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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Monsieur de Masseneau vom König beauftragt wurde, diesen Prozess anzustrengen und die Verhandlung zu leiten...«
    Â»Den Vorschriften entsprechend, hätte der Vorsitzende Mesmon hier anwesend sein müssen, um seine Anklage selbst vorzutragen!«
    Â»Dann wisst Ihr also nicht, dass der Vorsitzende Mesmon gestern überraschend verstorben ist. Dennoch hatte er zuvor noch genügend Zeit, diesen Antrag vorzubereiten, der in gewisser Weise also sein Testament darstellt. Hier, Messieurs, seht Ihr ein sehr schönes Beispiel für das Pflichtbewusstsein eines hohen Beamten des Königreichs!«
    Â 
    Der ganze Saal erhob sich in ehrendem Gedenken an Monsieur Mesmon. Gleichzeitig wurden in der Menge vereinzelte Rufe laut.
    Â»Sein plötzlicher Tod ist das Werk des Teufels!«
    Â»Er wurde vergiftet!«
    Â»Das fängt ja gut an!«
    Â 
    Wieder griffen die Wachen ein.
    Der Vorsitzende Masseneau ergriff das Wort und erinnerte daran, dass es sich um eine nicht öffentliche Verhandlung handelte. Bei der geringsten weiteren Störung würden alle Zuschauer, die keine Rolle bei der Urteilsfindung spielten, des Saales verwiesen.
    Das Publikum beruhigte sich wieder.
    Maître Desgrez begnügte sich mit der Erklärung, die man ihm gegeben hatte, da sie einen Fall von höherer Gewalt darstellte. Er fügte hinzu, dass er die verlesenen Anklagepunkte unter der Bedingung akzeptierte, dass sein Mandant ausschließlich auf dieser Grundlage beurteilt wurde.
    Nachdem die Richter mit gedämpfter Stimme ein paar Worte
gewechselt hatten, erteilten sie ihre Zustimmung. Denis Talon stellte Masseneau als den Vorsitzenden des Gerichts vor und verließ feierlich den Saal.
    Der Vorsitzende Masseneau begann unverzüglich mit der Befragung.
    Â»Gesteht Ihr die Tatbestände der Hexerei und Zauberei, die Euch zur Last gelegt werden?«
    Â»Ich streite sämtliche Vorwürfe ab!«
    Â»Dazu habt Ihr nicht das Recht. Ihr werdet auf jeden Punkt der Anklageschrift einzeln eingehen müssen. Das ist übrigens in Eurem eigenen Interesse, denn es gibt Vorwürfe, die sich einfach nicht abstreiten lassen, und es wäre besser, wenn Ihr das auch selbst eingeständet, da Ihr geschworen habt, die volle Wahrheit zu sagen. Also: Gesteht Ihr, Gifte gemischt zu haben?«
    Â»Ich gestehe, hin und wieder chemische Mixturen hergestellt zu haben, von denen einige gefährlich sein könnten, wenn sie eingenommen würden. Aus diesem Grund habe ich sie auch nie zum Verzehr bestimmt oder verkauft, und ich habe sie auch nie benutzt, um jemanden zu vergiften.«
    Â»Ihr gebt also zu, giftige Substanzen wie grünen oder römischen Vitriol hergestellt und verwendet zu haben?«
    Â»Durchaus. Aber um das als ein Verbrechen zu werten, müsstet Ihr beweisen, dass ich tatsächlich jemanden damit vergiftet hätte.«
    Â»Vorerst genügt es uns, festzustellen, dass Ihr nicht abstreitet, mit Hilfe alchemistischer Verfahren giftige Substanzen hergestellt zu haben. Zu welchem Zweck dies geschah, damit werden wir uns später befassen.«
    Masseneau beugte sich über die dicke Akte, die vor ihm lag, und begann zu blättern. Angélique zitterte vor Angst, es werde jetzt gleich eine Anklage wegen Giftmords folgen. Sie erinnerte sich daran, dass Desgrez ihr von einem gewissen Bourié erzählt hatte, der zum Richter in diesem Prozess bestimmt worden war,
weil er als ein geschickter Fälscher galt und zweifellos den Auftrag hatte, die einzelnen Dokumente der Akte nach Belieben zu manipulieren. Denn den Richtern oblag auch die gesamte Vorbereitung des Prozesses, alle Ermittlungen, Überprüfungen, Verhaftungen, vorbereitenden Verhöre und Untersuchungen in dieser Angelegenheit.
    Angélique versuchte zu erkennen, bei welchem der Richter es sich um Bourié handeln könnte.
    Â 
    Masseneau blätterte immer noch in seinen Unterlagen. Endlich hüstelte er leise und schien allen Mut zusammenzunehmen.
    Zunächst murmelte er eher vor sich hin, dann wurde seine Stimme fester: »... Als Beweis für das Streben der königlichen Justiz nach Gerechtigkeit und Unparteilichkeit – falls es eines solchen Beweises überhaupt noch bedürfte – muss ich, bevor ich mit der Aufzählung der Anklagepunkte fortfahre, die jeder der vom König eingesetzten Richter hier vor sich hat, noch einmal betonen, wie schwierig und tückenreich sich unsere Voruntersuchungen gestaltet

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