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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Madame. Ich glaube weder an Gott noch an den Teufel.«
    Â»Seid still«, stammelte sie und bekreuzigte sich hastig.
    Sie eilte zu Florimond und drückte ihn an sich.
    Â»Hast du gehört, was er da sagt, mein Engel?«, flüsterte sie ihm zu. »Oh, die Männer sind doch alle verrückt.«
    Â 
    Nach kurzem Schweigen trat Desgrez auf sie zu.
    Â»Macht Euch keine Sorgen«, sagte er, »es steckt mit Sicherheit ein Schwindel dahinter, und den gilt es nun rechtzeitig aufzudecken. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass dieses Dokument äußerst besorgniserregend ist, denn es wird die Richter vermutlich am stärksten beeindrucken. Der Exorzismus wurde nach den Regeln des römischen Offizials durchgeführt. Die Reaktionen des Angeklagten belasten ihn schwer. Mir sind vor allem seine Reaktionen auf die Teufelsflecken und seine behexende Wirkung auf andere aufgefallen.«
    Â»Was meint Ihr damit?«
    Â»Die Dämonologen behaupten, dass verschiedene Punkte des Körpers, die sogenannten Teufelsflecken, empfindlich auf die Berührung eines zuvor exorzierten silbernen Stifts reagieren. Und während dieser Prüfung haben die Zeugen schreckliche und ›wahrhaft teuflische‹ Schreie gehört, die der Beschuldigte immer wieder ausstieß, obwohl eine Berührung mit diesem ungefährlichen Instrument einem gewöhnlichen Mann nicht das Geringste ausmachen würde. Und was die Behexung anderer
Personen betrifft, so wurde eine Frau hereingeführt, die alle bekannten Anzeichen der Besessenheit aufwies.«
    Â»Wenn es sich dabei um Carmencita handelt, traue ich ihr durchaus zu, dass sie ihre Rolle als Besessene vortrefflich gespielt hat«, bemerkte Angélique sarkastisch.
    Â»Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um diese Nonne handelt, aber ihr Name wird in dem Dokument nicht genannt. Wie dem auch sei, ich sagte ja schon, dass irgendetwas an der ganzen Geschichte faul klingt. Aber ich gehe davon aus, dass die Mitglieder des Gerichts sich bei jeder Gelegenheit darauf berufen werden, und deshalb muss ich es unbedingt entkräften. Unglücklicherweise ist mir bislang nichts eingefallen, was seine Verwendung unzulässig machen würde.«
    Â»Vielleicht kann Euch ja mein Gemahl Näheres dazu sagen.«
    Â»Wir wollen es hoffen«, antwortete der Advokat mit einem Seufzen.

Kapitel 11
    I n ihrem Kleid aus unschuldigem Schnee wirkte die gewaltige Festung der Bastille noch finsterer und schwärzer als sonst. Unter den tief hängenden Wolken stiegen von der Plattform des großen Turms dünne graue Rauchfäden auf. Zweifellos waren in den Räumen des Gouverneurs und der Wachen Feuer angezündet worden, aber Angélique konnte sich mühelos die eisige Feuchtigkeit in den Verliesen vorstellen, wo die »vergessenen« Gefangenen sich auf ihrem klammen Strohlager zusammenkauerten.
    Â 
    Desgrez hatte sie in eine kleine Schenke im Faubourg Saint-Antoine geführt, deren Wirt und vor allem dessen Tochter mit ihm befreundet zu sein schienen. Dort sollte sie bis zu seiner Rückkehr warten.
    Â 
    Von ihrem Platz neben dem Fenster konnte Angélique alles beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Deutlich konnte sie die Soldaten auf der vorgelagerten Bastion erkennen, die neben den Kanonen in ihre Hände bliesen und mit den Füßen stampften, um sich zu wärmen. Manchmal rief ihnen einer ihrer Kameraden von den hohen Zinnen herab etwas zu, und ihre lauten Stimmen hallten durch die eisige Luft.
    Â 
    Der Ort, an den Desgrez sie geführt hatte, war einer jener Plätze in Paris, wo er sich zu Hause fühlte, weil er mit Erinnerungen aus Kinder- oder Studententagen verbunden war oder den mehr
oder weniger alltäglichen Rahmen seiner beruflichen Aktivitäten bildete. Hier war man nicht weit entfernt vom Zentrum der Stadt mit seinem lärmenden Trubel, der noch einige Stunden in die Nacht hinein anhalten würde, denn in dieser Jahreszeit waren die Tage kurz, und was immer auch behauptet wurde, nur die wenigsten Pariser gingen gern bei Sonnenuntergang zu Bett.
    Es lockten die Theater, die Wirtshäuser, die Gesellschaften bei Freunden, ein paar hastige verbotene Verkäufe. Die Rufe hielten das Leben in Gang. Noch ein paar Stunden lang würde in Paris niemand an die bedrohliche Nacht denken, die den Messerstechern und Räubern gehörte.
    Die Schenke lag in der Rue de la Contrescarpe, die an den Gräben der Bastille

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