitzenden. Ich habe gehört, es soll Mesmon sein, aber das wundert mich. Er ist ein Greis, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie er eine Verhandlung führen soll, die doch recht hitzig zu werden droht. Vielleicht wurde er aber auch gerade wegen seiner körperlichen Schwäche ausgewählt, denn er ist ein gerechter und gewissenhafter Mann. Wenn er für diesen Prozess wieder ein wenig zu Kräften käme, bestünde die Hoffnung, dass wir ihn überzeugen könnten.«
    Â 
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Dann haben wir noch Bourié, Sekretär im Justizrat, der unter Juristen im Ruf eines Urkundenfälschers steht, und einen gewissen Delmas, einen vollkommen unbekannten Juristen, der vielleicht deshalb ausgewählt wurde, weil er der Onkel von Colbert ist, dem Gehilfen von Mazarin, vielleicht aber auch nur, weil er Protestant ist und der König Wert darauf legt, seiner Justiz allen Anschein der Legalität zu verleihen, indem er auch die reformierte Religion an der weltlichen Rechtsprechung beteiligt...«
    Â»Ich vermute, dieser Hugenotte wird überrascht sein, zu einem Hexenprozess hinzugezogen zu werden, in dem von Exorzismus und Besessenheit die Rede ist«, entgegnete Angélique. »Aber für uns kann es ja nur von Vorteil sein, unter den Richtern
einen klar denkenden Menschen zu haben, der jeglichem Aberglauben abhold ist, nicht wahr?«
    Â»Bestimmt«, entgegnete der Advokat nickend, aber seine Miene blieb besorgt. »Da Ihr gerade von Exorzismus und Besessenheit sprecht, kennt Ihr vielleicht einen Mönch namens Conan Bécher und eine Nonne, die, bevor sie ins Kloster ging, Carmencita de Mérecourt hieß?«
    Â»Und ob ich sie kenne!«, rief Angélique ungestüm. »Dieser Bécher ist ein halb wahnsinniger Alchemist, der sich geschworen hat, meinem Gemahl des Geheimnis des Steins der Weisen zu entreißen. Und Carmencita de Mérecourt ist eine aufbrausende Person, die einst Joffreys... Mätresse war und ihm nicht verziehen hat, dass er sie jetzt verschmäht. Aber was haben die beiden mit dieser Geschichte zu tun?«
    Â»Es heißt, dieser Bécher habe an Eurem Mann einen Exorzismus vorgenommen, bei dem auch diese Dame anwesend gewesen sei. Meine Informationen darüber sind sehr vage. Das Schriftstück wurde kürzlich der Akte hinzugefügt und ist offenbar eines der entscheidenden Dokumente der Anklage.«
    Â»Habt Ihr es denn nicht gelesen?«
    Â»Ich habe kein einziges Dokument aus dieser umfangreichen Akte gelesen, die der Parlamentsrat Bourié mit so viel Eifer zusammenstellt. Ich gehe davon aus, dass er nicht davor zurückschreckt, dabei seine Qualitäten als Fälscher unter Beweis zu stellen.«
    Â»Aber der Prozess steht kurz bevor! Da müsst Ihr als Anwalt des Beschuldigten doch die Einzelheiten der Anklage kennen!«
    Â»Leider nicht. Und man hat mir bereits mehrmals mitgeteilt, dass Eurem Gemahl der Beistand eines Advokaten verwehrt werden wird. Daher bemühe ich mich im Augenblick hauptsächlich, eine schriftliche Bestätigung für diese Weigerung zu bekommen.«
    Â»Aber das ist doch Wahnsinn!«

    Â»Keineswegs. Die Rechtstradition besagt, dass man nur solchen Angeklagten den Beistand eines Advokaten verweigern darf, denen das Verbrechen der Majestätsbeleidigung zur Last gelegt wird. Und da dieser Vorwurf im vorliegenden Fall kaum aufrechtzuerhalten ist, kann ich einen Verfahrensfehler nachweisen, wenn ich eine schriftliche Bestätigung dafür erhalte, dass man Eurem Gemahl einen Rechtsbeistand vorenthält. Das verleiht mir sofort eine stärkere moralische Position. Ich glaube, dass ich sie durch diesen Winkelzug dazu zwingen kann, mich als seinen Verteidiger zu benennen.«
    Â 
    Als Desgrez am übernächsten Tag zurückkam, lag auf seinem Gesicht zum ersten Mal ein zufriedener Ausdruck, der Angéliques Herz vor Hoffnung schneller schlagen ließ.
    Â»Geschafft«, verkündete er voller Freude. »Der oberste Richter Séguier hat mich zum Verteidiger des der

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